FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

Brenna: Genau. Mit dem Zusammenschluss erreichen wir diese kritische Größe klar. Österreich wird dadurch der zweitgrößte Markt für uns, größer als die Schweiz. Das verdeutlicht die Bedeutung für die LLB-Grup- pe. Wir werden nach der Akquisition noch 400 Millionen Franken Überschusskapital haben. Das heißt, wir haben das Potenzial, weitere Übernahmen zu tätigen. Unsere Stra- tegie ist Wachstum, Profitabilität, Innovation, Exzellenz. Und profitables Wachstum hat für uns eigentlich nach wie vor Priorität. Vor dem Hintergrund haben wir die Augen offen in den drei Märkten Liechtenstein, Schweiz und Österreich. Gibt’s schon konkrete Gespräche? Brenna: Nichts, was man kommunizieren kann. Stünde auch jemand ganz Großer zur Diskussion? Etwa eine der marktführen- den KAGs aus einer der Topbanken? Brenna: Für uns ist das Hauptkriterium, dass es zur Strategie passt. In der Schweiz hat es viele Konsolidierungen gegeben, und man hat gesehen, es ist nicht so einfach, den richtigen Player zu finden. Oft haben ja Banken, die konsolidieren, ein Problem. Da gibt’s Auf- räumarbeiten. Ein Fall, wie wir ihn bei der Semper Constantia hatten, ist eigentlich ein- zigartig, wo die Strategie eine natürliche Er- gänzung ist. Die meisten Merger, die nicht funktionieren, scheitern am kulturellen Fit, weil man zu wenig darüber nachgedacht hat, ob die Geschäftsmodelle oder die Unterneh- menskulturen zusammenpassen. Die LLB hebt groß hervor, dass es seit 2014 überhaupt keine Retrozessionen mehr für eigene oder Drittfonds gibt. In- wieweit muss sich die Semper Constantia da anpassen? Ramsauer : Wir schauen uns genau die ver- schiedenen Pricing- und Produktmodelle an. Wir entscheiden, was für den österreichischen Markt das Beste ist. Das heißt, für die LLB sind Kickbacks in Österreich künftig kein Tabu mehr? Brenna: Das ist noch offen. Die Kunden in den Märkten sind Unterschiedliches gewohnt. Ramsauer : Wir werden immer versuchen, optimale Lösungen für den lokalen Markt zu finden. Punkto Pricing-Modelle hat die LLB Erfahrung mit Performancegebühren gesammelt. Werden diese auf die Ange- bote der Semper Constantia übertragen? Brenna : Das muss man diskutieren. Ramsauer : Wir haben bereits Kunden mit per- formanceorientierten Fees. Ich selber bin aus Kundensicht kein wahnsinnig großer Fan da- von. Wenn performanceorientierte Modelle nicht richtig gestaltet sind, tendiert man dazu, das Risiko des Kunden eher etwas zu erhö- hen. Denn tendenziell verdient der Manager mehr, wenn er ins Risiko geht. Wird die Marke Semper Constantia komplett fallen und werden sämtliche Fonds umbenannt? Ramsauer: Auch da sind wir am Arbeiten, aber die Entscheidung ist grundsätzlich gefal- len, dass die Bank Liechtensteinische Landes- bank (Österreich) AG heißen wird. Ich halte nicht viel von Zwei-Brand-Strategien. Natür- lich tut es ein bisserl weh, nachdem wir uns erst vor Kurzem neu positioniert und das Logo gestaltet haben. Nur ganz ehrlich, der Erfolg im Markt hängt nicht vom Namen ab. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass der Eigentümer das so will. Brenna : Natürlich wäre es kurzfristig einfa- cher, den Namen Semper Constantia zu be- lassen. Aber die LLB existiert seit 1861. Da- mit verbindet man Langfristigkeit, Stabilität und Sicherheit. Das ist gerade für institutio- nelle Kunden extrem wichtig. Ein Problem mit Re-Branding hat ein Kunde nur, wenn er das Gefühl hat, es wird alles anders gemacht. Wenn er sieht, es sind dieselben Personen da, aber er hat mehr Angebot, dann ist das kein Thema für ihn. Werden alle Konzerngesellschaften und Geschäftsfelder der Semper Constantia von Master-KAG bis Depotgeschäft geschlossen mitübernommen? Und was ist mit dem österreichischen Fondsma- nagement? Bleibt es hier? Ramsauer : Das überprüfen wir. Vielleicht werden wir manches, das in Liechtenstein gemanagt wird, in Österreich machen. Oder » Wir wären selbst sehr an der LLB Österreich interessiert gewesen. Aber wir wussten, dass die LLB das Standbein in Österreich nie verkauft hätte. « Bernhard Ramsauer, Semper Constantia Gabriel Brenna: „In der Anlageberatung haben wir das toolunterstützte LLB-Invest-Modell. Man kann mit dem Kunden in Echtzeit das Portfolio durchoptimieren. Diese Modelle sieht man in der Schweiz vermehrt, in Österreich weniger.“ bank & fonds I gabriel brenna, bernhard ramsauer | llb österreich 236 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 Foto: © Marlene Fröhlich | LuxundLumen Bernhard Ramsauer Bernhard Ramsauer ist CEO der Semper Constantia. Die- se dürfte im September mit der LLB Österreich zur Liech- tensteinischen Landesbank (Österreich) AG fusionieren. Ramsauer wird vorerst CEO bleiben, 2019 soll er in den Aufsichtsrat wechseln. Ramsauer ist Miteigentümer der Bank (gemeinsam mit den Vorstandskollegen Harald Friedrich und Ulrich Kallausch). Mehrheitlich gehört das Institut Hans Peter Haselsteiner. Die Semper-Constantia- Hauptaktionäre erhalten im Zuge des Verkaufs rund sechs Prozent des Kapitals und der Stimmrechte an der LLB.

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