FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016
128 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 und unten gezeigt. Von seinen Rekordständen ist der Preis binnen vier Jahren beinahe um die Hälfte eingebrochen (siehe Chart auf Seite 126). Eine Indikation, inwieweit auch die Kundennachfrage zyklisch ist, liefern die Absatzzahlen der Münze Österreich. Der Verkauf von Goldmünzen und Goldbarren ist im Jahr 2008 explodiert und war auch 2009 sehr hoch (siehe Tabelle). Danach schwankte der Ausstoß relativ stark. Er korrelierte mit der Entwicklung des Goldkurses, der im August 2011 mit rund 1.900 US-Dollar pro Feinunze den historischen Höchstwert markiert hat. Infolge der Preisexplosion halbierte sich im Jahr 2012 die Nachfrage beinahe, ehe sie 2013 und 2014 zunächst wieder deutlich stärker wurde und später wieder einbrach. Im vorigen Jahr kauften die Anleger wieder ähn- lich viel Gold wie im Jahr 2008, als die Finanzkrise ihren Lauf nahm. Die erhöhte Nachfrage dürfte mit dem Preiseinbruch zu tun haben, der den Goldkurs bis Dezember 2015 auf nur noch 1.050 US-Dollar je Unze drückte. Die Wiener Privatbank und die Partner Bank berichten auf Nachfrage jedoch nicht, dass das Kundenverhalten sprunghaft ist. Die Anleger hätten nicht signifikant mehr inves- tiert, nachdem der Goldpreis von seinen Höchstpreisen 2011 und 2012 gefallen ist. Partner-Bank-Vorstand Fellner spricht von einer „grundsätzlich steigenden Nachfrage“ ohne starke Abweichungen. Auch bei den Rekordpreisen habe nur eine sehr geringe Kundenzahl mit einem Kaufstopp oder mit dem Verkauf der Edelmetalle reagiert, um Gewinne mitzunehmen. „Unsere Kunden be- trachten Gold als eine langfristige Sachwert- veranlagung zur Absicherung, kurzfristige Kursschwankungen spielen hier nur eine untergeordnete Rolle“, resümiert Fellner. Auch die Wiener Privatbank bestätigt, dass nur wenige Kunden bei den Rekordkursen 2011/2012 ausgestiegen sind. Im Gegenteil: „Die Kunden haben zu jenem Zeitpunkt eher weiter investiert“, sagt Berger. Im Jahr 2011 habe es sogar die höchsten Umsätze gegeben. Dieses Niveau habe die Nachfrage danach nicht mehr erreicht, dennoch sei sie stabil. Bei den Sparplänen können die Kunden ohnehin nicht flexibel in Abhängigkeit von der Kursentwicklung handeln, weil die Inves- titionen von vornherein ratierlich geplant sind. Diese Anleger haben in den Augen von Andreas Fellner am meisten von den Kurs- schwankungen, weil sie bei fallenden Preisen mehr Gold einkaufen und somit „zusätzlich vom Cost-Average-Prinzip profitieren“. Fazit Infolge der jüngsten Krisen sind viele An- leger in Edelmetalle geflüchtet, aber längst nicht alle mischen Gold und Silber ihren Depots bei. Investoren, die nicht selbst direkt bei professionellen Händlern wie Schoeller oder Proaurum einkaufen, sollten sich bei ih- ren Veranlagungen an Profis wenden und auf die Seriosität der Angebote achten. Denn die Angst vieler Anleger, die von der Finanz- und Eurokrise verursacht wurde, hat auch dubiose Anbieter auf den Plan gerufen. Wichtig ist, dass die Anbieter und Verwahrstellen über die notwendigen Konzessionen, Versicherungen und Kontrollmechanismen verfügen. Die Edelmetalle sollten nicht bei ausländischen Firmen in Lagern im Ausland aufbewahrt werden. ALEXANDER ENDLWEBER | FP sachwerte I goldinvestments Der Fall Gold professionell Gold professionell handelte mit Edelmetallen und verkaufte unter anderem mit dem Label „Relaxx Bonusplan“ über den freien Vertrieb einen Ansparplan für physisches Silber und Gold und warb mit einem „Bonus von 9,5 Prozent“. Der „gebührenfreie Ankaufsplan“ mit einer sechsjährigen Laufzeit konnte bereits ab einer monatlichen Rate von 30 Euro abgeschlossen werden. Etwa 2.700 Anleger haben dem in Salzburg und in der Schweiz ansässigen Unternehmen ihr Geld anvertraut und wurden im vergan- genen Juni eiskalt erwischt. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma ordnete Anfang Juni das Konkursverfahren über die Gold profes- sionell AG in Zürich an und schickte die Gesellschaft von Amts wegen in die Liquidation. Die Finma beobachtete das Unternehmen bereits seit Längerem und setzte die österreichische Gold professionell Austria GmbH Mitte Juni auf ihre Warnliste. Die Aufsichtsbehörde hegte den „schweren Verdacht auf eine unerlaubte Tätigkeit des Unternehmens sowie einer immanenten, erheblichen Gefährdung von Anlegern“. Auf der Warnliste der öster- reichischen FMA befand sich das Unternehmen jedoch nicht. Noch im Juni veröffentlichte die Masseverwalterin der Schweizer Aktiengesellschaft einen schweren Verdacht: „Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Gesell- schaft über erheblich weniger Edelmetallbestände verfügt, als dies zu erwarten gewesen wäre.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang eine anwaltliche Bestätigung, nach der zumindest Ende 2014 das Edel- metall in der Soll-Menge vorhanden gewesen sein soll. Sie stammt von Rechtsanwalt Theodor G. Seitz aus St. Gallen. Er hat die Edelmetallbestände aber offenbar nicht direkt vor Ort in den Lagern, sondern nur anhand von Depotauszügen, die ihm vorgelegt wurden, geprüft. Im Sommer nahm die Staatsanwaltschaft in Zürich Ermitt- lungen gegen die Eigentümer und Geschäftsleiter Torsten K. und Mathias L. auf. Die Strafverfolgungsbehörde geht unter anderem dem Verdacht des Betrugs und der Verun- treuung nach. Auch bei der Wirtschafts- und Korruptions- staatsanwalt Wien und beim Landeskriminalamt Salzburg wurden dem Vernehmen nach Strafanzeigen erstattet. Das Geld ist weg Mitte September wurde das Insolvenzverfahren gegen die Gold professionell AG mangels Masse eingestellt und mit dem Gläubigerbericht der Konkursverwalterin war klar, dass mindestens zehn Millionen Euro Anlegergeld weg sind. Die Staatsanwaltschaft hat die spärlichen Edelme- tallbestände – Silberbarren „im ungefähren Gegenwert“ von 58.703 US-Dollar und Goldmünzen im Gegenwert von 22.474 Schweizer Franken – beschlagnahmt. Außer- dem verfügte die Gesellschaft nur über rund 15.300 Schweizer Franken liquide Mittel, denen Forderungen von mehr als 136.000 Franken gegenüberstanden, die Vorrang gegenüber den Anlegeransprüchen haben. Zum Vergleich: Mehr als 2.000 Anleger haben bei der Konkursverwalterin Forderungen angemeldet. 1.130 wurden bis zur Erstellung des Gläubigerberichts Anfang September ausgewertet. Daraus ergaben sich angemeldete Ansprüche über rund 287 Kilogramm Gold und 4.800 Kilogramm Silber, die am 7. September rund 15 Millionen Franken wert waren. Zusätzlich wurden Forderungen über rund 4,7 Millionen Euro an die Insolvenzverwalterin herangetragen. Unklar war zuletzt noch, ob in der Gesellschaft Taurus Investors Limited in Dubai noch Edelmetalle lagern, wie das Rechtsanwalt Seitz schriftlich bestätigt hatte. Die Kon- kursverwalterin ließ die Anleger dazu wissen: „Nach den bisher vorliegenden Informationen handelt es sich bei der Taurus um eine in Dubai registrierte Briefkastenfirma. Die Kontaktperson der Taurus ist verstorben.“ Andreas Fellner, Partner Bank: „Unsere Kunden betrachten Gold als langfristige Sachwertveranlagung.“ Foto: © Partnerbank | Michael Rausch-Schott
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