FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

152 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 vertrieb & praxis I pools Foto: © Fotolia | Clemens Schüßler, Alfred Arzt, Marlene Fröhlich D a staunten einige Wertpapierdienstleis- tungsunternehmen nicht schlecht, als sie Anfang des Sommers plötzlich mit einer regelrechten Flut von Neukundenanfra- gen konfrontiert waren. „Wir haben täglich etliche Mails von potenziellen Neukunden bekommen, die auf der Suche nach einem neuen Berater waren“, bestätigt etwa Reinhard Magg von Finanzadmin. Hintergrund des unerwarteten Ansturms war die Kündigung dieser Kunden durch deren bisheriges Wert- papierdienstleistungsunternehmen, die steiri- sche Supris Investments-Service (vormals Ari- consult Financial Provider). Marktteilnehmern zufolge sollen mehr als 2.000 Kunden betrof- fen sein, denen angeblich kein Berater mehr zugeordnet war. Auf Ebene der Depotbanken dürfte es die Plattform der Semper Constantia wohl am stärksten erwischt haben, dort finden sich auf- grund der Historie der Bank die meisten Im- mofinanzdepots. In einem Brief, der FONDS professionell vorliegt, informierte die Depot- bank vor dem Sommer die betroffenen Kun- den dann auch: „... besteht aufgrund der Kündigung Ihrer Betreuung durch die Supris Investment-Service GmbH (vormals Aricon- sult Financial Provider GmbH) umgehend Handlungsbedarf! Sie führen bei der Semper Constantia Privatbank AG eine aktive Konto- sowie Depotbeziehung und werden nun nicht mehr von einem konzessionierten Finanz- dienstleister betreut. Dies ist für uns als abwickelnde Bank jedoch unbedingt erfor- derlich, um die Geschäftsbeziehung aufrecht- erhalten zu können.“ Drei Lösungen Die Depotbank nennt den Kunden dann auch gleich drei Lösungsvorschläge: Entwe- der sie verkaufen die Wertpapiere, übertragen diese auf eine andere Depotbank oder sie su- chen sich einen anderen Wertpapierdienstleis- ter. Zum letzten Punkt erklärt die Semper Constantia: „Wir ersuchen um Verständnis, dass wir unter Umständen einzelne Finanz- dienstleistungsunternehmen nicht akzeptieren können.“ Exemplarisch nennt die Depotbank in ihrem Brief dann Finanzadmin und Swiss Life Select als mögliche Wertpapierdienstleis- ter. Und diese werden derzeit von Kunden- anfragen regelrecht überschüttet. Finanz- admin-Vertriebsleiter Magg beschreibt die Lage so: „Wir haben per Ende August mitt- lerweile 120 Anfragen bekommen, und täg- lich kommen neue dazu. Das Feedback von den Beratern, an die wir die Leads weiterge- ben, ist dabei interessanterweise durchwegs positiv. Sie berichten von Umschichtungen und Kunden mit Potenzial. Etliche Kunden dürften offensichtlich froh darüber sein, dass sich endlich wieder ein Berater bei ihnen meldet.“ Ähnliches kann auch Swiss-Life- Select-Chef Christoph Obererlacher berichten: „Etwa 30 Kunden haben sich bis heute ge- meldet und wollen von uns serviciert werden. Über unser zentrales Kundenservicecenter werden dabei Anfragen kundenorientiert direkt bearbeitet und bei Beratungsbedarf an regionale Swiss-Life-Select-Berater weiterge- leitet. Aktuell wollten zwei Drittel mit einem Berater reden. Dabei geht es um die Aufstel- lung des Portfolios in Bezug auf Wünsche und Ziele. Also bietet sich durchaus Potenzial, da wir ja ganzheitlich sehr breite Möglich- keiten anbieten.“ Neben der Semper Constantia dürften auch andere Plattformen von dem Schritt des stei- rischen Haftungsdachs betroffen sein, aller- dings in deutlich geringeremAusmaß. Markus Harrer von „die Plattform“ berichtet: „Einige unserer Kunden mit Immobilienaktiendepots wurden von Supris ebenfalls gekündigt.“ Wie man mit den nun unbetreuten Kunden um- gehen wird, ist bei der Plattform laut Harrer noch nicht abschließend geklärt. Im Moment kümmert sich die Depotbank jedenfalls selbst um die Anleger. „Wir haben mit den Kunden ohnehin nur die Vereinbarung im Rahmen eines Ausführungsgeschäfts, insofern mussten wir sie nicht selbst anschreiben. Unser Ziel ist es natürlich, die Kunden zu halten und ihnen am Ende auch einen Berater an die Hand zu geben. Wie die Lösung im Detail aussehen wird, werden wir uns noch überlegen.“ Beweggründe Für den Beobachter stellt sich nun die auf der Hand liegende Frage, warum Supris die Beziehung zu den Kunden auflöst? Constantin Battenfeld, der unter anderem für die Platt- form der Semper Constantia zuständig ist, Der steirische Pool Supris dürfte einen großen Teil der Kunden mit Immobilienaktien- depots gekündigt haben. Andere Pools freuen sich nun über neue Kundenkontakte. Verstoßene Kunden Mit der Kündigung einer großen Zahl von Kunden mit Immobilienaktiendepots hat der steirische Pool Supris anderen Haftungsdächern ein Geschenk gemacht. Diese können sich nun über neue Kundenkontakte freuen.

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