FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
S eit jeher kämpfen die in Österreich ak- tiven internationalen Fondsgesellschaf- ten darum, dass ihre Produkte verstärkt über den heimischen Bankensektor verkauft werden. Nach dem Fall der Sicherungssteuer im Jahr 2005 – davor konnten ausländische Fonds steuereffizient nur im Mantel eines Dachfonds gekauft werden – erhofften sich Fidelity, Blackrock und Co. eine Öffnung der Großbanken, die traditionell die Produkte der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaften fa- vorisierten. Die Finanzkrise machte diesen Hoffnungen jedoch ein jähes Ende, das Inter- esse der verunsicherten Bankkunden an Fremdprodukten war gelinde gesagt über- schaubar. Daran hat sich im Prinzip bis heute nicht viel geändert, das Massengeschäft am Schalter wird immer noch stark von Eigen- produkten geprägt. Im Jahr 2015 kam dann plötzlich Bewe- gung in den Markt. Nachdem bekannt ge- worden war, dass die Bawag PSK Invest an Amundi verkauft wird und wenig später die Volksbank Invest ihren Verkauf an Union Investment bekannt gab, hofften die auslän- dischen Fondsanbieter erneut auf eine Trend- wende in Richtung „offene Architektur“ bei den heimischen Geldinstituten. Auslöser dafür war die Annahme, dass zwei Großbanken ohne Investmentfondstochter möglicherweise den Drittfondsverkauf ankurbeln würden, was wiederum auch auf andere Banken Druck ausüben könnte. In Deutschland gab es mit der Citibank – der heutigen Targobank – ein ähnliches Beispiel, bei dem dieser Effekt tatsächlich eintrat. Hierzulande sieht es derzeit allerdings nicht danach aus. So verweist Amundi-Chef Yves Perrier gegenüber FONDS professionell darauf, dass es einen langfristigen Kooperationsvertrag mit der früheren Bankenmutter Bawag PSK gebe (siehe auch Interview ab Seite 192). Man kann also davon ausgehen, dass es daher wohl in absehbarer Zeit zu keiner Öffnung für an- dere Fremdfonds kommen wird. Und auch bei der Bawag PSK selbst wird dieses Bild bestätigt, so erklärt man auf Anfrage: „Amun- di ist unser Produktpartner im Fondsbereich, der aufgrund seiner globalen Aufstellung alle wesentlichen Veranlagungsklassen anbietet. Im Beratungsgeschäft arbeiten wir daher fast ausschließlich mit Amundi-Produkten. Dritt- produkte verwenden wir nun dann zur Ergän- zung der Produktpalette, wenn Amundi keine diesbezüglichen Produkte im Angebot hat. Drittprodukte sind daher im Wesentlichen österreichische Immobilienfonds.“ Ein ähnliches Bild zeigt sich auch am Volksbankensektor, der derzeit gerade mit der Zusammenlegung der 60 Volksbanken auf acht Institute beschäftigt ist. Die Volksbanken greifen nach der Übernahme der hauseigenen KAG durch die deutsche Union Investment im Massengeschäft auf deren Masterliste zu. Insofern hat sich die Situation für Fremd- fondsanbieter nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert, den vor demVerkauf der Fonds- töchter kamen bei beiden Banken Fremdfonds auch im Retailgeschäft zum Einsatz. Fonds für gehobene Klientel Einziger Lichtblick aus Sicht der „Auslän- der“ ist somit der Bereich der gehobenen Pri- vatkunden und hier vor allem das Private Banking. Dort, so erklärt man bei der Volks- bank auf Nachfrage, gibt es um Drittfonds erweiterte Masterlisten. Von einem verbund- weiten Standard bei der Fremdfondsauswahl ist man allerdings noch weit entfernt. Bei der Volksbank Wien, die seit dem Vorjahr als Spitzeninstitut zentrale Aufgaben des Volks- bankenverbundes übernimmt, wird die „Dritt- fonds-Shortlist“ von den regionalen Wert- papierexperten in Abstimmung mit der Abtei- lung „Vertriebsmanagement für Wertpapiere“ festgelegt. Bei den spezifischen Auswahlkri- terien für Fremdfonds möchte man sich aller- dings nicht zu genau in die Karten blicken las- sen, Angaben dazu bleiben vage. Wolfgang Layr, Direktor für Marketing und Kommuni- kation bei der Volksbank Wien, erklärt dazu nur, dass neben persönlichen Gesprächen mit den Fondsgesellschaften regelmäßige Updates und Reports beziehungsweise Fondsmanager- kommentare herangezogen werden. Bei jenen Großbanken, die noch über eine hauseigene Investmentfondsgesellschaft ver- fügen, haben sich in den vergangenen Jahren im Bereich des Fremdfondsangebots zwei Konzepte etabliert. Statt ihren Beratern bei der 198 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 bank & fonds I drittfondsver trieb Foto: © Marlene Fröhlich, Erste Bank Drittfondsanbieter hatten bei heimischen Banken schon bisher zu kämpfen, mit der Einführung von Mifid II im Jahr 2018 könnte sich die Situation noch verschärfen. Erschwerter Zugang Bei den Raiffeisenbanken wird das Thema Fremdfondsvertrieb im Hinblick auf die Mifid-II-Aufstellung gerade diskutiert. In Zukunft könnte es für ausländische Fondsgesellschaften im Bankvertrieb noch schwieriger werden.
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