FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
185 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 Jahrelang war er gut, in diesem Jahr hinkt er dem Wettbewerb aber hinterher. Auch die anderen Privatfonds schneiden 2016 ver- gleichsweise schlecht ab. Diese Anmerkung habe ich erwartet. Die absoluten Erträge sind in der Tat nicht mehr so hoch, wie sie mal waren. Allerdings leben wir nicht nur in einem Niedrigzinsumfeld, sondern auch in einem Niedrigrenditeumfeld – auch Immobilien oder Aktien wer- fen heute nicht mehr die gleichen Erträge ab wie noch vor einigen Jah- ren. Außerdem meine ich, dass sich unsere Fonds gemessen an den Tur- bulenzen, die dieses Jahr schon mit sich gebracht hat, ganz gut gehalten haben. Denken Sie nur an den Öl- preis-Crash oder den Brexit. Wohl niemand von uns hätte erwartet, dass ausgerechnet mit langlaufenden Bun- desanleihen seit Jahresbeginn deutlich mehr zu verdienen war als mit ande- ren großen Anlageklassen. Wichtig ist, dass das langfristige Ergebnis stimmt. Über alle Assetklassen hin- weg haben unsere Fonds in den fünf Jahren bis Ende September nach Kosten 6,1 Prozent per annum abgeworfen. Das kann sich sehen lassen. Anderes Beispiel: Der Uni Absoluter Ertrag wurde erst im April 2015 aufge- legt, verwaltet aber schon 2,3 Milliarden Euro. Auf Sicht von einem Jahr steht der Fonds 2,5 Prozent im Minus. Anleger hatten sich wohl etwas anderes erhofft. Das ist sicherlich richtig, und natürlich haben wir Rückfragen von Endanlegern und Bera- tern. Insgesamt reagieren unsere Kunden jedoch sehr besonnen, weil wir ihnen von Anfang an erläutert hatten, dass sie ihr Investment über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren betrachten sollen. Der Uni Absoluter Ertrag ist für uns eine wichtige Innovation, was das Fondsma- nagement anbelangt. Vor der Finanzkrise 2008 war Diversifikation das Gebot der Stunde, in den Jahren danach wurde das Risikomanagement stark betont. Jetzt wird die nächste Evolutionsstufe gezün- det: Künftig geht es darum, marktneutra- le Erträge zu erzielen. Der Uni Absoluter Ertrag kann aus drei Quellen schöpfen: Kasse, Marktneutralität und aktive Titel- auswahl. Die turbulenten Märkte der letzten Monate haben uns den Start erschwert, aber wir sind überzeugt, zukünftig bessere Er- gebnisse zu erzielen. In diesem Jahr haben insgesamt 13 Ga- rantie- und Laufzeitfonds ihr Laufzeit- ende erreicht oder werden noch fällig. Mit welchen Produktlösungen versuchen Sie, Ihre Kunden zu halten? Neue Garantiefonds bieten wir nicht an, denn in einem Nullzinsumfeld können wir unseren Kunden damit keinen Nutzen bieten. Den- noch erreichen wir eine hohe Wiederanla- gequote, die je nach Fonds zwischen 20 und 40 Prozent liegt. Das klingt zunächst nach nicht viel, aber Sie müssen be- denken, dass die meisten Anleger die Fonds mit Blick auf ein konkretes Sparziel gezeichnet hatten. 40 bis 60 Prozent der Kunden brauchen die Rückflüsse, zum Beispiel für einen lange geplanten Autokauf. Die mei- sten Anleger, die ihr Geld reinvestie- ren, entscheiden sich für Multi-As- set-Lösungen oder Immobilienfonds – so lange diese verfügbar sind. Bei den offenen Immobilienfonds haben wir nach wie vor das Problem, dass am Markt kaum attraktive Objekte zu finden sind, weshalb wir die Fonds aufgrund der großen Nachfra- ge immer nur für kurze Zeiträume öffnen können. Wagen Sie mal einen Blick noch weiter in die Zukunft: Wie sieht Geldanlage in zehn Jahren aus? In zehn Jahren? Da bin ich in Rente (lacht) . Scherz beiseite: Wie Sie wis- sen, werden Fonds nicht gekauft, sondern verkauft. Niemand kommt in die Bank mit demWunsch, einen Fonds zu kaufen. Daran wird sich nichts ändern. Darum wird Beratung immer ein zentraler Punkt da- für sein, ob Geldanlage stattfindet oder nicht. Ob diese Beratung künftig in der Filiale oder online per Video geschieht, sei dahingestellt, aber sie wird zu einem großen Teil nach wie vor von Angesicht zu Angesicht passieren. Das ist so, weil es sich bei der Geldanlage um ein Vertrauensgut handelt. Online-Shopping funktioniert meist nur mit Erfahrungsgütern: Sie bestellen etwas, es wird geliefert, und das Produkt passt oder auch nicht. Das ist bei der Geldanlage anders. Eine Altersvorsorge kön- nen Sie nicht zigmal ausprobieren, Sie brauchen Vertrauen in das Produkt und in den Berater. Darum bin ich überzeugt davon, dass die viel beschworene Dis- ruption, bei der analoge Kanäle eins zu eins durch digitale Kanäle ersetzt wer- den, bei der Geldanlage nicht in dem Maße stattfinden wird, wie wir das beim Girokonto oder dem Ratenkredit bereits erleben. Das heißt nicht, dass wir uns nicht trotzdem mit digitalen Lösungen auseinandersetzen müssen. Aber der Berater wird nicht überflüssig werden. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP Hans Joachim Reinke: „Der Uni Absoluter Ertrag ist für uns eine wichtige Inno- vation, was das Fondsmanagement anbelangt.“ Beachtliches Neugeschäft Nettoabsatz von Union Investment Quelle: Geschäftsberichte/Präsentationen Mrd. Euro 0 5 10 15 20 25 1. HJ 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2011 S Privat- fonds* 2,04 Mrd. Euro Sonstige Mischfonds** 0,67 Mrd. Euro Uni Absoluter Ertrag 1,07 Mrd. Euro Nettoabsatz Institutionelle Kunden Nettoabsatz Privatkunden 2,1 Mrd. -3,6 4 Mrd. Euro 6,6 Mrd. Euro 8,0 Mrd. Euro 18,2 Mrd. Euro
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