FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

G eorg Klein ist in Österreichs Finanz- szene kein Unbekannter, viele Jahre lang vermarktete er für Benchmark Capital Management Alternative-Investment- Konzepte. Seiner Initiative verdanken auslän- dische Fondsanbieter auch den Branchenver- band Vereinigung ausländischer Investment- gesellschaften in Österreich VAIÖ. Im Jahr 2009 kehrte er der Branche dann den Rücken, um mit dem Winemaker Christoph Körner und dem Tourismusmanager Matthias Mar- chesani das Weingut Dürnberg in Falkenstein zu übernehmen. Seither ist er für Marketing und Vertrieb der Weine zuständig. Und bisher, so Klein, sei man mit der Entwicklung mehr als zufrieden. Seit 2008 wurde der Umsatz von rund 200.000 auf 1,5 Millio- nen Euro verachtfacht. Dieses Wachstum hat den Betrieb nun an die Grenzen seiner räumlichen Möglichkeiten gebracht. Will er weiter expandieren, müssen die Be- triebsräumlichkeiten erweitert werden. Bei der Finanzierung des Projekts geht Dürn- berg einen originellen Weg. Zwischen 500.000 und einer Million Euro der Aus- baukosten sollen via Crowdfinancing auf- gebracht werden. Und zwar nicht weil das Kapital anders nicht aufzubringen wäre, sondern weil man die potenziellen Anleger auch gleich zu Abnehmern der eigenen Weine machen will. Klein: „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, einige wenige größere Investoren an Bord zu holen. Statt- dessen wollen wir lieber 500 oder mehr zukünftige Freunde des Hauses gewinnen.“ Locken will man sie unter anderem mit der Option, statt Zinsen für das Nachrangdarlehen Weine zu beziehen, wobei es für Cash 2,5 Prozent Zinsen gibt oder fünf Prozent in Form von Naturalien. Geht der Plan auf, ist nicht nur die Expan- sion gesichert, sondern auch gleich ein Teil des danach zusätzlich benötigten Absatzes. Und vor allem dieser Aspekt macht das Crowdfinancing für das Weingut interessant. Tatsächlich wäre die Schwarmfinanzierung ohne diesen erhofften Vertriebsaspekt sogar vergleichsweise unattraktiv, weil teuer, betont Klein. Neben den Zinszahlungen an die Inves- toren fallen die Kosten der Crowdfinancing- Plattform an. In Summe ergibt das, so Klein, im aktuellen Niedrigzinsumfeld nur dann ein sinnvolles Paket, wenn die Anleger auch gleich zu Kunden werden. Bei dem Angebot handelt es sich somit um eine Kombination aus Crowdfinancing und Crowdfunding. Um heimischen Anlegern die Weinviertler Weine schmackhaft zu machen, wurden drei verschiedene „Club-Dürnberg-Pakete“ ent- wickelt. Ab 500 Euro kann man Mitglied im Club Dürnberg werden, wobei die – falsch gewünschte – Verzinsung in Form von Natu- ralien weitere Rabatte bei Weinkäufen sowie den Zugriff auf nicht für den Handel be- stimmte Sondereditionen bietet. Wer 1.000 Euro investiert, steht auf der Gästeliste der für 2018 geplanten großen Eröffnungsfeier des dann ausgebauten Weinguts. Und wer 5.000 Euro einbringt, wird sogar jährlich zu einem prunkvollen Fest in den Weingärten geladen. Wer nur sein Geld anlegen will, darf mit der Rückzahlung seines Kapitals in fünf Jahren rechnen. Risiko Sieht man sich die Unternehmensent- wicklung an, erscheint das Risiko annehmbar. Es handelt sich hier um kein Start-up, sondern um einen erfolgreich laufenden Betrieb. Grundsätzlich ist es aber trotzdem ein In- vestment, bei dem ein Totalausfall möglich ist. Klein zu der Frage, was ein Worst- Case-Szenario für ihn und damit für seine Investoren wäre: „Das Schlimmste wäre eine Wetterkatastrophe, die den Großteil unserer Weinstöcke zerstört. Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich unmöglich.“ Der Startschuss für den „Club Dürn- berg“ und das Crowdfinancing über die Plattform 1000 ×1000.at fiel am Montag, den 18. September. Leider kooperiert die steirische Plattform nicht mit Finanz- beratern. GERHARD FÜHRING | FP 130 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 sachwerte I crowdfinancing Fotos: © Weingut Dürnberg, Erich Reismann Ein aktuelles Investmentangebot nutzt Crowdfinancing auch gleich zur Kunden- akquise und bietet 2,5 Prozent Zinsen oder fünf Prozent in Form von Naturalien. Freunde statt Gläubiger Crowdfinancing: Club Dürnberg Für sein Crowdfinancing-Modell sucht das Weingut Weinliebha- ber, die Wert auf persönlichen Kontakt mit „ihrem“ Winzer legen. Rechtsform: Nachrangiges Darlehen Darlehensnehmer: Dürnberg Fine Wine GmbH Laufzeit: 5 Jahre Verzinsung p.a.: 2,5 % Cash oder 5 % in Wein Investitionsbeträge: 500, 1.000 oder 5.000 Euro pro Person Crowdfinancing-Plattform: www.1000 ×1000.at Matthias Marchesani, Christoph Körner und Dr. Georg Klein in ihrem Weinkeller im Weinviertel. Mit fünf Prozent Rendite in Form von Wein und einer Mitgliedschaft im Club Dürnberg wollen sie Investoren gewinnen.

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