FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

169 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 den Beratern helfen sollen“, so der CEO wei- ter. Zugleich warnt Obererlacher davor, dass das Umfeld für kleinere Wertpapierfirmen und einige Pools in Zukunft noch herausfor- dernder wird. „Für kleinere Unternehmen wird es zunehmend schwieriger. Nach Mifid II kommen nun die Datenschutz-Grundver- ordnung und danach die IDD. Die DSGVO hat uns schon einiges an Geld gekostet, für kleinere Firmen wird das sehr aufwendig.“ Diese Bedenken teilt auch Bohrn, der berich- tet, dass viele der kleineren Firmen oftmals erst im Tagesgeschäft sehen, wie hoch der Aufwand ist, um den regulatorischen Anfor- derungen gerecht zu werden: „Bei den kleinen Wertpapierfirmen, denen es an umfassenden digitalen Lösungen fehlt, sehen wir, dass ei- nige mit den längeren neuen Prozessen kämp- fen.“ Die Wirtschaftskammer will diese Un- ternehmen daher nun mit entsprechenden Lö- sungsanbietern zusammenbringen. „Wir wer- den am 24. Mai eine Veranstaltung durchfüh- ren, zu der wir Anbieter von digitalen Lösun- gen einladen werden. Diese haben dann in ei- nem kurzen Pitch die Möglichkeit, sich vor- zustellen. Wir wollen die Softwareanbieter mit den Firmen vernetzen. Interessierte Unterneh- men können sich gern direkt an uns wenden.“ Umsatz auf Vorjahresniveau Trotz der Umstellung lag das Geschäft bei Swiss Life Select laut Obererlacher im Jänner jedoch ungefähr auf dem Niveau des sehr gu- ten Vorjahres. Bei JDC lässt sich laut JDC- Chef Varga nur schwer nachvollziehen, inwie- weit der Fondsabsatz am Jahresanfang tat- sächlich durch die Mifid-II-Einführung beein- flusst wurde. Schließlich gab es bei JDC im Vergleich zum Vorjahr einige Veränderungen. So wurde mit Jahresanfang bei JDC etwa ein neues Entgelt-/Provisionsmodell eingeführt. „Daran müssen sich die Berater erst gewöh- nen, für viele ist das völlig neu. Zum anderen setzen wir seit Anfang Jänner ausschließlich ein elektronisches Beratungsprotokoll ein und arbeiten mit individuellen - an die jeweiligen Kundensituation angepasste – Kostenauswei- sen. Für die Berater bedeutet dies natürlich ei- ne Umstellung, der Kunde sieht nun bereits im Vorfeld genau, was das Produkt in Zukunft kosten wird. Ein Vergleich des Zeitraums ist somit nicht wirklich möglich beziehungsweise sinnvoll“, erklärt Varga. Zielmarktdefinition So ganz ohne Probleme verlief die Mifid- II-Einführung in der Praxis dann doch nicht. Weil Fondsanbieter und Vertriebe neuerdings einen Zielmarkt für ihre Produkte definieren müssen, damit Investoren nur noch passende Fonds angeboten werden, haben viele daher im Vorfeld ihr Produktangebot deutlich ge- strafft. „Wir haben gesehen, dass es unter- schiedliche Herangehensweisen im Bereich der Produktvielfalt gab. Während bei einigen alles gleich geblieben ist, gab es bei anderen einen deutlichen Schnitt. Das hängt meistens von unterschiedlichen Geschäftsmodellen ab. Es ist allerdings noch nicht absehbar, ob dies eine dauerhafte Entwicklung ist oder ob wie- der mehr Produkte aufgenommen werden, wenn sich der Aufwand für die Unternehmen wieder normalisiert hat“, weiß WK-Mann Bohrn zu berichten. Mittlerweile ist jedenfalls bekannt, dass die Sorge der Vertriebe nicht ganz unberechtigt war, längst nicht alle Fonds- anbieter und Datenlieferanten dürften es ge- schafft haben, pünktlich zum Jahresstart alle nötigen Informationen über ihre Produkte be- reitzustellen. Viele Fonds dürften deshalb vor- übergehend aus dem Verkauf genommen wor- den sein. „Wir haben im Hinblick auf die An- forderungen im Zusammenhang mit Product Governance und dem neuen Rundschreiben der Finanzmarktaufsicht zu ‚Kriterien zur Be- urteilung von Kenntnissen und Kompetenzen von Anlageberatern und Personen, die Infor- mationen zu Anlageprodukten erteilen' unser Fondsuniversum verkleinert, allerdings hatten wir selbst bei diesem reduzierten Universum anfangs ein Problem mit den Datenlieferun- gen. Gewisse Anfangsschwierigkeiten sind al- so durchaus zu sehen gewesen“, so Varga. Und auch Obererlacher gibt zu: „Der ganze Prozess war für uns schon aufwendig, sowohl in der Recherche als auch in der Abstimmung mit den Produktpartnern. Bei einer breiten Produktpalette tut man sich da natürlich nicht leichter.“ Ähnliches hört man im Übrigen auch von anderen Vertrieben, und auch Bohrn bestätigt, dass es einige Vorkommnisse in dieser Rich- tung gegeben hat, Zielmarktdefinitionen nicht vorhanden waren und die Produkte dann auch nicht vertrieben wurden. „Das wird sich aller- dings in den kommenden Monaten einspie- len“, ist sich der Geschäftsführer des Fach- verbands sicher. GEORG PANKL | FP Ing. Michael Veit, Finanzadmin: „Wir konnten das Bestandsvolumen sogar mehr als verdoppeln.“ Mag. Alexander Varga, JDC: „Der gesamte Prozess würde dann digital abgewickelt werden.“ Mag. Philipp H. Bohrn, WK: „Das wird sich allerdings in den kommenden Monaten einspielen.“

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