FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

300 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 fonds & versicherung I fondsbestände der lebensversicherer Z wei Themen halten die deutsche Versicherungsbranche derzeit in Atem, die in der Sache ein wenig an die Symbolik des Yin und Yang erinnern. Beide sind zwar ähn- lich gelagert, weisen aber dennoch in verschiedene Richtungen. So hat sich mit der Ergo jüngst die Nummer fünf unter den deutschen Lebensversi- cherern von Policen mit lebenslangen Zinsgarantien verabschiedet. Man werde die klassischen Produkte zum Jahresende für das Neugeschäft weit- gehend schließen, kündigte Ergo-Vor- stand Clemens Muth an. Demnach soll der Ergo-Vertrieb künftig nur noch Lebensversicherungen verkau- fen, die sich stärker an der Entwick- lung der Kapitalmärkte orientieren. Mit diesem Ausstieg folgt Ergo dem Beispiel von Mitbewerbern wie Zu- rich, Generali und Talanx. Und auch die Gothaer hatte im Sommer ange- kündigt, den Abschied von klassi- schen Garantieprodukten zu prüfen. Dass die Lebensversicherer angesichts des Niedrigzinses und milliarden- schwerer Garantieverpflichtungen mit neuen Produkten stärker ins Risiko gehen müssen, ist ein branchenweiter Trend. Vor allem die Konkurrenz aus dem Lager der Fondsgesellschaften könnte von diesem Umstand profitie- ren. Als Alternative zur klassisch rück- gedeckten Vorsorge bieten sich nicht zuletzt fondsgebundene Policen an. Branchenverbände laufen Sturm In diese Entwicklung hinein platzte Ende Juli das Bundesfinanzministe- rium mit seinem Entwurf zur Reform des Investmentsteuergesetzes und den Plänen, deutsche Publikumsfonds künftig direkt zu besteuern. Vorgesehen ist, Dividen- den und Immobilienerträge pauschal vorab direkt beim Fonds mit 15 Prozent zu ver- steuern (siehe auch Seite 318). Kaum war das Papier auf dem Tisch, liefen die Verbände von acht Branchen in seltener Geschlossenheit Sturm, darunter der Gesamt- verband der Deutschen Versicherungswirt- schaft (GDV). Investmentfonds würden per se unattraktiver für die Altersvorsorge, so das zentrale Argument. Noch ist zwar nichts ent- schieden, aber in Zeiten, in denen die Lebens- versicherer und ihre Kunden stärker denn je die Nähe zum Kapitalmarkt suchen, könnte die Investmentsteuerreform ein falsches Signal setzen und diese Entwicklung hem- men. Immerhin machen deutsche Publikums- fonds als Underlying in fondsgebundenen Le- bens- und Rentenpolicen den volumensmäßig größten Anteil aus, wie eine aktuelle Auswer- FONDS professionell hat die Fondsbestände Dutzender Versicherer analysiert. Fast die Hälfte dieses Milliarden-Topfes konnte sich die Deutsche AWM sichern. Einsame Spitze Rein rechnerisch ist in der Vergangenheit rund jeder zweite Euro einer Fondspolice in ein Produkt der Deutschen Asset & Wealth Management, der Vermögensverwaltungssparte der Deutschen Bank, geflossen. Foto: © Dmitry Orlov | Dreamstime.com

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