FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

264 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I augur capital Foto: © Christoph Hemmerich A uguren deuteten im antiken Rom aus dem Flug der Vögel, ob die Götter einem Vorhaben günstig gesonnen wa- ren. Sie galten als Eingeweihte, politischen Entscheidungen hingen an ihrer Deutung. Heute sitzen die Auguren in einer von Gründerzeit- villen gesäumten Seitenstraße des Frankfurter Westends. Von dem mit roten Granitplatten gefliesten Bürogebäude aus sucht die Pri- vate-Equity-Gesellschaft Augur Capital unter deutschen Finanz- nebenwerten nach Beteiligungen mit vielversprechender Zukunft. So kommt es, dass der Name Augur erstaunlich oft auftaucht, wenn es um die Frage geht, wer über Deutschlands Finanzwelt wacht: Zum Portfolio zählen die Fondsgesellschaften LRI Invest und Veritas, die Beratungsfirma Honorarkonzept, die Wertpapier- handelsbank Schnigge sowie Cash Life und Mylife aus dem Versi- cherungssektor. Aber wer steckt hinter Augur, wer investiert? Wel- che Strategie verfolgt das Ma- nagement, und nach welchen Kri- terien sucht es Investments aus? Bei manchen Beteiligungen läuft das Geschäft noch nicht rund. Wie will Augur das ändern? Neben Augur fischen die britische Anacap und die französische Blackfin in der Nische. Bei beiden liegt der Schwerpunkt auf dem jeweiligen Heimatmarkt. Blackfin hat mit dem Beratungsportal finanzen.de immerhin ein Investment in Deutschland. „Hier haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Mana- ging Director Andreas Benninger. Die Spe- zialisierung erschließt der 2003 gegründeten Augur einen internationalen Investorenkreis. Dazu zählen Pensionskassen, Versicherungen und Staatsfonds aus Großbritannien, Skan- dinavien und den USA. Sie locken die in Deutschland vergleichsweise günstigen Be- wertungen. „Die Eintrittshürden für Ausländer sind hier relativ hoch“, sagt Sebastian Dittrich, verantwortlich für Finanzen und Investor Relations. Manche Investoren würden die Fonds als Tor nutzen, um den deutschen Markt kennenzulernen. Unternehmer statt Verwalter So sind heimische Investoren bei den Au- gur-Fonds mittlerweile in der Minderheit. „Die Finanzindustrie hat seit der Finanzkrise einen gewissen Ruf und ist hierzulande nicht mehr en vogue“, erläutert Siegfried Jaschinski, seit 2014 Partner bei Augur Capital und früher Vorstandschef der Landesbank Baden-Würt- temberg (LBBW). „Angelsächsische Anleger sehen das viel rationaler.“ Zwei Fonds hat Augur bislang aufgelegt. Der erste von 2008 ist 116 Millionen Euro schwer, der zweite folgte 2011 mit 212 Millionen Euro. Nun will Augur einen dritten auflegen. Kaufziele sehen die Partner genug. Viele Finanzhäuser wollen ihre Bilanzen bereinigen oder müs- sen wegen schärferer Regeln Ge- schäft abstoßen. „Wir bieten den Verkäufern nicht immer den höchsten Preis, aber die Sicherheit, dass der Deal schnell und diskret vonstattengeht“, sagt Benninger, der früher bei der LBBW für Kon- zernbeteiligungen zuständig war. Das Augur-Team bevorzugt fa- milienorientierte Firmen. Für mit- telständische Unternehmer spielt der Preis nicht die Hauptrolle. Sie wollen, dass die Firmen weiterge- führt werden, die sie mit Herzblut aufgebaut haben. „Wir sind keine Heuschrecke, die ein Unternehmen kauft, ihm hohe Schulden auf- bürdet und es dann ausschlachtet“, betont Benninger. „Die Laufzeit unserer Fonds beträgt 15 Jahre. Das gibt uns die Luft, Unterneh- men weiterzuentwickeln.“ Das Management peilt regelmäßige Ausschüttungen der Fonds an. „Diese sind gerade für Versiche- rungen hochinteressant“, erläutert Benninger. Beim ersten Vehikel sind durch die Dividenden der Beteiligungen 20 Prozent der Ein- lagen wieder ausgekehrt worden. Dies entschädige für die lange Laufzeit der Fonds. „Das ist der Deal.“ Bevor die Private-Equity-Gesellschaft zu- schlägt, prüft das Investmentkomitee einen Fragenkatalog ab. Ein wichtiger Faktor: Die handelnden Personen müssen überzeugen. „Einen starken Vorstandschef lassen wir allein laufen. Wenn das Management noch nicht erfahren ist, unterstützen wir etwas mehr“, er- läutert Jaschinski. Überzeugen die Akteure nicht, werden sie auch ausgetauscht. „Wir wollen Unternehmer, keine Verwalter“, erläu- tert Benninger. Das Übernahmeziel müsse zudem Gewinne erwirtschaften „oder zumindest die Aussicht darauf bieten“, so Benninger. Nicht alle Be- teiligungen erreichen derzeit dieses Ziel. „Im Zuge des Strukturwandels in der Finanzbran- che wollen wir kleine Einheiten aufnehmen, Hinter Finanzunternehmen wie LRI, Veritas und Cash Life steckt der gleiche Investor: Augur Capital. Einblicke in das Innenleben der Private-Equity-Gesellschaft. Strippenzieher im Hintergrund Andreas Benninger, Augur Capital: „Wir sind keine Heuschrecke, die ein Unternehmen kauft, ihm hohe Schulden aufbürdet und es dann ausschlachtet.“

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