FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016

M achen wir uns nichts vor: Versicherer und Fondsanbieter sind keine Freun- de, jedenfalls nicht von Natur aus. Beide buhlen um dieselben Sparer, und bei de- nen sitzt der Euro in den letzten Jahren ohnedies nicht sehr locker. Das heißt, die Rahmenbedin- gungen würde unter normalen Umständen dafür sorgen, dass der Wettbewerb zwischen Versi- cherern und Fondshäuser derzeit eigentlich be- sonders hart sein müsste. Allerdings haben wir keine normalen Umstände, wir leben in einer Nullzinsphase, und damit sehen dieAusgangs- bedingungen ganz anders aus. Stark vereinfacht dargestellt: Die Versicherer benötigen jemanden, der die Renditen erwirtschaftet, die sie mit ri- sikolosenAnleihen einfach nicht mehr erzielen können, und die Fondsanbieter benötigen je- manden, dessen Image die Chancen verbessert und die ultravorsichtigen Privatanleger aus der Reserve lockt. Dass das auch den Akteuren klar ist, lässt das Ergebnis einer von FONDS professionell durchgeführten Umfrage unter 12 Versicherungsgesellschaften, die auch Fondspolizzen anbieten, vermuten. Die zen- trale Aussage lautet: Versicherer und Fondsan- bieter werden in Zukunft enger zusammenar- beiten müssen. Und dabei geht es keineswegs nur um die Waffenbruderschaft im Dienst der Rendite, auch die Regulierung zwingt die Akteure dazu, verstärkt an einem Strang zu ziehen. Denn während sechs der von uns befragten Gesellschaften vor allem im Zinsdilemma die Begrün- dung für ei- ne engere Kooperati- on sehen, weisen fünf Versicherer de- zidiert auf das zu- künftige regulatori- sche Umfeld hin. Die Nachricht, dass die Ein- führung der EU-Richtlinie PRIIP, in der es um „verpackte“ Investmentprodukte geht, um ein Jahr nach hinten verschoben wird, kann daran nichts ändern, denn das Problem ist damit nur aufgeschoben. PRIIP-Verschiebung So wie es aktuell aussieht, wird die Umset- zungsfrist für die Verordnung bis zumAnfang 2018 verlängert. Das zentrale Problem aus der Sicht der Fondspolizzenanbieter wird darin bestehen, ihre Pro- dukte gemäß dem neuen Summary Risk Indicator (SRI) einer von sieben Risikoklassen zuzuordnen. Aber: Den Fondshäusern hat der europäische Gesetzgeber für die Klassifizie- rung ihrer Produkte nach dem SRI eine Über- gangsfrist bis Ende 2019 eingeräumt. Kurz- fristig sind die Versicherer also davon abhängig, dass ihnen die Fondsanbieter alle benötigten Daten bereitstellen. Die werden das im Interesse des eigenen Absatzes natür- lich tun, und damit wird ein neues Kapitel in der Kooperation Versicherung und Fonds- gesellschaft aufgeschlagen. An der entsprechenden Bereitschaft man- gelt es angesichts der schwierigen Rahmen- bedingungen ohnedies nicht. Heinrich Pla- metzberger, Leiter des Aktuariats Leben bei der Helvetia Versicherung: „Im Hinblick auf PRIIP beziehungsweise Kos- tentransparenz wird es in Zukunft wich- tiger sein, gut zusammenzuarbeiten und dem eigentlichen Ziel, nämlich das rich- tige Produkt dem richtigen Kunden an- zubieten, gemeinsam nachzugehen.“ Dieser Einschätzung schließt sich auch Gerald Steiner, Vertriebsmanager bei der Uniqa für den Bereich der FLV, an: „Ei- ne intensive Zusammenarbeit ist schon im Rahmen der regulatorischen Erforder- nisse sehr wichtig. Die notwendige Transparenz und der Bedarf an Infor- mationen bringen es mit sich, dass hier eng miteinander gearbeitet werden muss.“ Tatsächlich sind die beiden Fi- nanzdienstleister derzeit im Team wahrscheinlich signifikant leis- tungsfähiger als im Alleingang. Mit dem Abrutschen der klassi- schen Lebensversicherung in die Bedeutungslosigkeit – ausgelöst von Zinsflaute und der Solvenz- richtlinie für Versicherer (Sol- vency II) – ist die fondsgebun- dene Lebensversicherung die einzige Chance, imAltersvor- sorgegeschäft nicht im Ab- seits zu stehen. Was die Versi- cherer dabei mitbringen, ist auch klar: Kundenvertrauen, Vertriebs- kraft und den Steuervorteil. Wiener-Städtische- Vertriebsvorstand Hermann Fried hat mit dem „Perfor- mance Plan“ erst- mals eine fondsgebun- dene Lebensversicherung mit ungezillmertem Tarif im Angebot. 136 fonds & versicherung I fondspolizzen Foto: © Elke Mayr Zinsdilemma und Regulierung zwingen Versicherer und Fondsanbieter zu einer engeren Kooperation. Das beschert dem Markt auch einige Innovationen. Ziemlich beste Freunde

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