FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

von steigenden Zinsen, was längerfristig auch für die Aktienmärkte ein Problem darstellt. Die Zinsstrukturkurve verflacht sich zuneh- mend, und wenn wir erst eine inverse Zins- kurve sehen, dann sollten alle Warnlam- pen aufleuchten. Zudem könnte sich die Lohninflation in den USA nega- tiv auf die hohen Unternehmensmar- gen auswirken. Grundsätzlich befin- den wir uns in einem späten Stadium des Konjunkturzyklus.Was allerdings nicht bedeutet, dass uns unmittel- bar eine Rezession bevor- steht. In der Vergangen- heit war es nicht unty- pisch, dass diese letzte Phase der Expansion zwei Jahre oder sogar länger gedauert hat.  In den 1990er-Jahren hat- ten wir zum Beispiel einige Jahre lang eine flache Zinsstrukturkur- ve, bevor sie invertiert ist und die Märkte ge- dreht haben. Man sollte also noch nicht zu viel Risiko rausnehmen? Natürlich ist die Verlockung groß, bei einer etwas hö- heren Marktvolatilität Risi- ko herauszunehmen. Solange sich die Fundamentaldaten nicht verschlechtern, ist das Ri- siko, mehr Performance liegen zu lassen, als man verlieren würde, wenn man voll inves- tiert wäre, allerdings signifi- kant. Dies bestätigt auch eine Auswertung über die vergan- gen fünf Konjunkturzyklen in den USA. Natürlich will ich damit nicht vorschlagen, bis zum allerletzten Tag volles Ri- siko zu fahren. Bei den Income- Strategien haben wir beispiels- weise auch durchaus schon eini- ges an Risiko herausgenommen. So haben wir im vergangenen Jahr High Yields um elf Prozent abge- baut. Auch der Kreditzyklus ist weit fortge- schritten, und die Spreads sind eng. Kursge- winne sind hier relativ unwahrscheinlich. Wie geht man im Income- Fonds mit dem Zinsän- derungsrisiko um? Wir setzen auf Aktien, Hybridanleihen oder va- riabel verzinste Anlei- hen, die ein geringeres Zinsrisiko aufweisen, aber ein konstantes Ertragsprofil für das Portfolio bieten. Wichtig ist dabei, die Duration und die Zinssensitivität aktiv zu steuern. Dies er- folgt einerseits über die Top-down-Ver- mögensallokation und andererseits über die Bottom-up-Ti- telauswahl. Zudem sichern wir die Ge- samtduration des Portfo- lios teilweise top-down über eine Short-Position in Zins- futures ab. Für den späten Zyklus emp- fehlen Sie nun aber die Macro- Strategien … Ja, für die späte Zyklusphase wird man sehr flexible Strategien brau- chen, die das Risiko sehr aktiv managen und die auch bei fallen- den Märkten beziehungsweise in einem Rezessionsszenario absolute positive Renditen liefern können. Dabei setzen wir auf unseren Macro-Fonds, der mittlerweile auch bereits über eine Historie von über fünf Jahren verfügt. Wir haben dabei mehrfach bewiesen, dass dies ein Portfolio- baustein sein kann, der auch gegenüber unse- ren Income-Strategien eine relativ geringe Korrelation aufweist. In den vergangenen Jah- ren lag diese bei quasi null. Die Zielsetzung ist auch eine andere als beim Income-Fonds, beim Macro-Fonds geht es um die Erzielung von durchschnittlich positiven Erträgen unab- hängig vom Marktumfeld. Wie will man diese im Detail erzielen? Mit den Macro-Strategien lässt sich das Port- folio mit Blick auf große Trendthemen wie et- wa den Einfluss neuer Technologien, China im Übergang, den fortgeschrittenen US-Zy- klus, die globale Zinsdivergenz oder auch den Wirtschaftsaufschwung in Japan ausrichten. Neben Aktien und Anleihen werden die Ma- cro-Themen auch über Derivate, Währungen, Volatilität sowie Relative-Value-Positionen umgesetzt. Durch diese Ausweitung des An- lageuniversums über traditionelle Anlageklas- sen hinaus lassen sich alternative Ertragsquel- len erschließen. Dabei werden bis zu 40 In- vestmentstrategien identifiziert, mit denen die Trends in einem konzentrierten Portfolio um- gesetzt werden. Ziel ist, davon zu profitieren, wenn die Themen vom Markt eingepreist werden – und wenn es dabei Fehlbewertun- gen gibt. So stehen derzeit insbesondere Ak- tien von US-Banken im Fokus: Diese sollten von den steigenden Zinsen gleich mehrfach profitieren: Insbesondere dürften sich die Kre- ditmargen verbessern und damit auch die Ak- tienkurse steigen. Angesichts des späten US- Zyklus wird dabei über S&P-Put-Optionen ein guter Teil des Aktienrisikos abgesichert. Wie ist es den Macro-Fonds am Jahres- anfang gegangen? Die Fonds konnten im Jänner wie auch im Februar positive Erträge erzielen. Der Global Macro Opportunities liegt seit Jahresanfang bei knapp fünf Prozent (Stand Mitte März) und der Global Macro, der ein Drittel weniger Risiko eingeht, liegt dementsprechend auch ertragsseitig etwa ein Drittel darunter. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP cht es sehr flexible Strategien “ » Natürlich ist die Verlockung groß, bei einer etwas höheren Marktvolatilität Risiko rauszunehmen. « Jakob Tanzmeister, J.P. Morgan AM 125 www.fondsprofessionell.at | 1/2018

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