FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

vertrieb & praxis I laurence boone, isabelle scemama, deborah shire | axa 192 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 Foto: © François Daburon B ei der französischen Fondsgesellschaft Axa Investment Managers ist man da- von überzeugt, dass Unternehmen mit einer ausgewogenen Balance zwischen Män- nern und Frauen in Führungspositionen nicht nur von mehr und besseren Erkenntnissen über ihre Kunden und Geschäftspotenziale profitieren, sondern dass mit einer solchen Aufstellung auch bessere Entscheidungen und ein größerer finanzieller Erfolg verbunden sind. Das Unternehmen sieht sich zwar noch nicht am Ziel angekommen, ist aber heute schon stolz darauf, mit einem Anteil von 36 Prozent Frauen in Führungspositionen einen deutlich höheren Beitrag zur Geschlechterba- lance zu leisten als viele seiner Wettbewerber. Die Redaktion hatte die Gelegenheit, mit Isabelle Scemama, Chief Executive Officer von Axa Investment Managers – Real Assets, Deborah Shire, Head of Structured Finance, und Laurence Boone, Global Head of Multi Asset Client Solutions sowie Chefökonomin der Axa Group – drei Frauen aus dem obersten Führungsgremium des Asset Managers –, über aktuelle Marktentwicklungen zu sprechen. Als die jeweils globale Leiterin des Investmentsegments, das Sie bei Axa Investment Managers verantworten, stehen Sie Bereichen vor, die nach der Finanzkrise und gerade in den ver- gangenen fünf Jahren die höchsten Zuwachsraten verzeichnen konnten. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück? Laurence Boone: Im Grunde kann es nicht verwundern, dass ein Bereich wie Multi- Asset, den ich verantworte, gerade in den vergangenen Jahren einen enormen Zuwachs erfahren hat. Im Prinzip war die jeweilige Situation, wie wir sie in den Bereichen traditioneller Anlageformen wie Aktien und Anleihen beobachten, der Auslöser. Her- kömmliche Staatsanleihen zum Beispiel bieten heute eben nicht mehr die Renditen, die Anleger erwarten, und Aktien sind bereits sehr hoch bewertet. Damit ist der Bedarf an maß- geschneidertem Management, das ein höheres Renditepotenzial bei gleichzeitig professio- neller Risikokontrolle bietet, deutlich gewach- sen. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Retailbereich, sondern auch für die Situation institutioneller Investoren, die beide jeweils rund 50 Prozent unseres Geschäfts im Bereich Multi-Asset ausmachen. Bei Letzteren kommt eine zunehmend komplexer gewordene Regu- lierung hinzu, deren Zwänge es gerade etwa für Pensionseinrichtungen durchaus sinnvoll erscheinen ließen, sich dem professionellen Management eines großen Asset Managers wie Axa Investment Managers anzuvertrauen. Isabelle Scemama: Real Assets und Infra- struktur, die in meiner Verantwortung liegen, wie auch Structured Finance, das meine Kol- legin Deborah Shire leitet, gehören ebenfalls zu den großen Profiteuren dieser Entwicklung. Dies führt zu einem deutlichen Zuwachs an Assets under Management. Dabei sind die Profile unserer Investoren durchaus unter- schiedlich. Während die dem Multi-Asset- Bereich zufließenden Gelder jeweils zur Hälf- te aus dem institutionellen Sektor und dem Retail-Bereich stammen, treiben in den Berei- chen Structured Finance und Real Assets vor allem institutionelle Kunden die Nachfrage nach Produkten, insbesondere Kreditverbrie- fungen. Für die Bedürfnisse von Retail-Inves- toren, die ein gewisses Maß an Liquidität benötigen, sind die von uns genutzten Instru- mente wie Darlehen oder Real Assets natur- gemäß eher nicht geeignet. Die einzige Mög- lichkeit, diese Produkte dennoch für Pri- vatanleger nutzbar zu machen, ist daher, die entsprechenden Instrumente zu nutzen und einen hinreichend großen Anteil liquider Instrumente wie Aktien oder Anleihen hin- zuzufügen. Wobei der Bereich der Kreditverbrie- fungen, insbesondere das Segment der sogenannten Collateralized Loan Obliga- tions, immer noch vielen Marktteilneh- mern als einer der Hauptverantwort- lichen für die Finanzkrise gilt. Zu Recht? Deborah Shire: Aus meiner Sicht absolut zu Unrecht. Denn der Markt für Kreditverbrie- fungen wurde im Grunde regelrecht verdor- ben durch Übertreibungen und unhaltbare Auswüchse bei der Kreditvergabe in einem ganz speziellen Segment, den sogenannten Subprime-Krediten des US-Immobilien- marktes. Dabei wurden Immobilienkredite an Investoren ausgegeben, die diese Kredite nie- mals hätten erhalten dürfen. Probleme könn- ten auch entstehen, wenn versucht wird, sol- che illiquiden Assets in liquide Instrumente zu verpacken. Das wäre auch heute noch sozu- sagen das Rezept für ein Desaster. Das hat aber im Grunde nichts mit CLOs zu tun, die auf Corporate Loans basieren. Bei diesen han- delt es sich einfach um die Strukturierung von Unternehmenskrediten innerhalb von diversi- fizierten Portfolios, deren Ausfallraten selbst während der Finanzkrise vergleichsweise ge- ring gewesen sind. Von daher waren und sind CLOs nicht das Problem. Wie muss man sich die Zusammenarbeit zwischen den drei unterschiedlichen Bereichen, die Sie jeweils verantworten, vorstellen? Scemama: Wir tauschen untereinander inten- siv Ideen aus. Axa Investment Managers – Real Assets verwaltet ein Gesamtvolumen von mehr als 70 Milliarden Euro in Real As- sets, darunter 54,5 Milliarden Euro, in direk- ten Immobilien- und Infrastrukturinvestments und 14 Milliarden Euro in Fremdkapital- investments im selben Sektor. Natürlich gibt es dabei einige Überschneidungen mit dem Structured-Finance-Bereich, insbesondere bei Das ist ungewöhnlich: Mit Laurence Boone, Isabelle Scemama und Deborah Shire zeichnen bei Axa Investment Managers gleich drei Frauen verantwortlich für drei der bedeutendsten Bereiche des aktiven Fondsmanagements. FONDS professionell traf sie in der Pariser Zentrale zum Gespräch. „Wir sind die aktive Antwort » Es geht darum, durch gemeinsames Brainstorming zu besseren Lösungen für unsere Kunden zu kommen. « Isabelle Scemama, Axa IM

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