FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
D er Konzernumbau in der Bank Austria hat solche Ausmaße, dass er sogar einen eigenen Namen hat. Unter dem Projekttitel „BA Reloaded“ wurde ein Mehrjahresplan erstellt. Er soll bis 2018 laufen und hat das Ziel, die Ertragssituation des Instituts deutlich zu verbessern. Der Versuch, das verlustreiche Retailgeschäft an den Bawag-Eigentümer, die amerikanische Investmentgesellschaft Cerberus, zu verkaufen, ist bekanntlich gescheitert. Bank-Austria-Chef Willibald Cernko legt dann Ende Februar den Vorstandsvorsitz der Bank zurück, er galt als Gegner des geplanten Verkaufs der Retailsparte. Es folgte die Übertragung der Bank-Austria-Pensionen ins staatliche ASVG-System, was den betroffenen Mitarbeitern alles andere als gefiel. Nun muss die Bank alles daransetzen, das Pri- vatkundengeschäft wieder auf Spur zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass das lukrative Osteuropageschäft in Zukunft bei der italienischen Mut- ter UniCredit in Mailand angesie- delt sein wird. Im Rahmen des Sparprogramms sollen nun angeb- lich bis 2018 an die 2.000 Mitar- beiter abgebaut werden. Im Inter- view erklärt der neue Vorstandsvor- sitzende Robert Zadrazil, welche Pläne er für das Retailgeschäft der Bank hat. Die Bank Austria ist derzeit dabei, das Privatkundenge- schäft neu zu strukturieren. Welche Änderungen kommen auf die Kunden und die Bera- ter zu? Robert Zadrazil: Mein Vorstands- team und ich arbeiten mit Leiden- schaft daran, die Bank Austria zur attraktivsten Bank für die Kunden des 21. Jahrhunderts weiterzuent- wickeln. Unsere Kunden wollen ihre bevorzugten Services selbst wählen. Persönliche Beratung bleibt es- senziell. Daher bieten wir unseren Kun- den das Beste aus zwei Welten – digital und analog. Einerseits in unseren Filialen und Beratungszentren an insgesamt weni- ger, dafür aber deutlich größeren Standor- ten mit erweitertem Beratungsangebot, zum Beispiel durch Immobilien- und Ver- anlagungsspezialisten. Andererseits sind wir mit unserer Online-Filiale mit öster- reichweit 270 Mitarbeitern präsent. Das entspricht 50 bis 60 Kleinfilialen. Hier be- kommen unsere Kunden Beratung Video nach Hause ins Wohnzimmer, ins Office oder auf ihr Smartphone. Wie sieht Ihr Angebot für Kunden mit etwas größeren Vermögen aus? Wir wollen unser Know-how im Veran- lagungsbereich auch für unsere Privat- kunden zugänglich machen – und zwar durch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Privatkundenbereich und Private Banking. Damit bie- ten wir unseren Privatkunden erstmals einen Service und eine Veranlagungsexpertise an, die bis- her ausschließlich besonders wohlhabenden Anlegern vorbe- halten waren. Wir laden zu einem Anlage- Check ein, auf dessen Basis wir eine persönliche Anlagestrategie ausarbeiten. Wir bauen hier auf den individuell unterschiedlichen Anlagewünschen und -zielen auf und zeigen Verbesserungspo- tenziale für die Geldanlage auf. Diese Initiative wird von unserem Private Banking unterstützt. Österreichweit sind 100 Veranla- gungsspezialisten im Einsatz, die entweder vor Ort in der Filiale sind oder über Video in ein Bera- tungsgespräch in die Filiale zu- geschaltet werden können. Diese Experten unterstützen unsere bank & fonds I rober t zadrazil | bank austria 202 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 „Private-Banking- Know-how » Damit bieten wir unseren Privatkunden erstmals einen Service und eine Veranlagungs- expertise an, die bisher ausschließlich besonders wohl- habenden Anlegern vorbehalten waren. « Robert Zadrazil, Bank Austria Die Bank Austria hat Anfang des Jahres mitten in einem tiefgreifenden Konzernumbau ihren Chef ausgetauscht. Der neue Vorstandsvorsitzende Robert Zadrazil muss nun die Umstrukturierung der Großbank vorantreiben. Im Interview erklärt er seine Pläne für das Retailgeschäft des Instituts. Die Bank Austria in Zahlen (in Mio. Euro) 1 HJ. 2016 1. HJ. 2015 +/– Nettozinsertrag 1.665 1.693 –1,7 % Dividenden 288 234 22,90 % Provisionsüberschuss 693 714 –2,9 % Handelsergebnis 270 231 16,90 % Betriebserträge 3.036 2.912 4,30 % Betriebsaufwendungen –1.495 –1,531 –2,4 % Betriebsergebnis 1.542 1.381 11,70 % Kreditrisikoaufwand –290 –391 –26 % Betriebsergebnis nach Kreditrisikoaufwand 1.252 989 26,60 % Ergebnis vor Steuern 832 806 3,10 % Ergebnis nach Steuern 0 –183 n.a. Konzernergebnis nach Steuern 626 490 27,70 % Mitarbeiter 30. 6. 2016 31. 12. 2015 +/– Bank Austria (Kapazitäten in Personenjahren) 35.147 35.534 –387 Geschäftsfeld Zentral- und Osteuropa 24.236 24.141 94 Ukraine (held for sale) 4.172 4.344 –172 Österreich (übrige Geschäftsfelder) 6.739 7.048 –309 Filialen 30. 6. 2016 31. 12. 2015 +/– Bank Austria 1.472 1.510 –38 Geschäftsfeld Zentral- und Osteuropa 1.062 1.065 –3 Ukraine (held for sale) 239 240 –1 Österreich (übrige Geschäftsfelder) 171 205 –34 Quelle: Bank Austria Halbjahresfinanzbericht 2016
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