FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

212 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 vertrieb & praxis I bitcoin Foto: © Fotolia | Maxim Kazmin Z u den zentralen Erkenntnissen der Fi- nanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 zählt die goldene Regel: Investiere niemals in Dinge, die du nicht vollinhaltlich verstehst. Auch so mancher institutionelle Anleger musste 2008 erkennen, dass er davor zu we- nig Fragen gestellt hatte. Heute, rund zehn Jahre danach, erleben wir einen anderen Boom, und wieder muss man befürchten, dass nicht alle Akteure wirklich verstehen, was sie da kaufen. Die Kryptowährung Bitcoin ist im Verlauf dieses Jahres in einen fast beispiellosen Steigflug übergegan- gen, und mit jedem neuen Kurs- rekord steigt die Zahl der Anleger, die sich die Frage stellen, ob sie nicht doch noch einsteigen sollen. Für Berater ist es daher zwingend notwendig, sich mit den wichtigs- ten Daten zur Kryptowährung zu beschäftigen. Die Idee Fragezeichen gibt es hier reich- lich: Kurioserweise weiß man bis- her nicht, wer Bitcoin tatsächlich erfunden hat. Über allem schwebt der Name „Satoshi Nakamoto“, ohne dass klar wäre, ob es sich um ein Pseudonym, um eine Einzel- person oder ein Programmiererkollektiv han- delt. „Satoshi“ leitete bis Ende 2010 die Ent- wicklung und kommunizierte rege mit seiner Community über eine verschlüsselte Mail- Adresse. Die Nachrichten reißen Ende 2010 ab, wie eine Auflistung des Nakamoto-Insti- tuts zeigt; danach gab es 2014 nur noch eine kurze Notiz mit dem Wortlaut „I am not Dorian Nakamoto“. Nun ist es nicht zwingend notwendig, zu wissen, wer hinter einer Idee steckt, wenn sie gut ist. „Satoshi Nakamoto“ legte sie 2008 in einem nur neun Seiten umfassenden „Whitepaper“ dar. Dieses kann – die Übersetzung ist holprig – mittlerweile auf Deutsch heruntergeladen werden. In „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ heißt es: Es sollte ein di- rektes Bezahlverfahren zwischen einzel- nen Parteien geben, bei dem keine Bank oder ein anderer Dienst zwischenge- schaltet ist. In diesem System können Händler und Kunden sichere Trans- aktionen durchführen – und zwar nicht, weil eine vertrauenswürdige Bank die Zahlungsströme organisiert oder weil die Handelspartner einander vertrauen, sondern weil es einen fälschungssiche- ren kryptografischen Nachweis für alle Überweisungen gibt, daher auch die Bezeichnung „Kryptowährung“. Die Geldschöpfung Neue Bitcoins werden nicht zentral, sondern von Rechnern rund um den Globus erzeugt. Der dazu notwendige Prozess heißt Mining. Mining ist eine kryptografische Berechnung, mit der Bitcoin-Transaktionen bestätigt wer- den. Diese Transaktionen werden in einem sogenannten „Block“ zusammengefasst und an die „Blockchain“ angehängt (siehe Kasten). Als Belohnung für dieses Zusammenfassen und Anfügen erhalten die Miner Bitcoins. Ein „Block“ ist ein Datensatz, der für alle Zeit Teil der „Bitcoin-Buchhal- tung“ wird. Wird ein Bitcoin-Betrag überwiesen, muss diese Transaktion in der „Blockchain“ gespeichert werden, damit sie gültig ist. Die Blockchain wird dezentral auf allen Computern aller Nutzer des Sys- tems gespeichert. Für jeden neuen Block erhalten Miner einen fixen Betrag von der- zeit 12,5 Bitcoins. Außerdem kann der Überweisende Transaktions- gebühren bezahlen. Je mehr Ge- bühren man bietet, umso schneller Das Konzept der Kryptowährungen im Detail zu verstehen, ist keineswegs einfach. Als Finanzberater kommt man daran aber nicht vorbei. Kryptische Nicht-Währung Die hinter Bitcoin und anderen Kryptowährungen stehende Blockchain gilt als wichtigste neue Technologie seit der Einführung des Internets. Was genau dahintersteckt, wissen vermutlich aber viele Bitcoin-Käufer nicht. Das Bitcoin-Fieber – keine Abkühlung in Sicht In manchen Wochen steigt Bitcoin um 1.000 US-Dollar oder mehr. Von einer Blase wurde aber auch schon bei einem Wert von 300 Dollar gesprochen. Quelle: Bloomberg 2017 2016 2015 1.000 0 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 USD Bitcoin

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