FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

66 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds V ielen ist der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wohl in erster Linie als er- folgreicher Value-Investing-Fonds mit Fokus auf europäische Nebenwerte ein Be- griff. Dass er sich über seinen Stiftungsansatz zusätzlich auch als vermögensverwaltend gemanagter Fonds qualifiziert, dürfte sich inzwischen ebenfalls herumgesprochen haben. Weit weniger bekannt ist, dass Fondsmanager Frank Fischer bei seiner Titelauswahl auch nachhaltige Kriterien berücksichtigt. Das geht so weit, dass der 2008 aufgelegte Fonds mittlerweile über ein eigenes Nachhaltigkeits- profil des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) verfügt. Das FNG-Label gilt im deutschen Markt als eine der wesentlichen Voraussetzungen, um in den Fokus ethisch-ökologisch orientier- ter Investoren zu rücken. Gerade im Stiftungs- wesen spielt dieser Aspekt eine tragende Rolle, weshalb Fischers Unternehmen Share- holder Value Management gemeinsam mit dem international anerkannten Beratungshaus Sustainalytics einen Katalog von Ausschluss- kriterien erarbeitet hat. So sollen nur nach- haltig, sozial verträglich und umweltschonend arbeitende Firmen im Portfolio landen. Der 800 Millionen Euro schwere Frankfur- ter Aktienfonds für Stiftungen zählt damit zu jenem kleinen, aber stetig wachsenden Kreis von Produkten, die zwei wesentliche Markt- trends aufgreifen: Sie agieren sowohl nach- haltig als auch vermögensverwaltend. Laut dem Luxemburger Fondsverband Alfi ist das Anlagevolumen von Nachhaltigkeitsfonds zwischen 2012 und 2014 europaweit doppelt so stark gestiegen wie der Gesamtmarkt. Und auch das FNG hat im Frühjahr neue Höchst- stände mit Blick auf den Markt für Öko- und Ethikfonds gemeldet. Gleichzeitig bewegen sich die Zuflüsse bei Mischfonds in Deutsch- land auf Rekordniveau. Noch ist das Univer- sum der VV-Fonds mit grünemAnstrich über- schaubar: Es umfasst 80 Produkte von 38 An- bietern, vor allem Multi-Asset-Konzepte. Keineswegs neu Jüngstes Mitglied dieser kleinen Familie ist der im Februar gestartete Green Benefit- Nachhaltigkeit Plus. Verantwortlicher Fonds- berater ist Green Benefit aus Fürth. Gründer Manfred Wiegel, zuvor zehn Jahre Vorstand beim Vermögensverwalter Catus, ist seit 2014 als Nachhaltigkeitsexperte in eigener Sache unterwegs. Sein Mischfonds ist als Gegenent- wurf zu einem klassischen Branchenfonds gedacht und verfolgt einen flexiblen, breit di- versifizierten Ansatz, unabhängig von starren Vorgaben bei der Portfoliozusammensetzung. Bei seinen Zielinvestments schließt er Rüs- tung, Kinderarbeit, Agrar- und Gentechnik so- wie Atomenergie aus. Auch Unternehmen, die ihren Schwerpunkt im Bereich der fossilen Brennstoffe haben, bleiben außen vor. Drei Viertel der knapp drei Millionen Euro Volu- men sind aktuell in Aktien investiert, nur etwa zehn Prozent in Rentenpapiere. Beim Steyler Fair und Nachhaltig Stiftungs- fonds ist die Aktienquote grundsätzlich auf 30 Prozent beschränkt. Der ebenfalls erst im Februar lancierte defensive Mischfonds kom- plettiert das Produktuniversum der Steyler Bank aus Sankt Augustin, die seit 1964 als ers- te deutsche Privatbank einer Ordensgemein- schaft Ethik und Geldgeschäft miteinander verbindet und über ihren eigenen Ethikaus- schuss Anlagestandards definiert. Neben nach- haltigen Fonds bietet die Bank Kunden seit Mai zudem eine Fondsvermögensverwaltung mit vier unterschiedlichen Strategien an (siehe Übersicht Seite 70). Laut Bankchef Norbert Wolf gibt es Überlegungen, die Fondsvermö- gensverwaltung auch externen qualifizierten Vermittlern zugänglich zu machen. Diversifikationsmöglichkeit Die Idee eines nachhaltig investierenden Mischfonds ist aber keineswegs neu. Attraktiv ist die Lösung schon deshalb, weil das Anla- geuniversum auf der Aktienseite einge- schränkt ist: Je höher die Latte der Ausschluss- kriterien liegt, umso geringer ist die Zahl der investierbaren Titel. Da ist mancher Fondsma- nager dankbar, wenn er auf andere Anlage- klassen ausweichen kann. Die zwei ältesten Mischfonds am Markt sind der Raiffeisen- Nachhaltigkeitsfonds-Mix (Raiffeisen KAG) und der PIA – Ethik Fonds (Pioneer Austria). Beide gingen 1986 mit nur drei Monaten Ab- stand in Österreich an den Start und werden Foto: © Igor Stevanovic | Dreamstime.com Nachhaltiger Nachwuchs Das Angebot an VV-Fonds und Fondsvermögensverwaltungen mit explizit nachhaltiger Ausrichtung wächst stetig – ein Überblick. Im derzeit so populären Fondssegment der vermögensverwaltenden gemischten Fonds wächst neuerdings eine interessante Subkategorie heran: Multi-Asset-Fonds mit nachhaltigem Ansatz.

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