FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

D ass gerade französischen Anbieter so aktiv in neue Märkte drängen, versteht man, wenn man sich die Marktstruktur in ihrer Heimat ansieht. In kaum einem Land gibt es so viele kleinere, unabhängige Asset Manager wie in Frankreich. Und diese Klei- nen müssen sich in einer Branche, in der Grö- ße mehr und mehr über Bestehen oder Ver- gehen entscheidet, mit Nachdruck um neue Kunden bemühen. Harter Wettbewerb 627 Asset Manager gibt es in Frankreich, davon sind mehr als zwei Drittel unabhängige Boutiquen, gehören also nicht zu einer Bank oder zu einer Versicherung. In Deutschland ist es genau umgekehrt: Von 309 Asset Mana- gern hat nur knapp ein Drittel keinen fremden Eigentümer. In Österreich gehören sogar gut 80 Prozent einem institutionellen Eigner. Den heimischen Anlegern darf der Blick der Franzosen über die Grenzen recht sein. Einige der Austro-Neulinge überzeugen mit Ideen, die sich klar von jenen der großen Akteure abheben. Die besten Frankreich-Kli- schees – Liebe zu Mathematik und eine Por- tion Nationalbewusstsein – erzeugen sehens- werte Entwicklungen in den Fonds und sor- gen für thematische Abwechslung. Bewegte Geschichte Da wäre zum Beispiel der Pariser Asset Manager Finaltis, der für seinen Aktienfonds „Digital Leaders“ die Österreich-Zulassung erhalten hat. „Schon wieder ein Digitalisie- rungsfonds“, denkt man. Dabei überwinden die Fondsmanager Benoît Flamant und Leslie Griffe de Malval eines der größten Probleme bei Themenfonds aus der Digitalisierungs- ecke: Sie reduzieren den Anteil der „Seven Sisters“ Google, Apple, Facebook, Amazon, Microsoft, Tencent und Alibaba auf die Hälfte dessen, was man in technikaffinen Fonds oft sieht. „Wir haben momentan nur 13 Prozent davon“, sagt Manager Flamant. „Man muss die Leute wirklich fragen, wie hoch ihr Expo- sure in diesen Unternehmen schon ist. Wenn Sie im Nasdaq 100 investiert sind, machen die Seven Sisters 53 Prozent aus, im Stoxx Europe 600 35 Prozent. Diese Firmen sind toll, aber man sollte nicht von ihnen abhängig sein“, so Flamant. Er sucht lieber nach Digi- talisierungsprofiteuren abseits von Branchen- grenzen: Ingenico, Publicis, Cognizant Tech- nology Solutions sind aktuelle Topholdings. Gegründet 1999, machte der Digital Leaders die Dotcom-Blase voll mit: Die Rekordkurse von damals ragen wie ein Mahnmal im Kurs- chart hervor. Inzwischen ist aber eine neue Qualität eingekehrt. Flamant und de Malval, die beide aus dem IT-Sektor kommen, sind als Manager am Tiefpunkt des Fonds 2009 einge- stiegen und haben ab da die Performance ver- vierfacht. Die 2001 gegründete Finaltis über- nahm schließlich den Digital Leaders 2016 von der frankoamerikanischen Fourpoints. Da- mit wurde auch das Risikomanagement auf neue Beine gestellt: „Finaltis kommt aus dem Hedgefondsbereich. Der Digitalisierungsfonds ist zwar long only, aber wir setzen unser Know-how aus der Arbitrage oder aus Long- Short-Strategien gezielt zur Portfoliostruktu- rierung ein“, sagt Mark Grobien, verantwort- lich für International Sales. Die Retailklasse weist seit 2009 einen Ertrag von 16,4 Prozent per annum auf (MSCI World: 13,7). Die durchschnittliche jährliche Volatilität liegt bei 19,2 Prozent (MSCI World: 14,4). An diesen Werten dürfte noch optimiert werden: Finaltis hat ein mathematisches Modell entwickelt (re- gistrierte Marke), das die Portfoliotheorie von Markowitz um das Bayes’sche Theorem der bedingten Wahrscheinlichkeiten ergänzt. Diese Kombi macht die Volatilität vorhersehbarer. Finaltis überlegt, die Methode in den Digitali- sierungsfonds zu übertragen. Rouvier – gut fürs Nervenkorsett Mit viel Komfort für Sicherheitsliebhaber punktet Austro-Novize Rouvier Associés: Besonders gilt das für den konservativen „Rouvier Patrimoine“, der mindestens 70 Pro- zent der Holdings in Euro-Investment-Grade- Anleihen positioniert. Seit seiner Auflage 1991 hat der Patrimoine kaum einmal die Nerven zittern lassen. Die durchschnittliche jährliche Performance liegt bei 5,3 Prozent. Die wöchentliche Volatilität der vergangenen drei Jahre zeigt einen sehr tiefen Durchschnitt von 2,6 Prozent. 196 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 vertrieb & praxis I neue fondsgesellschaften Foto: © Fotolia | lazyllama, Rouvier Associes Unter den Fondsanbietern, die 2017 in Österreich erstmals aktiv wurden, sind auffallend viele Franzosen. Wir erklären, warum das so ist, und stellen vier vor. Fonds à la française Gleich vier neue Fondsgesellschaften mit Hauptsitz in der französischen Hauptstadt Paris haben in den vergangenen Monaten Vertriebszulassungen für ihre Fonds in Österreich erhalten.

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