FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2016

fonds die schwächeren Fonds gezeichnet hat, wird es schwierig, eine gute Rendite für den Privatanleger zu erreichen. Bei Ihnen klang das fast so, dass die Hauptsache nied- rige Kosten sind. Ist das Ihr Ernst ? Güdel: Die Voraussetzung ist sowieso exzel- lentes Investieren. Das reicht aber nicht. Nicht einmal 15 Prozent Verzinsung auf das einge- setzte Kapital reichen aus, wenn man das fal- sche Fondskonzept hat. Es wurde teilweise leichtfertig agiert und nicht berücksichtigt, wie der Rhythmus von Private Equity ist. Lemke: Das ist ein entscheidender Punkt. Private-Equity-Fonds funktionieren nicht wie Immobilien- oder Schiffsfonds. Man muss von Anfang an berücksichtigen, dass die Li- quiditätszyklen bei Private Equity anders sind. Unsere Produkte sind adäquat zu diesen Li- quiditätszyklen, und das funktioniert. Natür- lich bemühen wir uns, die besten Fonds her- auszufischen, und wir sind in den vergange- nen 17 Jahren auch immer besser geworden. Güdel: Wir haben einen guten Draht zur Pri- vate-Equity-Welt und vom vierten Quartal 2011 bis zum vierten Quartal 2015 Kapital- zusagen an Zielfonds in Höhe von 715 Mil- lionen Euro gegeben. Bisher beträgt der Zuwachs 24 Prozent (brutto). In Österreich wurde die AIFM-Regu- lierung viel strenger umgesetzt als in Deutschland. Private-Equity-Fonds können de facto kaum noch an Privatanleger ver- kauft werden. Wie sehen Sie das? Güdel: Wenn wir die Hürden, was die Bonität des Anlegers und den zu investierenden Min- destbetrag betrifft, ansehen, dann gibt es fak- tisch ein Vertriebsverbot. Durch die Beschrän- kungen sind vielleicht noch drei Prozent der Bevölkerung unsere Zielgruppe – für ein Pro- dukt, das erwiesenermaßen sehr sinnvoll ist, insbesondere in der Niedrigzinsepoche. Daher ist diese Regulierungsentscheidung für mich in keiner Hinsicht irgendwie nachvollziehbar, wenn man die Erfordernisse auch für den pri- vaten Vermögensaufbau betrachtet. Als Reaktion auf die AIFM-Regulierung haben Sie Ende 2014 die Polizze „Pre- mium Select“ vorgestellt (siehe FONDS professionell Ausgabe 4/2014). Güdel: Wir haben einen Versicherungsmantel zusammen mit Quantum in Liechtenstein konzipiert. Das Produkt wird vom Markt angenommen. Wie laufen Ihre Geschäfte in Österreich? Güdel: Wir haben in Österreich eine extrem gute Managerin, die für uns zusammen mit Regionaldirektoren arbeitet, und deswegen läuft es erstaunlich gut. Es ist wirklich dem ganz persönlichen Engagement der dort han- delnden Personen zu verdanken, dass sie trotz des faktischen Vertriebsverbots unseres Dach- fondsprodukts mit dem neuen Produkt erfolg- reich sind. Sehen Sie denn keine Umsatzeinbußen? Güdel: Wir haben eine große Gruppe von Vertriebspartnern, die die Polizze sehr aktiv und engagiert anbietet und berät. Die Ergeb- nisse entsprechen unseren Erwartungen, und wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung. Alles kann noch erfolgreicher werden, aber wir sind zufrieden, und es ist unter diesen Vor- aussetzungen durchaus ein Erfolg. Aber die Brötchen, die Sie in Österreich backen, sind kleiner geworden? Güdel: Ja. Unser Ziel ist jetzt, mit dem Versi- cherungsprodukt, das erklärungsbedürftig ist, weil es ungewöhnlich ist, das gleiche Platzie- rungsvolumen zu erreichen. Aber wir haben nie planen dürfen und annehmen können, dass wir sofort wieder auf dem Niveau der Jahre zuvor sind. Wie viele Versicherungsverträge haben Sie schon abgeschlossen? Güdel: Ungefähr 1.000. Lemke: Im Gesamtvolumen liegen derzeit an die 40 Millionen Euro in Deutschland und Österreich. Haben Sie noch Hoffnung, dass in Öster- reich die gesetzlichen Bestimmungen für den Fondsvertrieb, also das AIFM-Ge- setz, wieder besser werden, oder stehen Sie vor dem Rückzug? Güdel: Es ist sehr schade, wie die Regulie- Horst Güdel: „Die Regulierungsentscheidung in Österreich ist für mich in keiner Hinsicht irgendwie nachvollziehbar, wenn man die Erfordernisse auch für den privaten Vermögensaufbau betrachtet.“ sachwerte I norman lemke und horst güdel | rwb 124 www.fondsprofessionell.at | 4/2016 » Nicht einmal 15 Prozent Verzinsung auf das einge- setzte Kapital reichen aus, wenn man das falsche Fondskonzept hat. Es wurde teils leichtfertig agiert und der Rhythmus von Private Equity nicht berücksichtigt. « Horst Güdel, RWB Foto: © Wolf Heider-Sawall

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