FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016

ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.at | 4/2016 9 Groß war die Aufregung, als sich abzeichnete, dass Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird. Ent- gegen allen Umfragen ge- wann der klare Außenseiter die Wahl. Das zeigt einmal mehr, dass jeder Versuch einer Pro- gnose zukünftiger Ereignisse absolute Zeitverschwendung ist. Nicht einmal kurzfristig ist es möglich, brauchbare Vor- hersagen zu treffen, wie uns der Tag nach der Wahl ge- zeigt hat. Zuerst zeichnete sich ein Crash ab, und binnen weniger Stunden kam es zu einem Höhenflug – be- stimmter – amerikanischer Aktien. Der Dow Jones Index erreichte sogar einen neuen historischen Höchstwert, was leider nicht heißt, dass er nicht schon bei Erschei- nen dieser Ausgabe einen bösen Absturz erlebt hat. Die logische Konsequenz daraus lautet: Man muss stets in alle zugänglichen Anlageklassen investiert sein. Einmal steigen Rohstoffe, dann stürzen Emerging Markets ab, Anleihen sehen als sichere Häfen massive Zuflüsse, um kurz darauf wegen Zinsanhebungsängsten einzubre- chen. Nichts davon ist seriös vorhersagbar. Fest steht nur, dass das Geld, das aus einem Markt abgezogen wird, in einen anderen hineinströmt. Daher ist es ratsam, möglichst überall mit dabei zu sein. Viele Berater haben das längst erkannt, wie der Run auf Multi-Asset-Produkte zeigt. Ganz anders die heimische Politik, die weiterhin am Konzept der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) festhält: Statt die dritte Säule breit aufzustellen, zwingt man sie in ein starres, nicht mehr zeitgemäßes Korsett. Kapitalgarantien, wie die PZV sie vorsieht, sind in Zeiten, da die Zinsen in Bodennähe verharren, nicht mehr vernünftig darstellbar. Das gilt wohl auch für die Rendite der Produkte: Eine aktuelle Untersuchung der FMA zeigt, dass sich über einen Zehnjahreszeitraum knapp mehr als die Hälfte der 1,5 Millionen PZV-Verträge negativ entwickelt haben. Neue Ideen müssen also her, sonst bestraft man langfristig jene Menschen, die den Staat durch private Vorsorgemaßnahmen eigentlich entlasten, das kann nicht das gewünschte Ziel sein. Eine Idee, die vom Finanzministerium bisher leider noch nicht beachtet wurde, kommt von der Vereinigung der Öster- reichischen Investmentfondsgesellschaften. Deren Vor- schlag ist, dass mit dem sogenannten „Vorsorgekonto“ jeder individuell nach seinen Vorstellungen breit diversi- fiziert vorsorgen soll. Umfangreiche staatliche Unterstüt- zung wäre nicht nötig, die KESt-Befreiung reichte völlig aus. Nur wenn das angesparte Kapital nicht widmungs- gemäß, also für die Pension, verwendet wird oder man frühzeitig aussteigt, sollte es nachversteuert werden. Meiner Meinung nach ein wirklich innovativer Vorschlag. Georg Pankl, Chefredakteur Notwendige Diversifikation

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