FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

umgekehrt. Die Befindlichkeiten sind nicht da, dass man sagt, das muss jetzt unbedingt der oder der machen. Brenna : Grundsätzlich übernehmen wir die gesamte Bank mit allen Tochtergesellschaften und planen, die auch so weiterzuführen. Na- türlich muss man das im Detail anschauen. Ramsauer: Vermögensverwaltung für den Kunden werden wir selbstverständlich in Österreich machen. Die Frage ist, wo der eine oder andere Publikumsfonds gemanagt wird. Wir haben gesehen, dass bei einer Über- nahme im Zweifel das österreichische Fondsmanagement eingestampft wird. Etwa bei der Union Invest, die die Volks- banken KAG übernommen hat. Ramsauer: Unser Kerngeschäft im Bereich Investmentfonds besteht imWesentlichen aus Spezialfonds. Auf reine Publikumsfonds ent- fällt ein kleiner Teil des Volumens. Eine wei- tere Spezialität sind unsere großen Immo- bilienfonds. In diesem Bereich hat die LLB kein vergleichbares eigenes Angebot. Selbst- verständlich werden wir zum Beispiel unseren österreichischen Aktienfonds weiter von Österreich aus managen. Welche Sparten erwirtschaften in der fusionierten Einheit den größten Ertrag? Brenna: Wir haben in der LLB Österreich grundsätzlich reines Private-Banking-Ge- schäft. Die Semper Constantia ist sehr stark im institutionellen Bereich, was die Assets angeht. Die Erträge sind natürlich im Private Banking höher. Die Kombination der beiden macht es so interessant. Grundsätzlich wird von der Assetseite her immer noch der größte Teil institutionelles Vermögen sein, aber in der Ertragsstruktur wird das ungefähr ausge- glichen sein, wenn man die zwei Banken zusammenführt. Ramsauer : Die Semper Constantia hat derzeit bei den Erträgen – nicht im Volumen – etwas weniger als ein Drittel in der Vermögens- verwaltung, etwas mehr als ein Drittel beim Depot- und Investmentfondsgeschäft und genau ein Drittel im Immobiliengeschäft. Es war immer unser Ziel, die Vermögensverwal- tung zu stärken: Hier ist die Volatilität nicht so hoch, und man hat eine sehr breite Ertrags- basis. Nach der Zusammenlegung wird die Vermögensverwaltung den größten Ertragsteil darstellen. Das ist genau das, was wir immer wollten. Ich muss dazu sagen: Wir wären selbst sehr an der LLB Österreich interessiert gewesen aus genau diesem Grund. Aber wir wussten, dass die LLB das Standbein in Österreich nie verkauft hätte, weil es zu wichtig ist. Bekommen eigentlich Ihre Kundenbera- ter punkto Digitalisierung neue Tools? Brenna : Wir arbeiten daran. Das Kernbanken- system, mit dem die Kundenberater arbeiten und wo alle Kunden gebucht sind, wird ange- passt. Die Prozesse innerhalb der Bank wer- den stärker automatisiert, es wird weniger händisch gemacht. Das Wichtige ist: Das Fondsgeschäft greifen wir momentan nicht an. Da hat die Semper Constantia technologisch eine Lösung, auf die die Kunden sehr positiv reagieren. Was neu kommt, sind die Digitali- sierungsmöglichkeiten, die auf der alten Platt- form den Kunden nicht geboten werden. On- line- und Mobile Banking, Videoidentifi- kation, Videochat. Wir arbeiten an Video- beratung. In der Anlageberatung haben wir das LLB- Invest-Modell, das sehr stark toolunterstützt ist, wo zwar der Berater die Schnittstelle zum Kunden ist, aber eine große technologische Maschinerie im Hintergrund Portfoliooptimie- rung und -visualisierung durchführt. Man kann mit dem Kunden in Echtzeit das Port- folio durchoptimieren, schauen, wie Risk- Return variiert, da gibt es sehr viele Möglich- keiten, die die Berater aktuell nicht haben. Diese Modelle sieht man in der Schweiz schon vermehrt, in Österreich etwas weniger. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Bernhard Ramsauer: „Es gibt noch genug unverwaltetes Vermögen in Österreich. Aber natürlich befinden wir uns auch in einem Verdrängungswettbewerb. Es wird weitere Konsolidierungen geben.“ » Wir werden nach der Akquisition noch 400 Millionen Franken Überschusskapital haben. Das heißt, wir haben das Potenzial, weitere Übernahmen zu tätigen. « Gabriel Brenna, LLB 237 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 Gabriel Brenna Gabriel Brenna ist Leiter Private Banking der liechtenstei- nischen LLB-Gruppe. Zugleich ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG und soll das in der fusionierten Bank blei- ben. Brenna hat an der ETH Zürich promoviert (Electrical Engineering, Semiconductors). Er war bei Philips Semi- conductors ebenso tätig wie in der Lehre an der ETH Zürich und beim Halbleiterunternehmen ACP sowie bei McKinsey. Seit 2012 ist Brenna Mitglied der Geschäfts- leitung der Liechtensteinischen Landesbank.

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