FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

174 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 vertrieb & praxis I garantiemodelle Foto: © GMF, Christoph Hemmerich E ine Produktgruppe, die von der Zinsent- wicklung der vergangenen Jahre prak- tisch ausradiert wurde, sind die bei An- legern lange Zeit so beliebten Garantiemodel- le. Sie kombinieren – real oder virtuell – ein festverzinsliches Investment mit einer Risiko- komponente und bezahlen am Ende einer fi- xen Laufzeit schlimmstenfalls mehr oder we- niger das aus, was investiert wurde. Bei Zin- sen nahe null geht sich das angesichts der mit jedem Finanzprodukt verbundenen Kosten naturgemäß nicht mehr aus. Dass man keine neuen Produkte anbieten kann, ist bedauerlich, viel schwerer wiegt aber, dass viele bestehen- de Konstruktionen in Schieflage geraten sind. Nun haben sich vier renommierte Finanz- dienstleister zusammengetan, um sich dem Problem anzunehmen. Herausgekommen ist ein neues Modell, das es auch in einer extre- men Zinssituation möglich machen soll, dass Kundengelder wieder ertragreicher an den Kapitalmärkten angelegt werden können, ohne dabei auf die Garantie ihrer eingezahlten Beiträge verzichten zu müssen. Aber der Reihe nach. Einer der Initiatoren des neuen Konzepts ist die in Berlin ansässige Viridium-Gruppe. Das Unternehmen ist nach eigenenAngaben derzeit Deutschlands führen- de Run-off-Plattform für Lebensversicherun- gen. Ihr Geschäftsmodell besteht darin, die Be- stände von Lebensversicherern, die ihr Neu- geschäft aufgegeben haben, ganz oder teilwei- se zu übernehmen beziehungsweise zu verwal- ten. Man schreibt kein Neugeschäft, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die Ver- waltung und Fortführung von bestehenden Verträgen in den übernommenen Beständen. Neben den Beständen der früheren Heidelber- ger Leben führt das Unternehmen auch die Le- ben-Bestände der ehemaligen Skandia Versi- cherung sowie der Protektor Lebensversiche- rung, einer Sicherungseinrichtung für in Not geratene Lebensversicherer, fort. Im Cash-Lock „Im Zusammenhang mit der Übernahme der Lebensversicherungsbestände der Skandia Deutschland entstand bei den darin eingesetz- ten Garantiefonds – ursprünglich ein durchaus innovatives und mit einer Höchststandsgaran- tie ausgestattetes Konzept – aufgrund der nun schon seit Jahren anhaltenden Niedrigzins- phase das Problem, dass die entsprechenden Fonds sich am Ende im Cash-Lock befan- den“, erklärt dazu Peter Oser, Geschäftsführer der heutigen Viridium-Tochter Skandia Port- folio-Management. Der Begriff Cash-Lock bezeichnet im Prinzip nichts anderes als das Festsitzen im Geldmarkt, wodurch es an Risi- kobudget fehlt, das zur Erzielung einer Mehr- rendite erforderlich wäre. „Wie bei nahezu allen gängigen Garantie- fondsmodellen wurde auch bei den in den Skandia-Policen eingesetzten Produkten na- mens ,SEG 20XX‘ je nach Marktsituation zwischen einer demWerterhalt dienenden risi- kolosen Anlage und einer auf die Erzielung eines angemessen Ertrags ausgerichteten Anlage hin- und hergeswitcht“, so Oser. Auf- grund der in den vergangenen Jahren konti- nuierlich gesunkenen Zinsen sei es aber not- wendig geworden, immer mehr und schließ- lich 100 Prozent der Investments in die risi- kolose Anlage zu stecken. „Wenn ein solcher Zeitpunkt erst einmal erreicht ist, können eigentlich nur noch die laufenden Kosten durch die anfallenden Zinsen abgedeckt werden“, erklärt Oser. Die Möglichkeit, von Chancen an den Kapitalmärkten zu partizipie- ren, besteht nicht mehr. Alte Fonds aufgelöst In diese missliche Situation geraten, ent- schloss sich Osers Gesellschaft in Absprache mit dem Garantiegeber der früheren SEG- Fondsfamilie, der Société Générale, sowie de- ren Asset-Management-Tochter Lyxor Inter- national, die Fonds aufzulösen und auf die Suche nach einem neuen Garantiefondskon- zept zu gehen. Nach intensiven Gesprächen mit einer Reihe von Marktteilnehmern, die dafür in Frage kamen, wurde man fündig. Die Wahl fiel auf die Barclays Bank als Garantie- geber, die bereits eine Vielzahl entsprechender Modelle umgesetzt hat, häufig im Tandem mit der österreichischen C-Quadrat Asset Ma- nagement, die auch beim neuen Skandia-Pro- dukt das Management des ertragsorientierten Teils übernimmt. C-Quadrat-Experte Christian Jost gibt sich zuversichtlich, auch für die Skandia-Kunden künftig wieder einen Mehrertrag herausholen Finanzkrise und Tiefzinsen haben vielen alten Garantieprodukten den Garaus gemacht. Einige Initiatoren zeigen, dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte. Neustart für Garantiewracks Manche Dinge kann man einfach nicht mehr reparieren. Das heißt aber nicht, dass sich nicht doch ein Weg finden lässt, die ursprüngliche Idee noch einmal ins Visier zu nehmen, indem man einen Neustart initiiert.

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