FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
BILANZ-KNIFF Streit um Stresstest der Deutschen Bank Der jüngste europäische Banken- stresstest hat zu einem Konflikt zwischen dem Europäischen Parla- ment und der EU-Bankenaufsicht EBA geführt. Hintergrund sind die Vergünstigungen, die die EBA der Deutschen Bank, aber auch 20 an- deren Geldhäusern gewährte. Alle Institute durften bei dem Test Ein- maleffekte berücksichtigen, um ihre Kostenbasis zu senken oder die Ka- pitaldecke aufzupeppen, weil sie Geschäfts- felder aufgegeben hatten. Der Fall Deutsche Bank fiel dabei besonders auf, weil sie den mittlerweile abgeschlossenen Verkauf ihrer chinesischen Tochter Hua Xia schon per Jah- resende 2015 berücksichtigen durfte. Dem an- geschlagenen deutschen Geldhaus half der Kniff: Es bestand den Test. Die Bank ringt derzeit mit zahlreichen Pro- blemen. So kommt der geplante Verkauf der Postbank nicht voran. Dieser sollte Milliarden in die klammen Kassen spülen. Nun erwägt das Management offenbar, die Privatkunden- Tochter doch nicht zu loszuschlagen und statt- dessen voll mit dem eigenen Haus zu ver- schmelzen. Nur über eine Vollintegration kön- ne man in großem Umfang Kosten senken, heißt es aus der Bank. Dabei hatten beide Häuser ihre Verflechtungen für den geplanten Verkauf gerade erst mühsam entwirrt. Obendrein hatte eine Strafandrohung ameri- kanischer Behörden in Milliardenhöhe den Kurs der Aktie einbrechen lassen. Das US- Justizministerium forderte von der Deutschen Bank bis zu 14 Milliarden Dollar, um Ermitt- lungen im Zusammenhang mit Tricksereien bei Hypothekenpapieren beizulegen. Der Aus- gang der US-Präsidentenwahl könnte jedoch eine unerwartete Wende bringen: Die Deut- sche Bank ist einem Medienbericht zufolge offenbar der größte Gläubiger des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. GUTACHTEN Negativzinsen führen Banken in die Pleite Sind Strafzinsen an Kreditnehmer zu zahlen oder nicht? In dieser Frage müssen sich Banken aktuell in meh- reren Fällen vor Gericht verantwor- ten. In einem Verfahren am Linzer Bezirksgericht hat die beklagte Par- tei, die Sparkasse OÖ, nun ein be- merkenswertes Gutachten vorgelegt. Dessen düsterer Tenor: Eine even- tuelle Pflicht zur Weitergabe von Negativzinsen könnte Banken rasch die Existenz kosten. Das Gutachten der Uni- versitätsprofessoren Stefan Pichler und Rainer Jankowitsch zeigt die drastischen Folgen einer Bestätigung der bisherigen Urteile durch den OGH. Die Kernaussage im Wortlaut: „Wenn eine Zinsuntergrenze von null Prozent bei Ein- lagen zur Anwendung kommt und gleichzeitig bei Krediten negative Referenzzinssätze voll- ständig an Kreditnehmer weitergegeben wer- den müssen, ergibt sich daraus eine starke Asymmetrie zu Lasten der Banken. Bei einem Referenzzinssatz von minus eins Prozent weist eine typisch österreichische Bank nachhaltige Verluste auf. Bei noch negativeren Zinssätzen besteht die Gefahr, dass die Bank bereits in sehr kurzer Zeit ein Abwicklungsfall ist.“ Deutsche Bank in Turbulenzen: Nach dem Skandal um eine drohende Milliardenstrafe könnte das Haus in den USA einen unerwarteten Fürsprecher gewonnen haben. 32 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 news & products I banken Foto: © Bank für Gemeinwohl l Aleksandra Pawloff, Horvath & Partners, Schelhammer & Schattera, Greco l Franz Neumayr, Deutsche Bank Finanzprofis in Bewegung (Die aktuellsten News täglich auf www.fondsprofessionell.at ) Fritz Fessler, Bank für Gemeinwohl Die Bank für Gemeinwohl plant für die kommenden Jahre, eine neue Crowdfunding-Plattform für gemeinwohlgeprüfte Projekte und das erste Gemeinwohl-Kon- to in Österreich zu etablieren. Dazu hat das Wiener Geldinstitut auch seinen Vorstand verstärkt: Fritz Fessler wird im Gremium das Finanzressort übernehmen. Frederik Schorr, Bank für Gemeinwohl Als leitender Projektmanager be- reitet Frederik Schorr den Start der neuen Crowdfunding-Platt- form und die Gründung des Zah- lungsinstituts der Bank für Ge- meinwohl vor. Schorr studierte technische Mathematik in Wien und Paris und war zuletzt bei der Förderbank des Bundes (AWS) Chief Information Officer. Arno Schreiber, Horváth & Partners Die Managementberatung Hor- váth & Partners hat den Banken- experten Arno Schreiber zum Leiter ihres Beratungsbereichs Financial Industries Österreich ernannt. Schreiber verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Bera- tung von Finanzdienstleistern in Österreich und CEE. Er wechsel- te von KPMG. Ernst Huber, Schelhammer & Schattera Neues Vorstandsmitglied des Bankhauses Schelhammer & Schattera ist Ernst Huber. Der 48-Jährige verfügt über jahre- lange Erfahrung im Bankge- schäft. Er war zuletzt im Vorstand von Österreichs größtem Online- broker direktanlage.at, heute hellobank.at , beziehungsweise der Mutter DAB-Bank vertreten. Gerald Hermüller, Greco International Das Management des Versiche- rungsmaklers Greco International wurde durch Gerald Hermüller verstärkt. Er arbeitet dort seit Ok- tober als Regionalleiter Salzburg und als Mitglied der Geschäfts- leitung. Hermüller war zuletzt bei der Nürnberger Versicherung Österreich als Leiter für den Ver- trieb Betriebliche Vorsorge tätig.
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