FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018
Expansionen finden meistens in die großen Metropolen statt. Sind Sie auf die kleineren Standorte ausgewichen, weil die Großstädte schon zu teuer waren? Berlin wäre doch vor zehn Jahren super gewesen. Gartlgruber: Es gibt vieles, das für uns inter- essant gewesen wäre. Wir fragen uns aber nicht mehr, warum wir etwas nicht gemacht haben. Das wird uns immer wieder passieren. Samuiloff: Trivium ist vor zehn Jahren mit dem Fokus auf Wien gegründet worden und ging dann in die Bundesländer. Im Ausland arbeiten wir mit lokalem Know-how, das wir über die Jahre angebunden haben. Wir maßen uns nicht an, von hier aus fremde Märkte zu beurteilen. Das müssen erfahrene lokale Experten machen, die auch wissen, welche Fehler schon gemacht wurden. Das hilft uns bei der Projektumsetzung. Wie bewerkstelligen Sie Ihre Projekte in Vorarlberg und im Raum Bodensee? Gartlgruber: Ein Trivium-Mitinhaber leitet un- ser Büro in Bregenz und ist bestens vernetzt. Im Moment arbeiten Sie in Hard am Bodensee an einem größeren Projekt mit gemischter Nutzung. Wie viel Erfahrung haben Sie mit solchen Projekten? Gartlgruber: Die Vermietung der Halle und der Wohnungen ist kein Problem. Für die Errichtung eines Aparthotels haben wir uns entschieden, weil große Unternehmen in der Region sitzen. Wirtschaft und Politik haben sich deshalb ein Hotel gewünscht. Die Her- ausforderung ist, für das relativ kleine Hotel einen guten Betreiber zu finden. Auf welcher Basis setzen Sie in den Pro- jekten die Baukosten an? Und warum stellen Sie keine Liquiditätsreserven in den Investitionsplänen ein? Samuiloff: Wir können aufgrund unserer Erfahrung die Kosten sehr gut abschätzen und bauen in den Kalkulationen natürlich Puffer ein. Die Banken wollen das für die Kredit- genehmigungen sehen. Gartlgruber: Wir haben sehr gute und kriti- sche Investoren, die teilweise die Investitions- pläne genau prüfen und hinterfragen. Haben Sie deshalb hinterher weniger Diskussionen mit Ihren Investoren? Gartlgruber: Wir kalkulieren alle Projekte mit derselben Sorgfalt, legen alles transparent of- fen und suchen Lösungen für Probleme. Die Investoren werden auf dem Laufenden gehal- ten. Trotzdem gibt es immer wieder Diskus- sionen, wenn Projekte nicht plangemäß ver- laufen und Investoren darüber enttäuscht sind. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus? Gartlgruber: Wir arbeiten alle Projekte auf und nehmen die notwendigen Veränderungen vor. Kein Projekt ist jedoch wie das andere, auch nicht, wenn es in der Nachbarschaft ist. Der Unterschied steckt im Detail. Das wird immer eine Herausforderung bleiben. Holen Sie sich mit kritischen Investoren nicht unnötig Ärger ins Haus? Gartlgruber: Nein, man muss hier früher ansetzen. Wir haben nicht für alle Investo- ren das richtige Produkt, und nicht alle Projekte sind für jeden Investor geeignet. Das Schlimmste für alle ist, wenn die falschen Investoren in einem Projekt stecken. Gehen Sie bei Projekten selbst mit Eigenkapital ins Risiko? Gartlgruber: Das Unternehmen grundsätzlich nicht, aber in vielen Projekten ist das Manage- ment privat beteiligt. In Summe sind wir mit acht Prozent des gesamten Eigenkapitals in unterschiedlichen Projekten investiert. Samuiloff: Wir stehen grundsätzlich im Risi- ko. Wenn wir keinen Gewinn machen, arbei- ten wir für das Projekt gratis, weil de facto am Anfang nur die Konzeption abgegolten wird und wir das Geld erst bekommen, wenn wir Gewinn machen. Ein höheres wirtschaftliches Risiko kann man nicht haben. Vielen Dank für das Gespräch . ALEXANDER ENDLWEBER | FP » Wir haben nicht für alle Investoren das richtige Produkt, und nicht alle Projekte sind für jeden Investor geeignet. « Walter Gartlgruber, Trivium Walter Gartlgruber: „Es wäre in der Vergangenheit vieles für uns interessant gewesen. Wir fragen uns aber nicht mehr, warum wir etwas nicht gemacht haben. Das wird uns immer wieder passieren.“ Walter Gartlgruber Walter Gartlgruber ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Trivium GmbH. Vor der Unternehmens- gründung war der 46-Jährige bei der Skandia Versiche- rung, der Constantia Privatbank und bei der Erste Bank tätig. Bei Trivium ist Gartlgruber für den Immobilieneinkauf verantwortlich. In den ersten Jahren war Trivium auch im Wertpapiergeschäft tätig. Die Beteiligung an der Wepa Investmentgesellschaft wurde im Sommer 2017 abge- stoßen. Seither konzentriert sich Trivium auf Immobilien- projekte in der Größenordnung 5 bis 15 Millionen Euro. 133 www.fondsprofessionell.at | 2/2018
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