FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

248 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © Viorel Dudau | Dreamstime.com L uxemburger Fonds sind teurer als ande- re – und schuld daran ist ausgerechnet die Internationalität des Standorts. Als die Teilnehmer einer Konferenz des Bran- chenverbandes Alfi im Großherzogtum kürz- lich von diesen Studienergebnissen hörten, waren sie erstaunt. Schließlich wurde jahre- lang eher das Gegenteil behauptet: In Luxem- burg sei viel Expertise versammelt, die Wege seien kurz, die Vertriebspower aus mehreren Ländern werde genutzt, um größere Vermö- gen zusammenzutragen, die dann effizient gemanagt wer- den könnten – so die durch- aus einleuchtende Argumen- tationskette. Aber offenbar hat die Me- daille der Internationalität von so anerkannten Cross-Border- Fondsdomizilen wie Luxem- burg und Irland auch eine Kehrseite: DieAdministration unzähliger Anteilsklassen, die Erstellung von Berichten und Steuerunterlagen für jedes einzelne Vertriebsland, Hed- ge-Kosten für unterschiedli- che Währungstranchen sowie das Verfassen der „Wesentli- chen Anlegerinformationen“ (KIDs) und an- derweitiger Vertriebsmaterialien in diversen Sprachen kosten Geld – offenbar viel Geld. Dazu kommt, dass die Portfolios trotz des in- ternationalen Vertriebs längst nicht so groß sind wie in den Vereinigten Staaten. „Luxemburger Fonds administrieren oft nur ein Drittel des Volumens im Vergleich zu Fondsstrukturen in den USA“, sagt Olivier Portenseigne, Vorstandsmitglied der Fonds- administrationsplattform Fundsquare, einer Ausgründung der Luxemburger Börse. Er und Benjamin Collette, Partner der Wirtschafts- prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte, stellten auf der Alfi-Konferenz ihre gemein- sam erarbeitete Studie „Europe’s fund expen- ses at a crossroads“ vor. Sie haben dafür 400 Fonds, die von 60 Initiatoren aufgelegt wur- den, detailliert auf ihre Kostenbestandteile in der gesamten Wertschöpfungskette hin unter- sucht. Die Produkte stammten aus sechs Län- dern: den USA, den beiden Cross-Border-Do- mizilen Luxemburg und Irland und den drei europäischen Standorten Deutschland, Frank- reich und Großbritannien. Zunehmender Kostendruck Das Ergebnis: Am höchsten sind die Kos- ten von Fonds, die in Luxemburg oder Irland aufgelegt wurden, am günstigsten sind sie bei deutschen und bei US-Fonds (siehe Grafik). Wie sich weiter herausstellte, sind die höheren Kosten in den Cross-Border-Hochburgen auf die Internationalität des Vertriebs und die damit verbundenen zusätzlichen Tätigkeiten zurückzuführen. Das hören Luxemburg und Irland natürlich nicht gern, denn der Kosten- druck in der Investmentbranche nimmt zu. Zum einen schmerzen hohe Kosten im Nied- rigzinsumfeld besonders, zum anderen feiert die Billigkonkurrenz der ETFs Absatzerfolge. Außerdem lassen Kostenvergleiche mit US-Fonds erkennen, dass es auch preiswerter geht. „Hinsichtlich Größe und Assetklasse vergleichba- re US-Fonds sind um durch- schnittlich 30 Basispunkte günstiger als europäische Fonds“, erklärt Collette. Zu- gute halten muss man den Europäern allerdings, dass US-Fonds keine Kosten ei- nes grenzüberschreitenden Vertriebs tragen müssen, da sie meist nur auf den heimi- schen Markt zielen. Reagieren sollte die UCITS-Branche dennoch. In den USA, die Europa in Sachen Finanzmarkttrends meist einige Jahre voraus Cross-Border-Fonds gelten als gute Lösung, um EU-weit Geld einzusammeln. Doch der grenzüberschreitende Vertrieb bringt zusätzliche Kosten mit sich. Der Preis des Grenzübertritts Touristen schätzen Luxemburg wegen seiner netten Altstadt samt der historischen Kasematten. Die Investment- branche dagegen lobt die guten Rahmenbedingungen für grenzüberschreitend vertriebene Fonds. Luxemburger Luxus Fonds aus den beiden Cross-Border-Hochburgen Luxemburg und Irland sind im europäischen und internationalen Vergleich recht teuer. Quelle: Fundsquare/Deloitte 0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % USA Deutschland Großbritannien Frankreich Irland Luxemburg 1,19 % 1,65 % 1,84 % 1,08 % 1,77 % 1,72 % 0,91 % 1,26 % 1,70 % 0,86 % 1,28 % 1,45 % 0,78 % 1,08 % 1,49 % 0,77 % 1,06 % 1,31 % Rentenfonds Mischfonds Aktienfonds Durchschnittliche laufende Kosten (laut KID) nach Auflageland und Assetklasse

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