FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016

130 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 sachwerte I pfs I ch bin seit 22 Jahren zufriedener Kunde der Firma PFS und bin es leid, immer wieder Ihre abfällige Berichterstattung über diese Firma lesen zu müssen“ , heißt es in einer E-Mail an die Redaktion. FONDS professionell hat in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig über die PFS Gruppe, die zu den größten Bauherrenmodell-Anbietern in Österreich zählt, berichtet. Anlässe waren unter anderem staatsanwaltschaftliche Ermitt- lungen gegen Verantwortliche der PFS Grup- pe, die bis dato noch nicht abgeschlossen sind, und Klagen zahlreicher Anleger gegen PFS. Sie wollen ihre Beteiligungen wieder loswer- den beziehungsweise rückabwickeln (siehe FONDS professionell Ausgabe 3/2016). Dafür hat der wütende Kunde kein Verständnis: „Ich bin mittlerweile 64 Jahre alt und blicke meiner Pensionierung sehr zuversichtlich ent- gegen. Dank meiner Investments bei PFS brauche ich mir um die finanzielle Basis keine Sorgen zu machen.“ Zahlen für den Erfolgsnachweis Nicht nur wegen der Anlegerklagen, son- dern auch wegen der neuen Investitionsan- gebote, die PFS im Herbst auf den Markt gebracht hat (siehe Infokasten), drängt sich die Frage auf, wie gut die Performance von PFS wirklich ist. Einen transparenten und nachvollziehbaren Leistungsnachweis, der von einen Wirtschaftsprüfer testiert wurde, gibt es nämlich nicht. Deshalb muss man sich auf Spurensuche begeben. Infolge der Berichterstattung über das ober- österreichische Unternehmen erhält FONDS professionell von verschiedenen Investoren Informationen über den Verlauf ihrer Projekte. Das Redaktionsarchiv beinhaltet inzwischen hunderte E-Mails und unzählige Dokumen- tenordner. Daraus geht hervor, dass zahlreiche Anleger bei ihren Investments die versproche- nen Ergebnisse nicht erreichen und teilweise Verluste befürchten. Aus diesem Grund ist die Gegenüberstel- lung der geplanten und der tatsächlichen Er- gebnisse mehr als nur ein Buchhalterjob. Eine ausführliche und plausible Leistungsübersicht gibt Investoren, Vertriebspartnern und auch den Gerichten erstens Aufschluss darüber, wie viele Projekte planmäßig, besser oder schlech- ter laufen. Zweitens zeigt sich die Treffsicher- heit bei den Annahmen, die für die Kalkula- tionen getroffen wurden. Und drittens lässt sich aus dem Datencheck die Zuverlässigkeit des Anbieters und Managers ableiten. Bei einem Projekt aus dem Jahr 2001 traf PFS beispielsweise folgende Annahmen: Die Einlagen in die Fondspolizze als Tilgungsträ- ger für das endfällige Darlehen werden jähr- lich mit 6,5 Prozent verzinst. Die monatliche Miete steigt pro Jahr um 1,5 Prozent, außer- dem legt der Liegenschaftswert jährlich um 1,5 Prozent zu. Leerstands- und Eigentümer- kosten wurden in dieser langfristigen Kal- kulation nicht berücksichtigt. In anderen Ren- Die PFS Gruppe steht in der Kritik. Zu Unrecht, behauptet das Management, weil die Investmentperformance sehr gut sei. Überprüfen kann man das nur schwer. Halbe Transparenz Die Anbieter von Bauherrenmodellen lassen sich nicht gern in die Karten schauen. Deshalb können Außenstehende die Performance der Projekte kaum beurteilen. PFS liefert einige Informationen, lässt aber auch Fragen offen. Neue PFS-Projekte in Wien Im November hat PFS nach eigenen Angaben ein Neu- bauprojekt im 20. Wiener Gemeindebezirk an die Eigen- tümer und Nutzer übergeben. Das Investitionsvolumen betrug zehn Millionen Euro. Im 15. Bezirk arbeitet PFS an zwei eng miteinander ver- bundenen Wohnbauprojekten. Sie befinden sich in der Diefenbachgasse und parallel dazu in der Pillergasse. Die U4-Station „Meidling Hauptstraße“ befindet sich in un- mittelbarer Nähe. Investoren beteiligen sich hier nicht an Bauherren-, son- dern an Bauträgermodellen, das bedeutet, dass keine Mit- eigentümergemeinschaften (MEG) gegründet und keine Kommanditanteile an Investoren ausgegeben werden. In den Errichtungsgemeinschaften entstehen insgesamt 37 Wohnungen, 22 Tiefgaragenabstellplätze und eine gro- ße Geschäftsfläche. Die Wohnnutzfläche beträgt rund 3.000 Quadratmeter. Das geplante Gesamtinvestitions- volumen beläuft sich auf 13,5 Millionen Euro. PFS rechnet zurzeit mit einem Baubeginn im Herbst 2017 und der Fertigstellung im Herbst 2018. PFS ging davon aus, dass Anleger innerhalb der Errich- tungsgemeinschaften etwa 70 Prozent der Wohnungen kaufen. In der Diefenbachgasse waren Kaufpreise für die Investoren von 3.700 bis 4.600 Euro (netto) im Regel- geschoß und rund 5.200 Euro im Dachgeschoß geplant. Eigennutzer sollten etwa 12 bis 13 Prozent mehr bezahlen. Der Einzelverkauf wurde allerdings laut PFS wegen kon- kreter Anfragen zum Ankauf des gesamten fertig errich- teten Projekts bis zur Beendigung der Verhandlungen unterbrochen. Foto: © Fotolia | Bertold Werkmann, Günter Menzl

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