FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016

gen: Ich finde Fonds attraktiv oder sehr attraktiv – deutlich mehr als früher. Das liegt nicht an einer neu entdeckten Liebe zu Fonds, sondern schlicht an fehlenden Alternativen. Die genannten Punkte, insbesondere die niedrigen Zinsen, gelten für alle anderen Marktteilnehmer auch. Warum hat es dennoch ausgerechnet Ihr Haus ge- schafft, gemessen an den Zahlen des Branchenverbands BVI zum absatz- stärksten Publikumsfondsanbieter in Deutschland zu werden? Wir glauben, wir haben einiges richtig gemacht. Zu nennen ist zum einen die sehr enge Beziehung zu den Volks- und Raiffeisenbanken. Wir waren nicht nur in Phasen vor Ort, in denen es gut lief, son- dern auch in schlechten Zeiten. Diese Kontinuität wird wertgeschätzt. Die Vor- stände der einzelnen Institute treffen wir zweimal im Jahr, die Ebene darunter min- destens zweimal. Ich selbst toure jedes Frühjahr in 25 Veranstaltungen durch Deutschland und sehe dort 700 Vorstän- de von Volks- und Raiffeisenbanken. Die sagen mir direkt ins Gesicht, wenn ihnen was nicht gefällt. Dazu kommt, dass wir die Genossenschaftsbanken stark in unse- re Produktentwicklung einbeziehen. Die Ban- ken vor Ort wissen viel besser als wir, was die Kunden möchten. So sind damals auch die Privatfonds entstanden. Ein weiterer Punkt ist das Feedback durch unseren Kundenservice. Dort kommen die Rückmeldungen der Anla- geberater an, aber auch die unserer 4,2 Mil- lionen Privatkunden, die anrufen oder E-Mails schreiben. Die Endkunden rufen direkt bei Union Investment an? Ja, wir erhalten pro Jahr über eine Million Anrufe. Dahinter folgt ein eigenes Reporting- System: Was treibt die Kunden an? Wo liegen die Beschwerden? Was läuft gut? Was müssen wir anders machen? Diese Berichte lasse ich mir wöchentlich vorlegen. So habe ich direkte Rückmeldungen aus zwei Kanälen: von den Kunden und von den Beratern. Sie hatten schon erwähnt, dass Ihr Ver- triebserfolg ganz entscheidend auf eini- gen wenigen Fonds basierte. Die Misch- fonds der Privatfonds-Reihe und der Absolute-Return-Fonds „Uni Absoluter Ertrag“ stehen inzwischen für mehr als die Hälfte Ihres gesamten Mischfonds- vermögens. Gemessen amAbsatz in den ersten acht Monaten dieses Jahres machen sie sogar gut 80 Prozent aus. Ist diese hohe Abhängigkeit nicht riskant? Ein klarer Fokus hat natürlich auch Nachteile, da haben Sie recht, auch wenn die Privatfonds bislang nur gut fünf Prozent des von uns ver- walteten Vermögens ausmachen. Dennoch: Die Privatfonds sind unsere Antwort auf die Niedrigzinsphase. Wenn die Zinsen als Er- tragsquelle wegfallen, bleibt nur der Versuch, über die Vermögensstruktur oder aus alter- nativen Quellen Rendite zu ziehen – andere Möglichkeiten gibt es nicht. Wir möchten weder die Bank noch die Anleger verwirren. Darum haben wir uns dazu entschieden, wenige, aber konsequente Antworten zu geben. Für die Privatfonds fällt kein Ausga- beaufschlag an. Im Bankenvertrieb ist das eher unüblich. Wie kam es dazu? Das war der Wunsch der Banken, denn sie wollten Produkte, die sich einfach vertreiben lassen. Im Jahr 2010, als wir die Privatfonds entwickelt haben, passte ein Agio einfach nicht mehr in die Zeit. Der größte dieser Fonds, der Privat- fonds: Kontrolliert, verwaltet inzwi- schen über zehn Milliarden Euro. Hans Joachim Reinke: „Wenn die Zinsen als Ertragsquelle wegfallen, bleibt nur der Versuch, über die Vermögens- struktur oder aus alternativen Quellen Rendite zu ziehen – andere Möglichkeiten gibt es nicht.“ vertrieb & praxis I hans joachim reinke | union investment 184 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 » Wir möchten weder die Bank noch die Anleger verwirren. Darum haben wir uns dazu ent- schieden, wenige, aber konse- quente Antworten zu geben. « Hans Joachim Reinke, Union Investment Foto: © Axel Gaube Stetig bergauf Verwaltetes Vermögen von Union Investment Quelle: Geschäftsberichte/Präsentationen Mrd. Euro 0 50 100 150 200 250 300 1. HJ 2016 2015 2014 2013 2012 2011 M Assets Institutionelle Kunden Assets Privatkunden 89,5 Mrd. Euro 80,8 Mrd. Euro 158 Mrd. Euro 117 Mrd. Euro

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