FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
Personaldilemma: „Klassische“ Finanzerberaterberufe am stärksten betroffen Beschleunigt wurde das „Beratersterben“ durch die Novellierung des Gewerberechts (2012), die das Aus des Finanzdienstleistungsassistenten besiegelte. Der Andrang auf den Wertpapiervermittler, der an dessen Stelle treten sollte, blieb bisher aus. Auffällig stark nahm hingegen die Zahl der „Sonstigen“ zu. Hinter der Bezeichnung versteckt sich das Berufsbild Kun- denakquise, Vermittlung von Verträgen, Geschäfts- vermittlung, Tippgeber. Quelle: Fachverband Finanzdienstleister „Schwarzes“ Jahrzehnt: Deutlicher Mitgliederschwund bei den Finanzdienstleistern Die Zahl der (aktiven) Gewerbeberechtigten im Fach- verband der Finanzdienstleister hat sich seit dem En- de des Jahres 2006 beinahe halbiert. Aktuell sind nur etwas mehr als 8.100 Mitglieder einer oder mehr von elf unterschiedlichen Berufsgruppen zugehörig, knapp ein Viertel hat seine Gewerbeberechtigung allerdings ruhend gemeldet. Mit einem Anteil von rund 55 Pro- zent bilden Vermögensberater nach wie vor das weit- aus größte Segment. Quelle: Fachverband der Finanzdienstleister 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 Wertpapiervermittler FDLA Vermögensberater Mitglieder 2006 5.285 Mitglieder 2016 12 Mitglieder 2006 4.760 Mitglieder 2016 3.479 Mitglieder 2006 0 Mitglieder 2016 346 Mitglieder 0 500 1.000 1.500 2.000 heute vor 10 Jahren Mitglieder 0 152 Sonstige Finanzdienstleister 1.596 Sonstige Finanzdienstleister Nach 10 Jahren: +950 % 0 3.000 6.000 9.000 12.000 15.000 heute vor 10 Jahren Mitglieder 3.380 Ruhende Mitglieder 10.719 Aktive Mitglieder 1.963 Ruhende Mitglieder 6.155 Aktive Mitglieder Nach 10 Jahren: –42 % heute 0 500 1.000 1.500 2.000 Sonstige Finanzdiens heute vor 10 Jahren Mitglieder Ruhende Aktive heute 0 Jahren Wertpapiervermittler Wertpapierunternehmen Wertpapiervermittler Sonstige Gewerbliche Vermögensberater 44 % Wertpapier- unternehmen: 2 % Wertpapier- vermittler: 5 % 152 Sonstige Finanzdienstleister +950 % –42 % der 2006 0 Mitglieder 2016 346 Mitglieder 55 % Gewerbliche Vermögensberater 38 % Sonstige vertrieb & praxis I beratermarkt 172 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 Österreichs Beratermarkt Ob Vermögensberater, Wertpapiervermittler, Makler oder Agenten: Der heimische Beratermarkt befindet sich massiv im Umbruch. Eine Bestandsaufnahme. Mitglieder ausgewählter Finanzdienstleister-Berufsgruppen Entwicklung „Sonstiger Finanzdienstleister“ Mitglieder des Fachverbandes der Finanzdienstleister Zusammensetzung der Gewerbeberechtigungen E twa 20.000 Gewerbescheine kursieren heute am österreichischen Berater- und Vermittlermarkt. Das ist geringfügig we- niger als noch vor zehn Jahren. Die Konsolidie- rung des Marktes ist aber keineswegs homogen auf die verschiedenen Berufssegmente verteilt. Während auf der Versicherungsseite die Zahl der Mitglieder in den Fachgruppen und Fachgre- mien der Wirtschaftskammer Österreich wächst, ist auf Seiten der Finanzdienstleister ein deutli- cher Mitgliederschwund zu beobachten. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gestiegenen regulatorischen Anforderungen bis hin zu einer ungünstigen demografischen Ent- wicklung. Ob die Konsolidierungswelle bei den Finanzdienstleistern inzwischen einen Boden erreicht hat, lässt sich nur schwer beurteilen. Grundsätzlich verbessert eine sinkende Zahl aktiver Berater die Geschäftsaussichten für alle jene, die das Handtuch nicht werfen. Der Bedarf an kompetenter Finanzberatung nimmt nämlich nicht ab, ganz im Gegenteil. Die Branchenstatis- tik wird auch dadurch beeinflusst, dass viele Be- rater, die vor der Finanzkrise schwerpunktmäßig im Investmentbereich tätig waren, in den letzten Jahren in Richtung Versicherungsprodukte um- geschwenkt haben; einerseits weil hier die Regu- lierung bisher weniger straff war, aber auch weil die Kundennachfrage im Versicherungsbereich geringeren Schwankungen unterliegt. FONDS professionell hat die wichtigsten Zahlen und Fakten zum Thema zusammengetragen. DANIEL WINKELMEIER| FP
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