FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

palette von synthetischer auf physische Replikation zahlt sich aus. Allein im vier- ten Quartal lagen die Zuflüsse bei 5,5 Mil- liarden Euro, im Dezember waren wir so- gar der absatzstärkste Anbieter in Europa. ETFs werden immer stärker als Portfolio- bausteine genutzt – sei es von Robo-Bera- tern oder in der Vermögensverwaltung. Mifid II sorgt für eine deutlich höhere Ko- stentransparenz, die den ETFs Rücken- wind verschafft. Viele Finanzdienstleister haben schon im Vorfeld der Mifid-II-Ein- führung begonnen, Geld in ETFs umzu- schichten, und dieser Trend wird anhalten. In diesem Zusammenhang gibt es ein Marktsegment, das viele Anbieter unter- schätzen: Schweizer Privatbanken. Warum sind gerade diese Institute so interessant? Sie sitzen in der Schweiz, exportieren ihre Dienstleistung aber nach Asien, beispiels- weise nach Singapur und Hongkong. Das ist ein riesiger Markt. Schweizer Privatban- ken verwalten in Summe rund 3,5 Billio- nen US-Dollar, und nur zwei Prozent der Kundenportfolios sind in ETFs investiert. Die Regulierung sorgt nun für einen Trend hin zu Vermögensverwaltung und Hono- rarberatung mit günstigen Portfoliobausteinen. Da schlummert ein riesiges Potenzial für ETFs. Darum ist es essenziell, dieses Segment richtig zu betreuen. Sie hatten 2015 das ETF-Geschäft in den USA ausgebaut – mit beachtlichem Er- folg. 2016 gab es dann allerdings hohe Abflüsse, und auch das vergangene Jahr war schwierig. Lohnt es sich überhaupt, Ressourcen in diesen sehr kompetitiven Markt zu stecken? Wir bieten in den USA vor allem währungs- gesicherte ETFs an. Das hat gut funktioniert, als der Dollar stark war. Bei einem schwachen Dollar hingegen ergibt es für US-Amerikaner wenig Sinn, bei Anlagen an ausländischen Börsen das Währungsrisiko abzusichern. Wir haben nun begonnen, weitere Produkte ein- zuführen, vor allem Smart-Beta-ETFs. Wir möchten in den USA nicht mit Branchen- riesen wie Vanguard, Blackrock oder State Street konkurrieren. Einen weiteren ETF auf den S&P 500 müssen wir dort nicht anbieten, das ist nicht unsere Strategie. In den Nischen sehen wir aber noch großes Potenzial, insbe- sondere imAnleihenbereich. Meiner Meinung nach ist es für jeden globalen Asset Manager unerlässlich, in den USA mit eigenen Fonds vertreten zu sein. Amerika ist auch ein wich- tiges Produktionszentrum für uns, insbeson- dere für alternative Anlagen. Bei den Kunden- gruppen gehen wir aber selektiv vor. Wir müssen in den Vereinigten Staaten nicht alles für jeden bieten. Sie sind seit Kurzem auch Chef der EMEA-Region. Was bringt die neue Rol- le mit sich? Die Überlegung dahinter war, dass diejenigen, die Ansprechpartner für unsere Kunden sind, auch die entsprechenden Regionen vertreten sollen. Eine wichtige Aufgabe wird sein, gemeinsam mit den Kollegen unsere neue Unternehmenskultur zu stärken, also die Wer- te, für die die DWS steht, zu leben. Operativ bin ich nun auch für Themen wie die Digita- lisierung und das Marketing verantwortlich. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Ich möchte mich nicht damit abfinden, dass selbst in wohlhabenden Industrienationen wie Deutschland viele Millionen Menschen ihr Geld nicht sinnvoll anlegen. Ich bin fest da- von überzeugt, dass Technologie dabei helfen kann, aus Sparern Anleger zu machen. Daher sehe ich es als meine Aufgabe an, den Markt zu vergrößern. Ich bin stolz darauf, dass wir in Deutschland rund 26 Prozent Marktanteil bei Wertpapierpublikumsfonds und ETFs ha- ben. Ich wäre aber auch mit 24 Prozent zu- frieden – wenn dafür der Markt doppelt so groß wäre. Ich möchte eine treibende Kraft sein, neue Anleger für eine sinnvolle Alters- vorsorge und eine stärkere Aktienkultur zu ge- winnen. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP 193 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 portmarke – selbst in Asien“ » Keine Frage: Der Verkauf von Fonds wird uns auch die kommenden 20 Jahre ernähren. Aber wir kommen nicht umhin, uns heute schon fit zu machen für die Digitalisierung. « Thorsten Michalik, DWS

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