FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

Gartlgruber: Wir sehen das schon seit zwei, drei Jahren bei den Abschlüssen und bei der Dauer im Verkauf. Es gibt weniger Käufer, sonst hätten wir einen stärkeren Preisanstieg. Jede Wohnung muss für sich überzeugen. Die Leute sind nicht bereit, für einen theoretisch günstigen Preis eine schlechtere Wohnung zu kaufen. Stattdessen kaufen sie lieber gar keine und warten ab. Für Qualität ist man in der Regel mehr zu zahlen bereit. Was macht die Qualität einer Wohnung aus? Gartlgruber: Wir überlegen uns heute schon, wie die Wohnung sinnvoll genutzt und mö- bliert werden kann. Freiflächen, Terrassen und Balkone haben heute eine größere Bedeutung für die Wertigkeit einer Wohnung als früher. Ihre aktuellen Vorsorgewohnungen in Wien sind ab durchschnittlich 4.500 Euro pro Quadratmeter zu haben. Wie hoch sind denn Ihre Gestehungskosten? Gartlgruber: Auch am Stadtrand kann man nicht mehr unter 4.000 Euro pro Quadrat- meter bauen. Wie sehen denn die Kosten in den ande- ren Märkten aus, in denen Sie tätig sind? Gartlgruber: In Slowenien waren die Grund- stückspreise, aber auch die Verkaufspreise niedriger. In Prag sind wir in sehr guten Lagen in der Innenstadt. Dort sind die Preise so extrem gestiegen, dass sie auf der End- kundenseite nicht mehr darstellbar sind. Und bei unserem Projekt in Hard am Bodensee mit einer Mischnutzung rechnen wir auch mit Ge- stehungskosten von bis zu 4.000 Euro. Bauträger klagen regelmäßig über den Mangel an verfügbaren Baufirmen. Wie geht es Ihnen damit? Gartlgruber: Nicht nur die Verfügbarkeit ist ein Thema. Wir wollen mit den besten Firmen arbeiten. Samuiloff: Das hängt auch vom Projekt ab. In Hard bauen wir etwas auf die grüne Wiese, die gut zugänglich ist. In Lindau bauen wir mitten im Zentrum, was auch logistisch eine Herausforderung ist. Wie kommen Sie an Ihre Projekte, und wie viele prüfen Sie, bis eines Ihre Zustimmung findet? Gartlgruber: Die Projekte werden uns von überall zugetragen. Voriges Jahr haben wir 180 Projekte geprüft und 98 Prozent verwor- fen, weil sie grundsätzlich nicht gepasst haben oder für uns nicht attraktiv waren. Wie kam es dazu, dass Sie als Wiener Unternehmen imAusland investieren? Gartlgruber: Zunächst sind über unsere Kon- takte Steyr, Leoben und Klagenfurt dazu- gekommen. Von Kärnten aus ist ein Markt- eintritt in Slowenien der nächste Schritt. Auch die Investments in Prag sind durch die Unter- nehmensentwicklung entstanden. In Osteuropa haben sich viele Investoren die Finger verbrannt, weil sie die Mög- lichkeiten und Potenziale über- und die Risiken unterschätzt haben … Gartlgruber: Wenn Märkte schnell nach oben gehen, sind wir kritisch. Wir haben auch nicht in Berlin investiert, weil wir zu spät dran waren. Am liebsten beschäftigen wir uns mit Märkten und Projekten, die in einer schwie- rigen Situation sind, und investieren „dis- tressed“. Im Normalfall erholt sich jeder Markt wieder. Das haben wir zuletzt in Mar- burg und Laibach in Slowenien gesehen. Im Moment ist es schwierig, etwas zu finden, bei dem man nicht das Gefühl hat, dass man auf einen rasenden Zug aufspringt. Wie lösen Sie dieses Dilemma? Gartlgruber: Die Suche dauert länger. Wir haben im Wiener Speckgürtel über ein Jahr gesucht und alles verworfen. Jetzt sieht es so aus, dass wir ein nicht ganz einfaches Projekt anbinden können, das für uns attraktiv ist. Bei Projekten, die jeder kann, kommen wir meis- tens nicht zum Zug, weil andere mehr Geld zu zahlen bereit sind. Eric Samuiloff: „Die Leute sind mit weniger Wohnfläche zufrieden, weil sie nicht mehr brauchen und nicht bereit sind, dafür zu zahlen. Was man sich im Vergleich zur größeren Wohnung erspart, kann für Freizeit ausgegeben werden.“ » Wir maßen uns nicht an, von Wien aus fremde Märkte zu beurteilen. Das müssen erfahrene Experten vor Ort machen. « Eric Samuiloff, Trivium Foto: © Günter Menzl Eric Samuiloff Eric Samuiloff ist seit Mai 2015 geschäftsführender Gesellschafter in der Trivium GmbH. Der ehemalige Banker blickt auf eine mehr als 30-jährige Karriere im Finanzbereich zurück. Vor seinem Einstieg bei Trivium war Samuiloff (55) Geschäftsführer von Swiss Life Österreich und Vorstand bei C-Quadrat. Seit Herbst 2015 ist er Obmann der Fachgruppe der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Wien. Samuiloff besitzt die Berech- tigung als gewerblicher Vermögensberater und ist zudem Unternehmensberater. sachwerte I eric samuiloff + walter gar tlgruber | trivium 132 www.fondsprofessionell.at | 2/2018

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