FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

vertrieb & praxis I chris willcox | j.p. morgan am 178 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 Foto: © Christoph Hemmerich D ie amerikanische Fondsgesellschaft J.P. Morgan Asset Management gilt als einer der Vorreiter in Bezug auf das Thema Multi-Asset in Deutsch- land. Ihre Income-Lösungen gehören hierzulande zu den erfolgreichsten Fonds dieser Art. Auch beim Thema Kosten machen die Amerikaner eine gute Figur: Durch Straffungen der Luxemburger Fondsfamilie sowie eine Verschlankung der Gebührenstruktur konnten allein in der europäischen Fondspalette Einsparun- gen von rund 100 Millionen Euro erzielt werden, die am Ende den Kunden zugu- tekommen. Ein Gespräch zur künftigen Ausrichtung des US-Anbieters. HerrWillcox, Sie tragen nun seit fast dreieinhalb Jahren als CEO von J.P. Morgan Asset Management die Gesamtverantwortung für Ihre Gesell- schaft. Was sind die größten Verände- rungen in dieser Zeit? Chris Willcox: Als einer der größten und im- mer noch stark wachsenden Asset Manager weltweit war unsere Gesellschaft vor meinem Antritt als CEO an einem Punkt angelangt, an dem es nötig geworden war, die verschiede- nen Geschäftseinheiten wieder stärker mit- einander zu verbinden beziehungsweise zu verzahnen. Viele Geschäftsbereiche waren zu einer Art Silo mit einem zu geringen Kontakt zu anderen Teams innerhalb des Asset Ma- nagement. Ich glaube, dass wir auf diesem Weg durchaus ein immenses Stück vorange- kommen sind. Das betrifft nicht nur die Inte- gration eines heute einheitlichen und replizier- baren Investmentprozesses sowie eines kon- sistenten Risikomanagements, sondern auch die Art, wie und wo wir Schwerpunkte in unserer Arbeit und der internen und externen Kommunikation setzen. Auf die gesamte In- vestmentbranche bezogen standen und stehen wir permanent vor neuen Herausforderungen, insbesondere was neue regulatorische Vor- schriften betrifft, die es zu beachten gilt. Aber auch die Art und Weise, wie heute Geld ge- managt wird, hat sich im Lauf der Zeit stark verändert. Dazu gehört unter anderem die an immer noch hohen Mittelzuflüssen abzule- sende starke Tendenz zu passiven Invest- ments. Hier stehen wir im Grunde jeden Tag vor der Aufgabe, die aus meiner Sicht nach wie vor vorhandene Überlegenheit eines bewusst aktiven Fondsmanagementansatzes unter Beweis zu stellen. Bleibt es denn beim Fokus auf Multi- Asset-Lösungen? Willcox: Ich glaube sogar, dass es ein Fehler wäre, diesen Pfad nicht weiter zu beschreiten. Wir waren nicht nur einer der ersten Anbieter mit einem Fokus auf diesen Bereich, wir kön- nen aus meiner Sicht auch mit Fug und Recht behaupten, dass wir gerade beim Thema Mul- ti-Asset eine klare und nachgewiesene Kom- petenz aufzuweisen haben, die nach wie vor von einer besonderen Relevanz ist, nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in den meisten anderen Ländern und Regio- nen, in denen wir aktiv sind. Ohne diese Kon- zentration auf die damit verbundenen ertrags- orientierten und risikokontrollierten Prozesse und Produkte wäre es sicher kaum möglich gewesen, Kunden mit einerm sehr starken Fokus auf Sparanlagen, wie sie etwa in Deutschland und Österreich immer noch anzutreffen sind, von einem Wertpapier- investment zu überzeugen. Hier haben wir meiner Auffassung nach nicht nur Pionier- arbeit geleistet, sondern auch sehr viel erreicht. Das wäre sicher nicht in dem Maße gelungen, wenn wir versucht hät- ten, die entsprechenden Kunden von einem Investment in Einzelstrategien oder Aktienfonds zu überzeugen. Wenn ich eine Prioritätenliste aufstellen müsste, dann stünde das Multi-Asset-Thema auch heute noch ganz vorn. Ihre vor rund zwei Jahren noch vor- handene Zurückhaltung gegenüber dem Thema ETF haben Sie aber inzwi- schen aufgegeben. Bedeutet das den großen Einstieg ins ETF-Business? Willcox: Das kann man so sicher nicht sagen. Zum einen ist es kein vollkommen neuer Ge- schäftszweig angesichts der Tatsache, dass wir in den USA schon seit Langem über eine Rei- he von ETFs verfügen. Zum anderen werden wir bewusst klare Schwerpunkte in diesem Geschäftsfeld setzen. Denn unser Fokus wird auch künftig nicht auf rein nach Marktkapita- lisierung gewichteten Indexprodukten liegen, zumal schon eine ganze Reihe anderer Anbie- ter länger in diesem Feld aktiv ist. Aber wir werden deshalb nicht die Augen davor ver- schließen, dass tatsächlich eine Tendenz zur Kombination von aktiven und passiven Stra- tegien bei unterschiedlichen Kundengruppen existiert. Denn wir erkennen durchaus an, dass mit den entsprechenden passiven Instrumen- ten Vorteile für Anleger verbunden sein kön- nen, auch was deren Einsatz in Multi-Asset- Produkten angeht. Deshalb werden wir uns als Anbieter mit einem auch künftig klaren Fokus auf aktives Management auf die Auf- lage von Produkten konzentrieren, die heute gemeinhin als Smart Beta oder als Alternative Beta bezeichnet werden. Denn wir verfügen durchaus über die Expertise und die quantita- tiven Kapazitäten, um in diesem Bereich zu Im Interview erklärt Chris Willcox , CEO von J.P. Morgan Asset Management , warum seine Gesellschaft den Einstieg ins ETF-Geschäft vorantreibt, aber auch künftig die Fahne des aktiven Fondsmanagements hochhalten will. Die Redaktion traf den gebürtigen Briten in seinem Büro in der New Yorker Zentrale. „Insgesamt sehen wir uns strate » Ich wage heute die Prognose, dass wir bereits in fünf Jahren über einen Marktanteil verfügen werden, der uns zu einem bedeuten- den Anbieter im Bereich Smart Beta macht. « Chris Willcox, J.P. Morgan AM

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