FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
Prozent vor drei Jahren. Insgesamt machen die notleidenden Kredite in Europa noch im- mer 600 Milliarden Euro aus. „Das ist mehr, als alle Banken seit 2011 an Kapital aufge- nommen haben, mehr als sechsmal so viel, wie der europäische Bankensektor jährlich Gewinne macht, und mehr als das Doppelte der Kreditneuvergabe“, warnt Enria. Ende der Regulierung Für OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, der im Rahmen einer Podiumsdiskussion zu Wort kam, muss der Prozess der ständigen Regulierung nun irgendwann auch ein Ende haben und abgeschlossen sein. Dies sei so- wohl für den Bankenbereich als auch für die realwirtschaftliche Planbarkeit wichtig. Das größte Problem für die Banken sieht der OeNB-Gouverneur derzeit übrigens, genauso wie auch Enria, im Bereich der NPL. Als so- lideste und bewährteste Lösung dafür sieht er die Schaffung von Bad Banks. „Dies kann auch auf europäischer Ebene sein, nicht nur auf regionaler“, erklärt Nowotny. Zudem wies er darauf hin, dass man bei den Belastungen durch die Aufsichtskosten zwischen großen und kleinen Instituten unterscheiden müsse. Für kleinere Institute seien diese Fixkosten eine größere Belastung. So gibt auch Nowot- ny zu, dass hier die Proportionalität mögli- cherweise nicht adäquat eingesetzt sei. Im Rahmen von vier weiteren Podiumsdis- kussionen wurde anlässlich der Aufsichtskon- ferenz zudem auf Themen wie Digitalisie- rung, Abwicklungsfähigkeit von Kreditinsti- tuten, das Geschäftsmodell der Lebensver- sicherungen sowie das Thema unabhängige Anlageberatung eingegangen. In der letzten Diskussionsrunde traf FMA-Bereichsleiter Erich Schaffer auf Hannes Dolzer, Fachver- bandsobmann Finanzdienstleister, Franz Witt- Dörring von der Schoellerbank, Gabriele Zgu- bic-Engleder von der AK Wien und Tilman Lüder von der EU-Kommission. Dabei for- derte Bankvorstand Dörring, dass die Anzahl der Regulierungen deutlich sinken müsse, da- mit die Last bewältigt werden könne. Fach- gruppenobmann Dolzer wies einmal mehr auf den Umstand hin, dass in Österreich haupt- sächlich KMU tätig sind, und die EU-Rege- lungen, die auf die Kontrolle von europäi- schen Konzernen abzielen, für diese oftmals nicht passen. Auch mit dem Näherrücken der Richtlinie Mifid II sieht Dolzer daher massive Probleme auf die heimischen Vermögensbe- rater zukommen: „Mifid II könnte etwa dazu führen, dass die meisten Privatanleger künftig nur mehr per EDV betreut werden.“ Abschlie- ßend sorgte zumindest Tilman Lüder von der EU-Kommission für etwas Hoffnung, als er erklärte, dass auf EU-Ebene eine Gesamtüber- prüfung aller Finanzgesetzgebungen durchge- führt wurde, um diese auf ihre möglichen ne- gativen Auswirkungen hin zu untersuchen. Und tatsächlich wurden laut Lüder bereits An- satzpunkte gefunden, die jetzt weiter verfolgt werden, am Ende könnte dies nun zu Anpas- sungen in der Gesetzgebung führen. GEORG PANKL | FP Diskussionsrunde mit Hannes Dolzer (Obmann Fachverband Finanzdienstleister, WKO), Gabriele Zgubic-Engleder (AK Wien), Erich Schaffer (FMA), Franz Witt-Dörring (Schoellerbank), Tilman Lüder (Europäische Kommission) 176 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 vertrieb & praxis I 7. fma-aufsichtskonferenz Foto: © Marlene Fröhlich Franz Witt-Dörring (Schoellerbank): „Die Zahl der Regu- lierungen muss deutlich sinken.“ Diskussionsrunde mit Josef Stockinger (Generaldirektor Oberösterreichische Versicherung), Beate Blaschek (Bundesministe- rium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz), Manuela Zweimüller (Head of Regulations EIOPA), Elisabeth Stadler (VIG) Hannes Dolzer (WKO): „Mifid II könnte dazu führen, dass Privatanleger künftig nur mehr per EDV betreut werden.“
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