FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

296 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 bank & fonds I transaktionskosten Foto: © Anyaberkut | Dreamstime.com D ie Verlockung ist groß: Eine Tochter- firma vergibt lukrative Aufträge an die eigene Muttergesellschaft und schanzt ihr damit Geschäft zu. Eine solche Situation ist auch in der Finanzwelt denkbar: Die As- set-Management-Ableger von Banken könn- ten die Wertpapierhandelsaufträge ihrer Fonds der Mutter weiterreichen – und einen höheren Preis zahlen als den marktüblichen. Dies würde dem Stammhaus ein ein- trägliches Geschäft sichern – auf Ko- sten der Anleger. Tatsächlich stecken Fondstöchter von Banken in einem Widerstreit der Interessen: Einerseits sollen Anleger die größtmögliche Rendite genießen. Andererseits verfolgen die Institute und ihre Töchter wirtschaftliche Ziele. Sie wollen und müssen Gewinne er- zielen. Die Gefahr einer Verquickung von Interessen zwischen Investment- banking und Fondsmanagement ist etwa bei den Ablegern von Deutscher Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan oder den Sparkassen und Genossen- schaftsbanken gegeben. Wie gehen banknahe Anbieter mit solchen Kon- flikten um? FONDS professionell be- leuchtet die Transaktionskosten sowie die Rechtslage und hat nachgefragt, welche Rege- lungen die Anbieter getroffen haben. Unbekannte Größe Die Höhe der anfallenden Kosten zählt zu den anhaltenden Streitfragen in der Fondsin- dustrie. Nach der Finanzkrise nahm mit der verschärften Beobachtung durch Aufseher und Regulierer die Transparenz zu. Die Gesell- schaften weisen heute standardmäßig die Ge- samtkostenquote aus, die Total Expense Ratio (TER). Doch das Wort „gesamt“ führt hier bekanntlich in die Irre. Die Kennziffer erfasst einige Ausgaben nicht. Ein wesentlicher Pos- ten sind die Kosten für den Kauf und Verkauf der Wertpapiere im Portfolio. Sie sind eine bislang allenfalls ansatzweise ent- schlüsselte Größe. Sie variiert je nach Anlageklasse, Fondsgesellschaft und Handelstypus des Managers erheblich. Nach und nach versuchen Analysen, das Ausmaß dieses Kostenblocks auf- zuschlüsseln. So haben etwa Jochen Kleeberg und Christian Schlenger von der Beratungsgesellschaft Alphaport Portfolio Advisors sowie Lutz Johan- ning, Professor an der WHU – Otto Beisheim School of Management, die Elemente der Handelskosten und ihre durchschnittliche Höhe bei europäi- schen Aktienportfolios institutioneller Investoren ermittelt. Größter Posten ist demnach die Marktbeeinflussung durch den Handelsauftrag (siehe Kas- ten und Grafik links). Fondsmanager sollen im Sinne der Anleger handeln. Aber wenn das Mutterhaus eine Bank ist, die von Handelsgebühren lebt? Konflikte sind vorprogrammiert. Widerstreit der Interessen Elemente der Transaktionskosten In der Finanzforschung wurden mehrere Elemente der Transaktionskosten identifiziert. Dazu zählen die Gebühren des Brokers, die Umsatzprovision der Depotbank sowie die Differenz aus dem Kauf- und Verkaufskurs eines Titels. Mitunter fallen Verluste in der Zeit zwischen Anlageentscheidung und Erteilung der Handelsorder an. Einen großen Einfluss hat die Marktbeein- flussung durch die Orderaufgabe. Die Kostenelemente fallen zweimal an: beim Kauf und wieder beim Verkauf eines Titels. Quelle: Alpha Portfolio Advisors 0 10 20 30 40 50 60 Gesamtkosten Market Impact Wartekosten Halbe Geld-Brief-Spann Brokergeb. und sonstige Umsatzprovision 20,66 Basispunkte 16,10 Basispunkte 6,14 Basispunkte 2,34 Basispunkte 23,17 Basispunkte 68,40 Basispunkte Griff ins Geld: Die bei Fonds anfallenden Gebühren scheinen weitgehend transparent zu sein. Doch tat- sächlich halten sich Schattenbereiche, in denen zu- mindest theoretisch weitgehend unbemerkt Erträge abgezweigt werden können. Nur langsam wird im Bemühen um Transparenz die ganze Dimension der für den Investor anfallenden Kosten aufgedeckt. i i l i i ll i i i li l i i i i i i i l i i i i i ll

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