FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
70 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 markt & strategie I wer tgesicher te fonds Foto: © Fotolia | vulcanus A lte Liebe rostet nicht, besagt ein Sprich- wort. Das galt lange auch für die Liebe der österreichischen Anleger zu siche- ren Garantiefonds. Doch die über viele Jahre gewachsene Beziehung ist in jüngster Ver- gangenheit beträchtlich ins Wanken geraten. Immer mehr Anleger geben Garantiefonds den Laufpass, die Anbieter nehmen Abstand von neuen Angeboten oder lösen alte Produk- te auf. So hat es die Deutsche Asset Manage- ment (Deutsche AM) gemacht. Die Fondstochter der Deutschen Bank hat im November 16 Produkte ihrer Garantie- fondsserie „DWS Flex Pension“ vorzeitig liquidiert. Die Produktreihe zählte mit einem Gesamtvolumen von zuletzt mehr als fünf Milliarden Euro zu den größten Bestands- fonds in fondsgebundenen Lebensversiche- rungen in Österreich. Daher hat sich die Deut- sche AM ihre Entscheidung, die beliebte Flex- Pension-Serie in großen Teilen aufzulösen, auch nicht leicht gemacht. „Wir haben zuvor intensiv darüber nach- gedacht, ob es vernünftige Wege gibt, die 16 Flex-Pension-Teilfonds zu retten“, sagt Ferdi- nand Haas, der bei der Deutschen AM die Produktstrategie für aktiv verwaltete Fonds in der EMEA-Region und Asien verantwortet. „Angesichts des niedrigen Zinsniveaus haben wir aber keine Möglichkeit mehr gesehen, für die Anleger noch irgendwie Rendite zu erwirt- schaften“, erläutert er. Andere große Fondsgesellschaften haben bislang zwar keine Garantiefonds vor der Zeit aufgelöst, sie legen aber auch keine neuen Produkte mehr auf. Der Grund dafür ist bei allen Häusern derselbe: In Zeiten, da die Zin- sen in Bodennähe verharren, müssen immer größere Teile des Anlagekapitals in sichere Anleihen fließen. Anders können die garan- tierten Rückzahlungssummen nicht mehr erwirtschaftet werden. So bleibt den Fonds- managern immer weniger Geld, um am Kapi- talmarkt Rendite zu erzielen. Sind andere wertgesicherte Fonds, die Rückzahlungsbeträ- ge versprechen, sich für die Auszahlung recht- lich jedoch nicht verbürgen, in dieser Situation eine gute Alternative? FONDS professionell ist dieser Frage nachgegangen. Wertgesicherte Fonds, die Mindestrückzah- lungssummen zusagen, aber nicht garantieren, funktionieren im Wesentlichen genauso wie die Garantieprodukte. Die Anbieter definieren einen Betrag, den der Anleger am Ende der Laufzeit bekommen soll. Bei Produkten ohne Laufzeit werden die Mindestsummen zu be- stimmten Stichtagen festgelegt. Während der Laufzeit und zwischen den Stichtagen kann der Preis des Fonds natürlich auch unter den Ausgabekurs fallen. Zwei Strategien zur Sicherung Um zu gewährleisten, dass die versproche- nen Mindestsummen am Laufzeitende oder an den festgelegten Stichtagen zur Verfügung stehen, nutzen Fondsmanager zwei Konzepte zur Absicherung. Bei der ersten, einfacheren Strategie investieren sie das Geld des Kunden üblicherweise in Nullkuponanleihen. Damit legen sie heute den Barwert der künftigen Zusagen sicher an. Für die auch Zero-Bonds genannten Papiere werden keine laufenden Zinsen gezahlt. Die Verzinsung ergibt sich stattdessen aus dem Unterschied zwischen dem niedrigeren Ausgabe- und dem höheren Rückzahlungskurs. Der Differenzbetrag steht dem Fondsmana- ger zur Verfügung, um mit Optionen auf einen bestimmten Basiswert, etwa Aktien, zu setzen und so für den Anleger Rendite zu erwirt- schaften. Das Problem dabei: Der Unterschied zwischen Ausgabe- und Rückzahlungskurs verringert sich mit sinkendem Zinsniveau. Da- her wird der Teil der Anlagesumme, der in ge- winnbringende Optionen fließen kann, immer kleiner – und die Renditechancen schwinden. Die zweite Absicherungsstrategie ist etwas komplizierter. Diese basiert auf einem dyna- mischen Modell, der sogenannten Constant Proportion Portfolio Insurance, kurz CPPI. Bei der CPPI-Variante wird ein Teil der An- lagesumme in Geldmarkt- oder Bundesan- leihen investiert. Der andere fließt direkt – nicht über Derivate – in risikoreichere Assets. Allerdings muss nicht der gesamte Barwert der künftigen Garantien zu jeder Zeit abgesi- chert sein. Der Fondsmanager hat daher die Freiheit, je nach Marktlage mehr Geld in fest- verzinsliche Papiere oder in riskantere Anla- geklassen zu allokieren. Die meisten Fondsanbieter haben Garantie- fonds und Produkte mit Wertsicherung im Privatanleger und Fondshäuser verabschieden sich von Garantiefonds. Der Grund sind die niedrigen Zinsen. Wertgesicherte Produkte können eine Alternative sein. Rostende Liebe Liebesschlösser sollen dafür sorgen, dass die Beziehung für immer hält. Oft geht sie dennoch auseinander. Auch die Begeisterung der österreichischen Anleger für Garantiefonds hat deutlich nachgelassen.
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