FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

148 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 fonds & versicherung I bipro-standard Foto: © fotolia I n der Versicherungsbranche dreht sich derzeit alles um das Thema Digitalisie- rung. Millionenbudgets werden investiert, um sich fit für die Zukunft zu machen. Das zeigt unter anderem die aktuelle PwC-Umfra- ge „Insurance Banana Skins 2017“, für die weltweit Versicherungsfachleute und Bran- chenbeobachter alle zwei Jahre nach den größten Risiken für die Branche befragt wer- den. Die Bewältigung des technologischen und strukturellen Wandels bereitet der Versi- cherungsbranche weltweit derzeit die größten Sorgen. Dass es mit Geld allein nicht getan ist, zeigt ein aktuelles Problem der Österrei- cher: Um den technologischen Wandel in Angriff nehmen zu können, benötigt man – auch – einen Standard für die Kommunika- tion mit den Marktteilnehmern. Genau daran wird derzeit unter Hochdruck gearbeitet. „Das Problem besteht darin, dass es mit den Mak- lern keine Kommunikationsstandards gibt. Viele Jahre wurde darüber gesprochen, dass der österreichische Maklerdatensatz OMDS entsprechend verbessert werden muss; passiert ist allerdings nicht viel. In der Praxis wird immer noch von Zetteln abgeschrieben“, be- klagt Philip Steiner, Vorstand der Nürnberger Versicherung. Es besteht allerdings Hoffnung. Seit 2016 kommt Schwung in die Sache. Ku- rioserweise kommt es neuerdings sogar zu einem Wettstreit zweier unterschiedlicher Standards. Auf der einen Seite gibt es den in Deutschland entwickelten BiPRO-Standard des Düsseldorfer Brancheninstituts für Pro- zessoptimierung. Er wurde hierzulande erst- mals Anfang 2016 einem größeren Publikum vorgestellt. Steiner, der seitdem als BiPRO- Sprecher fungiert, will auch nicht von einem Kampf, sondern eher von einemWettlauf um die besten Lösungen sprechen: „Unser Ziel war es von Anfang an, dem kleinen Makler zu helfen, seine Verwaltung zu optimieren. Nur so kann dieser langfristig überleben. Dazu braucht es eben vernünftige Schnittstel- lenlösungen.“ VVO seit Anfang 2016 aktiv Auf der anderen Seite hat sich auch der österreichische Versicherungsverband (VVO) dem Thema angenommen und verschiedene Lösungsmöglichkeiten untersucht. Der zustän- dige Leiter der Abteilung EDV und Statistik beim VVO, Andreas Hallemann, erinnert sich: „Anfang 2016 wurden wir mit dem Thema befasst, eine neue, einheitliche Kommunika- tion zwischen Maklern und Versicherungs- unternehmen zu ermöglichen. Im Zuge dessen haben wir uns verschiedene Lösungen ange- sehen. Es gibt hier ja in einzelnen europäi- schen Ländern unterschiedliche Modelle. Die deutsche BiPRO-Lösung kam dann in die engere Auswahl. Zusätzlich hat die öster- reichische Generali Versicherung angeboten, ihre Schnittstellenlösung kostenfrei zur Ver- fügung zu stellen.“ Herbe Niederlage Sah es anfangs noch so aus, als würde der BiPRO-Standard auch in Österreich das Ren- nen machen, setzte es für die Befürworter der deutschen Lösung jedoch eine Niederlage. Das Komitee für Betriebsorganisation und Datenverarbeitung im VVO sprach sich näm- lich gegen BiPRO und für eine eigene öster- reichische Lösung aus. Zu den Hintergründen dieser Entscheidung erklärt Hallemann: „Letztlich gab es mehrere Abstimmungen, in denen sich die Versicherungsbranche dann für die Generali-Lösung entschieden hat. Für die- se Lösung sprach, dass die Branche in den vergangenen 20 Jahren bereits in den OMDS investiert hat, dieser dient nun auch als Basis für die neue Lösung, den österreichischen Maklerdatenservice OMDS 3.0. Somit war es naheliegend, in diese Richtung weiterzuge- hen.“ Die Abstimmung im VVO fiel laut Hallmann klar mit elf zu sieben für OMDS 3.0 aus. Manche Branchenbeobachter werte- ten dies jedoch nicht als Vernunftentschei- dung, sondern als Kniefall vor den großen heimischen Versicherungen. Der Verdacht: Die Marktführer wollen via OMDS 3.0 und der engen Zusammenarbeit mit der Together- Plattform ihr Geschäftsmodell schützen und der Konkurrenz aus Deutschland nicht Tür und Tor öffnen. Das wäre aus Sicht der hei- mischen Versicherungen auch legitim. Halle- mann will dies trotzdem nicht bestätigen und erklärt, dass es verschiedene Gründe gab, die gegen den BiPRO-Standard gesprochen ha- ben. Und sogar für BiPRO-Sprecher Steiner ist die „Verschwörungstheorie“ unlogisch: Zwei Schnittstellenlösungen für Versicherungen kämpfen in Österreich derzeit um die Vorherrschaft. Ohne sie bliebe die Digitalisierung auf der Strecke. Schnittstellen -Konflikt OMDS 3.0 gegen BiPRO, so lautet der Kampf der sich derzeit im Hintergrund der Versicherungswirtschaft abspielt. Egal wie er ausgeht, die Makler werden langfristig profitieren.

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