FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018
boten werden. Damit verzichtet man auf Rückvergütungen … Ja, es war die klare Vorgabe, letztendlich ein kostenmäßig wirklich interessantes Produkt zur Verfügung stellen zu können. Das Ziel muss sein, dass der Kunde zufrieden ist. Wenn es um die Veranlagung geht, muss der Kunde schließlich Entscheidungen treffen, die das gesamte Leben beeinflussen können. Wir möchten, dass die fondsgebundene Lebens- versicherung wirklich für die Pensionsvorsor- ge herangezogen wird und nicht für eine kurz- fristige Veranlagung. Seit Jahresanfang sorgen die Basisin- formationsblätter für zusätzliche Trans- parenz. Merkt man davon bereits etwas im Vertrieb? Ja, die Basisinformationsblätter können im In- ternet angesehen werden und erleichtern den Vergleich der Kosten. Da sieht man, wie sich der Rückkaufswert nach einem Jahr, fünf Jah- ren, nach zehn Jahren entwickelt. Das gibt noch einmal zusätzliche Transparenz. Dabei muss ich sagen, dass viele Makler sich schon sehr gut auf das Thema Kostentransparenz vorbereitet haben. Also die haben nicht abge- wartet – „Was kommt jetzt von den Versiche- rern?“ –, sondern haben selber die Eigen- initiative ergriffen. Das habe ich jetzt in den ersten Wochen und Monaten auch gesehen, wo wir mit etlichen größeren Maklerverbin- dungen Termine gehabt haben. Das hat mich positiv überrascht. Ein Thema, das die Makler auch beschäftigt, ist der Onlinevertrieb der Versicherungen. Es wird befürchtet, dass die Versicherungen in Zukunft stärker Direktgeschäft machen wollen und der Makler auf der Strecke bleibt. Ist diese Angst begründet? Ich habe jetzt nicht die Angst, dass der Onli- neverkauf dem klassischen Makler oder dem klassischen Exklusivvertrieb das Geschäft wegnimmt. Allerdings muss man als Versi- cherung in der heutigen Zeit alle Kanäle be- spielen, wir wollen natürlich auch im Bereich des Onlinegeschäfts nicht auf der Strecke blei- ben. Bis dato werden online allerdings nur sehr einfache Produkte abgeschlossen. Die be- ratungsintensiven Produkte werden nach wie vor über die klassischen Vertriebswege ver- kauft und abgewickelt, und das wird sich mei- ner Meinung nach auch in den nächsten Jah- ren nicht ändern. Zudem sehen wir den Trend, dass sich Kunden zwar online informieren, der Abschluss dann allerdings beim Berater gemacht wird. Wie groß ist der Anteil des Online- geschäfts aktuell? Also generell kann man sagen, dass aktuell zwei Prozent der Abschlüsse über die Online- schiene kommen – der Rest über die klassi- schen Vertriebswege. Die Datenschutz-Grundverordnung, die mit Ende Mai in Kraft treten wird, sorgt für einige Besorgnis in der Branche. Wie bereitet man sich als Versicherung darauf vor? Die DSGVO betrifft die gesamte Kommuni- kation, ob zum Kunden oder auch in Richtung der Vertriebspartner. Zudem geht es auch um das Thema der Speichermedien oder die Art und Weise, wie Akten vernichtet werden. Es muss in Zukunft – noch stärker, als es heute bereits der Fall ist – darauf geachtet werden, dass mit Daten sauber umgegangen wird. Inwieweit wird sich die Kommunikation zwischen Makler und Versicherung ver- ändern? Viel Zeit ist ja nicht mehr, und die Strafen sind, mit fast 20 Millionen Euro oder bis zu vier Prozent des welt- weiten Jahresumsatzes, drakonisch. Ja, wir sind auch gerade dabei, die Kommu- nikation mit Kunden und Vertriebspartnern zu überarbeiten und anzupassen. Da geht es um verschiedene Fragen. Wie schreibe ich heute einem Kunden? Wie schreibe ich heute einem Makler? Was kommuniziere ich? Welche Da- ten darf ich weitergeben? Was darf man nicht weitergeben? Wie kommentieren wir? Wir versuchen jedenfalls, unsere Makler und un- sere Vertriebspartner durch Schulungen ent- sprechend vorzubereiten. Zudem sind wir na- türlich dabei, in der Kommunikation mit dem Makler letztendlich alles digital zu machen, das ist allerdings nicht von heute auf morgen machbar. Das ist ein längerfristiger Prozess. Ein Thema, das die Branche ebenfalls seit langer Zeit beschäftigt, ist die Frage, wie es mit der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge weitergeht. Bei der Uniqa wurde das Neugeschäft ja einge- stellt. Was würden Sie sich da von der Regierung beziehungsweise vom neuen Finanzminister wünschen? Ich will mich dabei gar nicht auf ein Produkt fokussieren, ich glaube, eines ist klar: Es ist notwendig, die dritte Säule (private Vorsorge) sowie die betriebliche Vorsorge zu fördern. Natürlich wünscht man sich als Versiche- rungswirtschaft, dass es gerade in diesen Be- reichen, die so brennend sind wie die Pensi- onsvorsorge oder auch das Thema Pflegevor- sorge, Unterstützung seitens der Politik gibt. Gerade im Bereich der Pflegevorsorge sollte es nach Abschaffung des Pflegeregresses eine Überlegung in Richtung eines geförderten Vorsorgeprodukts geben. Die Bundesländer diskutieren intensiv, weil sie nicht wissen, wie sie das finanzieren sollen. Da wäre es durch- aus ein Ansatzpunkt, die private Eigenvorsor- ge staatlich zu unterstützen. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP fonds & versicherung I peter humer | uniqa 158 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 Foto: © Marlene Fröhlich | Luxundlumen Dr. Peter Humer: „Also generell kann man sagen, dass aktuell zwei Prozent der Abschlüsse über die Onlineschiene kommen – der Rest über die klassischen Vertriebswege.“
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