FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
28 Millionen US-Dollar konnte das deutsch-schweizerische InsurTech-Unternehmen Fi- nancefox kürzlich bei Investoren einsam- meln. Das sollte für das 2014 in der Schweiz gegründete Unternehmen genug Kapital sein, um auch in Österreich durch- starten zu können. Für das Management des Österreich-Geschäfts hat sich das jun- ge Unternehmen mit dem ehemaligen Uniqa-Vorstand Werner Holzhauser kei- nen Unbekannten gesucht. Unterstützt wird er von Felix Huemer, er leitet den Bereich Operations der Österreich-Tochter und ist Financefox-Mitarbeiter der ersten Stunde. Im Interview erklären die beiden, wodurch sich Financefox von anderen InsurTechs unterscheidet und welche Vor- teile Makler von einer Kooperation mit dem Unternehmen haben. Herr Holzhauser, Sie kommen aus dem klassischen Versicherungsgeschäft – wie- so zieht es Sie nun zu einem InsurTech- Unternehmen wie Financefox? Werner Holzhauser: Die Digitalisierung ver- ändert alles, die Versicherungsbranche wird sich daher in den kommenden zehn Jahren massiv verändern. Die Versicherungen sind in der Vergangenheit oftmals durch den Zusam- menschluss von ganz unterschiedlichen Un- ternehmen mit verschiedenen IT-Systemen gewachsen. Diese Systeme nun zu einer digi- talen Welt zu vereinen ist unglaublich schwie- rig. Hier liegt der Vorteil von Financefox: Wir sind keine Versicherung und können die digi- tale Welt bereits vollständig abbilden. Wer steht eigentlich hinter Financefox, und wer sind die größten Investoren? Felix Huemer: Die Firma wurde 2014 in der Schweiz gegründet. Hinter Financefox stehen zum Teil die ehemaligen Gründer von „dein- Deal“, damals eines der schnellstwachsenden Start-ups der Schweiz. Nach dem erfolgrei- chen Verkauf an den größten Schweizer Medienkonzern war Financefox das nächste Projekt. Unsere letzte Finanzierungsrunde wurde angeführt von internationalen Venture- Capital-Firmen wie Target Global mit Sitz in San Francisco und Horizons Ventures mit Hauptsitz in Hongkong. Die bisherigen In- vestoren sind Salesforce, IDInvest, Speed- invest, Seedcamp, Angel-List und Victory Park Capital. Können Sie erklären, wie Financefox funktioniert und welche Zielgruppe man ansprechen möchte? Huemer: Im Vergleich zu den Mitbewerbern, die es vor allem bereits in der Schweiz und Deutschland gibt und die sich eher als Substi- tut zum klassischen Versicherungsmakler wahrnehmen, sehen wir uns eher auf der Seite der Makler. Wir helfen dem Makler, den Weg in die Digitalisierung zu finden. Holzhauser: Wir wollen uns von den bisher am Markt agierenden Unternehmen völlig unterscheiden. Für die meisten InsurTech- Unternehmen steht im Vordergrund, Makler- vollmachten zu generieren und die Bestands- provision zu vereinnahmen. Wir gehen einen anderen Weg. Wir sind der Meinung, dass Kunden auch in Zukunft Berater brauchen werden, zumindest für spezielle Produkt- gruppen wie Kranken- oder Lebensver- sicherungen. Diese Produkte wird man digital nicht erklären können beziehungs- weise würde das für den Kunden zu kom- plex werden. Wir sind daher keine Samm- ler von Maklervollmachten und auch kein Vergleichsportal. Wie funktioniert das im Detail? Holzhauser: Der Endkunde, der tatsäch- lich keinen Berater will, kann direkt zu uns kommen und all seine Versicherungs- produkte über eine App verwalten. Zudem kann er Schadensfälle und die Kosten- erstattung mit der Krankenversicherung über die App abwickeln. Der Kunde kann aber auch neue Produkte abschließen. Er bekommt dafür von uns immer drei Pro- duktvorschläge: eine Empfehlung von uns, das preislich günstigste Produkt und eine Luxusvariante. Der Kunde kann seine be- stehenden Polizzen auch optimieren lassen. Wenn wir sehen, dass es für ihn zu kompli- ziert wird, empfehlen wir ihm allerdings, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Und hier kommt unsere zweite Zielgruppe ins Spiel. Diesen Lead geben wir dann an einen Makler weiter. Auch Makler können uns als Dienst- leister in Anspruch nehmen. Wir verfügen über ein eigenes Maklerportal mit CRM-Sys- tem, dort können unsere Partner alle Kunden verwalten. Sollte jemand mit unserer Dienst- leitung nicht zufrieden sein, garantieren wir ihm, dass er jederzeit wieder aussteigen kann. Wir verpflichten uns in diesem Fall auch, sämtliche Daten der Kunden wieder zu lö- schen, er würde also seinen Kunden nicht ver- lieren. Und wir dürfen die Kunden auch nicht weiter bearbeiten. Wo genau liegt jetzt der Mehrwert für den Makler? Huemer: Da gib es mehrere Punkte. Zum einen bieten wir ihm einen kostengünstigen Weg in die digitale Welt, den er allein nicht gehen könnte. Bei unserer App arbeiten stän- fonds & versicherung I werner holzhauser und felix huemer| financefox Foto: © Financefox 152 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 „Kunden werden auch in Z » Für die meisten Insur- Tech-Unternehmen steht im Vordergrund, Makler- vollmachten zu generie- ren und die Bestands- provision zu verein- nahmen. Wir gehen einen anderen Weg. « Werner Holzhauser, Financefox Das deutsch-schweizerische InsurTech-Unternehmen Financefox will in Österreich ab dem kommenden Jahr durchstarten. Im Interview erklären Geschäftsführer Werner Holzhauser und COO Felix Huemer das Geschäftsmodell des Unternehmens und welche Rolle der Versicherungsmakler darin spielt.
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