FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

314 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 steuer & recht I eltif Foto: © Leif Ingvarsson | Dreamstime.com, Alfi (2) S o etwas passiert selten: Demnächst wird es mit dem European Long-Term Investment Fund (ELTIF) eine neue Fondsgattung geben. Die ersten Langfrist- fonds könnten theoretisch sogar noch dieses Jahr an den Start gehen, weil die entsprechen- de EU-Verordnung im Dezember in Kraft tritt. Ob es tatsächlich so schnell geht, ist allerdings fraglich, denn obwohl der Rahmen für das neue Anlagevehikel gesteckt ist, sind wichtige Details noch offen. Was dürfen sich Anleger und Berater von ELTIFs nun erwarten bezie- hungsweise was erhofft sich die Investment- branche von der Produktinnovation? ELTIFs sind, anders als die meisten ande- ren hierzulande vertriebenen Investmentfonds, keine „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“ (OGAW), sondern geschlos- sene alternative Investmentfonds (AIF). „Ge- sellschaften, die ELTIFs auflegen möchten, benötigen dazu eine spezielle Genehmigung, da ELTIFs eine Sonderform der AIFs darstel- len“, erklärt Herman Beythan, Partner der Kanzlei Linklaters in Luxemburg. Wie schon der Name verrät, sollen die Fonds langfristig in Substanzwerte investieren und ihren Anle- gern damit regelmäßige Ausschüttungen be- scheren. Mindestens 70 Prozent müssen auf lange Sicht angelegt werden. Das erlaubte Spektrum ist breit, es reicht von Private Equi- ty und Infrastrukturinvestments über bestimm- te Immobilien, Beteiligungen, börsennotierte Kleinunternehmen und Schuldverschreibun- gen bis hin zu Anteilen an anderen ELTIFs. Auch die erst kürzlich eingeführten Fonds- vehikel für Risikokapital (EuVECAs) und soziales Unternehmertum (EuSEFs) zählen zu den möglichen Assets. Um eine breite Streuung zu gewährleisten, dürfen höchstens zehn Prozent des ELTIF- Vermögens in einen einzelnen Wert angelegt werden. Diese Grenze kann auf 20 Prozent erhöht werden, wenn alle Anlagen, die über zehn Prozent ausmachen, insgesamt 40 Pro- zent nicht überschreiten. In andere ELTIFs dürfen einzeln je zehn Prozent und insgesamt bis zu 20 Prozent fließen. „Die Auflage von Dach-ELTIFs ist demnach nicht möglich“, erklärt Beythan. ELTIFs dürfen bis zu 30 Prozent Fremd- kapital aufnehmen. Camille Thommes, Gene- raldirektor des Luxemburger Fondsverbandes Alfi, erscheint das etwas niedrig: „Die Bran- che hätte sich die Möglichkeit für ein höheres Leverage gewünscht“, sagt er. Insbesondere im Geschäft mit institutionellen Investoren könnte das ein Nachteil sein. Denn sie können auf normale AIFs ausweichen, die mehr Fremdmittel aufnehmen dürfen, um die Ren- dite zu hebeln. Insgesamt ist Thommes aber zufrieden: „Bislang hatten Privatanleger kei- nen Zugang zu Infrastrukturinvestments, aber einen großen Bedarf an Altersvorsorgepro- dukten. Genau dafür steht mit dem ELTIF nun ein reguliertes Vehikel zur Verfügung.“ Kein Wunschkind Um ein Wunschkind der Fondsbranche handelt es sich bei ELTIFs nicht, sondern eher um einen Wunschgedanken der Politiker. Sie blicken in leere Staatskassen und hoffen, dass künftig private Investoren die nötige Infra- struktur finanzieren. Dies wird gleich aus den Eingangssätzen der Verordnung deutlich: „ELTIFs stellen Finanzierungsmittel dauer- hafter Natur für verschiedenste Infrastruktur- projekte, nicht börsennotierte Unternehmen oder börsennotierte kleine und mittlere Un- ternehmen (…) bereit, welche Eigenkapitalin- strumente oder Schuldtitel auflegen, für die es keinen leicht zu identifizierenden Abnehmer gibt.“ Das hört sich nicht gerade nach Invest- ments an, bei denen die Geldgeber Schlange stehen. Entsprechend verhalten sind die Erwartungen der potenziellen Anbieter. „ELTIFs könnten die Nachfrage von Privat- anlegern nach langfristigen Substanzanlagen bedienen und das eingesammelte Kapital zum Erhalt und Ausbau von Infrastruktur nutzen. Dafür sind aber noch Anpassungen des EU- Rahmens notwendig“, sagt ein Sprecher des Die EU hat den Rahmen für die neuen Infrastrukturfonds ELTIFs gesteckt. Ab Dezember können erste Produkte aufgelegt werden – auch für Privatanleger. Für Investoren mit viel Zeit Hätte es vor 20 Jahren schon ELTIFs gegeben, wäre die zur Jahrtausendwende eröffnete Öresundbrücke, die Kopen- hagen mit Malmö verbindet, vielleicht mit Geld aus einem solchen Fonds gebaut worden. ELTIFs auf einen Blick • ELTIFs sind geschlossene alternative Invest- mentfonds (AIF) • Mindestens zu 70 Prozent in langfristige Assets investiert • Maximal 30 Prozent Fremdkapital • Vermutlich zehn Jahre Mindestlaufzeit (mit Öffnungsklauseln) • Risikostreuung: Eine Position darf maximal zehn Prozent ausmachen (Ausnahme: größere Positionen dürfen in Summe 40 Prozent des Fondsvermögens nicht überschreiten)

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