FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016

175 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 Brauchen eine Revolution Ähnliches hörte man auch in der Rede des Finanzministers Hans Jörg Schelling. So sprach der Finanzminister den anwesenden Vertretern der Banken, Wertpapierfirmen und Versicherungen aus der Seele, als er erklärte: „Was die Regulierung betrifft, brauchen wir eine Revolution und keine Evolution.“ Seit 2009 habe sich die Anzahl der für die Finanz- branche relevanten Vorschriften mehr als ver- doppelt, mehr als 1.800 Rechtsnormen seien hinzugekommen. „Ich finde, das ist eine Ent- wicklung, die wir hinterfragen müssen.“ Alle beschäftigten sich mehr mit Regularien, an- statt bessere Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. „Eine ganze Industrie beschäf- tigt sich mit sich selbst, ohne zu merken, dass die wahren Herausforderungen von anderer Seite kommen.“ Im Hinblick auf den Ban- kensektor erklärt er weiter: „Wir haben keine Finanzkrise, sondern eine Profitabilitätskrise.“ Die anwesenden Banker forderte er daher auf, ihre Geschäftsmodelle völlig neu zu über- denken. Schelling sprach sich in seiner Rede zudem dem für eine stärkere Trennung von Regulierung und Aufsicht aus, auch sollte die Aufsicht kleiner, schlagkräftiger und günstiger werden. Auch Andrea Enria, Vorsitzender der Euro- päischen Bankenaufsichtsbehörde EBA, stell- te in seiner Rede das traditionelle Geschäfts- modell der Banken in Frage. „Ich glaube, wir werden eine Debatte über das Bankengeschäft starten müssen. Aufgrund der technologischen und finanziellen Innovationen sollte es gründ- lich überdacht werden“, erklärte Enria. Der EBA-Vorsitzende sieht derzeit eines der Hauptprobleme für die Banken im Bereich der notleidenden Kredite (NPL). So betrage der durchschnittliche Anteil der notleidenden Kredite in der EU 5,5 Prozent nach sieben OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny: „Regulierung muss auch ein Ende haben.“ Stefan Klestil (Speedinvest): „Alle Fintechs arbeiten mit konzessionierten Unternehmen zusammen.“ Diskussionsrunde mit Stefan Klestil (Speedinvest), Andreas Dombret (Deutsche Bundesbank), Stuart Mackintosh (Group of Thirty) und Helmut Ettl (FMA) Zu Beginn der Veranstaltung diskutierten Andrea Enria (EBA), Ewald Nowotny (OeNB) und Klaus Kumpfmüller (FMA) zum Thema Proportionalität. FMA-Vorstand Mag. Klaus Kumpfmüller: „Proportionalität muss viel stärker angewendet werden.“

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