FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

172 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 vertrieb & praxis I pools Foto: © Fotolia | usu79, Clemens Schüßler, Alfred Arzt, Marlene Fröhlich D ie Grundidee der EU-Richtlinie Mifid besteht darin, private Anleger besser zu schützen. Sie sollen zu jedem Zeit- punkt wissen und verstehen, welche Interes- sen ihre Berater vertreten, wie viel und woran diese Berater verdienen, warum ihnen be- stimmte Produkte angeboten werden und andere nicht, und das alles soll auch über län- gere Zeiträume hinweg sichergestellt sein. Ob diese Ziele erreicht werden oder nicht, wird sich im Verlauf der nächsten Jahre zeigen, fest steht hingegen eine Sache bereits heute: Die Produktauswahl für die Kunden wird schrump- fen, weil viele Wertpapierfirmen ihre Paletten aus Risiko- und Kostengründen verkleinern müssen. Die mit Jahresbeginn in Kraft tre- tende Novelle des Wertpapieraufsichtsgeset- zes (WAG 2018) enthält neue Product- Governance-Regeln, die eine Festlegung von sogenannten „Zielmärkten“ vorsieht. Das heißt, der Finanzvertrieb muss definieren, für welche Kundengruppe mit ihren spezifischen Bedürfnissen, Eigenschaften und Zielen ein Finanzinstrument geeignet ist. Damit wird das Angebot einer breiten Produktpalette für Pools viel aufwendiger. Ihre naheliegende Konse- quenz daraus wird sein, dass sich die Haf- tungsdächer verstärkt auf Fonds einiger Anbieter beschränken werden. Diese kleinere Produktauswahl ermöglicht es, Berater und Anleger mit den benötigten Informationen versorgen zu können. Dieser Trend ist nicht neu, ist die Idee der „offenen Architektur“ im Fondsvertrieb aber nun endgültig am Ende? Weniger Fonds Beim Fachverband der Finanzdienstleister versucht man zu beruhigen. Geschäftsführer Phillip Bohrn meint: „Wir sehen, dass die Wertpapierfirmen sehr bemüht sind, so viele Produkte wie möglich zu halten. Natürlich gibt es auch andere, die vielleicht eher aus ge- schäftspolitischen Gründe die Produktauswahl einschränken. Wir werden da die verschie- densten Varianten sehen.“ Ein Rundruf unter den größten Pools zeigt jedenfalls, dass das Thema die Wertpapierfirmen derzeit stark be- schäftigt, wobei sie damit sehr unterschiedlich umgehen. Als erster Pool schlug bekanntlich die steirische Supris (vormals Ariconsult) be- reits im vergangenen Jahr diesen Weg ein. Seit Mitte 2016 können angeschlossene Ver- triebspartner dort nur noch etwas mehr als 50 Investmentfonds ohne vorherige schriftliche Abstimmung abwickeln. Mittlerweile bestätigt man aber auch beim Bank Austria Finanzservice (BAF), dass die Fondsauswahl angepasst wird, wobei man einen anderen Weg geht als Supris. Aktuell können Berater aus 6.000 unterschiedlichen Investmentfonds wählen. Ab dem 3. 1. 2018 wird man diese Fondsanzahl in ein „Berater- Universum“ und in ein „Versorgungs-Univer- sum“ aufteilen. Laut BAF-Geschäftsführer Siegfried Prietl wird das in der Praxis so aus- sehen: „Etwa 25 bis 30 Prozent der Fonds werden im Berater-Universum zu finden sein. Für diese Fonds werden wir allen Informa- tionspflichten nachkommen, die restlichen Fonds kann der Kunde zwar grundsätzlich haben, allerdings werden diese nicht aktiv angeboten. In Zukunft sind wir ja verpflichtet, alle relevante Produktinformationen – also auch wenn sich beim Fonds nur eine Kleinig- keit ändert – an den Kunden weiterzugeben. Allein das stellt schon einen enormen Auf- wand für uns dar. Daher haben wir die gän- gigsten Produkte in das Berater-Universum hineingepackt.“ Etwas lockerer sieht man die Sache aktuell noch bei Finanzadmin. Bei der österreichi- schen Tochter des deutschen Pools Fondskon- zept weiß man zwar schon, dass von den bis- her 30.000 abwickelbaren Finanzinstrumenten am Ende nur ein Bruchteil übrig bleiben wird, im Investmentfondsbereich soll die Auswahl allerdings so groß wie möglich bleiben. Ge- schäftsführer Michael Veit verspricht: „Wenn wir von unseren Datenlieferanten alle Infor- mationen zu den Fonds bekommen, dann werden wir diese auch weiterhin zur Abwick- lung anbieten. Auf Einzeltitelebene werden wir künftig nur noch wichtige Titel, die in den großen Indizes enthalten sind, abwickeln. Aus dem Bereich der Zertifikate werden wir uns vollständig zurückziehen.“ Unterschiede bei der Herangehensweise lassen sich auch in der Größe der Wertpapier- firmen erkennen. So zeigt sich etwa bei klei- neren Haftungsdächern wie der Privatconsult – derzeit hat die Gesellschaft 92 Vertriebspart- ner –, dass es auch einen Unterschied macht, Mit großen Schritten kommt Mifid II auf die Finanzvertriebe zu, immer noch sind Fragen offen. Fest steht jedoch, dass die Produktauswahl zukünftig schrumpfen wird. Ausgedünnte Produktregale In Zukunft wird die Fondsauswahl in den „Regalen“ der heimischen Pools deutlich schrumpfen, die Umsetzung von Mifid II wird zu einer Einschränkung der Fondsauswahl führen. Verpassen Sie nicht die Vorträge von Finanzadmin und JDC am FONDS professionell KONGRESS in Wien am 7. und 8. März 2018

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