FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

244 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I fondskosten Foto: © MS-Claire E s gab Zeiten, da wurden Fondskosten von vielen Anlegern gar nicht wahr- genommen. Manche Vertriebe konnten zusätzlich zu den Ausga- beaufschlägen noch weitere Ver- triebsgebühren erheben und den- noch Geschäft machen – diese Zeiten sind vorbei. Die Kosten von Investmentfonds werden in- zwischen sehr wohl wahrgenom- men und zwar gleich aus mehre- ren Gründen. Erstens ist dem gu- ten alten Fonds ein Konkurrent – nämlich der ETF – erwachsen, dessen wichtigstes Vertriebsargu- ment geringe beziehungsweise geringere Kosten sind. Und zwei- tens sind die Renditen im fest- verzinslichen Bereich so niedrig, dass jeder Basispunkt an Kosten äußerst schmerzhaft wahrgenom- men wird. Nicht zuletzt deshalb wurden vor allem institutionelle Anleger in den letzten Jahren immer kostensensitiver. Für Diana Mackay, Geschäfts- führerin der Beratungsgesell- schaft Fund Buyer Focus, steht fest, dass das Kostenthema weiter an Bedeutung gewinnt: „Heut- zutage kann keine Fondsgesell- schaft mehr zum Vertrieb gehen, ohne die Kostenstruktur im Detail of- fenzulegen und sie zu rechtfertigen.“ Blicke man nur zehn Jahre zurück, habe noch kaum jemand die Managementgebühren hinterfragt. „Damals wurden allenfalls die Performance- gebühren kritisiert, wobei diese zum Teil in der Tat unfair ausgestaltet waren“, so Mackay. Um zu verfolgen, wie Europas Fondsein- käufer das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Fonds sehen, interviewte FBF zwischen April 2014 und März 2015 europaweit etwa 1.000 Fondsselektoren. Die Ergebnisse wurden im jüngsten „Product Innovation Perspectives“- Report veröffentlicht, der FONDS professio- nell in Auszügen vorliegt. Die erste Auffälligkeit der Untersuchung ist die Tatsache, dass die Preisdiskussion mittler- weile auch in Märkten wie Frank- reich und Spanien angelangt ist, für die die Kosten lange Zeit kein Thema waren. Auffällig ist wei- ters, dass in Gesamteuropa An- bieter mit US-Hintergrund am positivsten wahrgenommen wer- den, was die Kosten betrifft (sie- he Tabelle). Unter den Top 5 sind ausschließlich US-Häuser zu fin- den: Blackrock, Fidelity, iShares, Vanguard und J.P. Morgan Asset Management, wobei Blackrock offenbar sowohl mit seinen aktiv gemanagten Fonds als auch mit seiner ETF-Marke iShares als kostengünstig erlebt wird. Dass US-Manager von den Selektoren als preiswert angesehen werden, deckt sich mit verschiedenen Untersuchungen, die zum Ergeb- nis kommen, dass die Fonds- kosten in den Vereinigten Staaten deutlich unter denen in Europa liegen. Analysiert man die Daten aller- dings auf Landesebene, liegen nicht durchwegs amerikanische Vermögensverwalter an der Spit- ze, sondern häufig die lokalen Marktführer. In Deutschland be- legen Deutsche Asset & Wealth Management und DB X-Trackers Platz eins und drei, während in der Schweiz die UBS unter den besten fünf zu finden ist. In Österreich hingegen hat Colum- bia Threadneedle die Nase vorn (siehe Tabel- len nächste Seite). Die Tochter des US- Finanzdienstleisters Ameriprise Financial hat Österreichs professionelle Fondseinkäufer scheinbar überzeugt, dass bei ihr das Kosten- Nutzen-Verhältnis am besten ist. Kosten und Nutzen beachten Dass es hier nicht nur um „Kosten“, son- dern eben auch um den „Nutzen“ geht, macht die Sache schwierig. Branchenkennerin Mackay warnt Fondsanbieter jedenfalls aus- drücklich davor, den unterschiedlichen Lob- bygruppen nachzugeben, die einfach nur die Das Thema Fondskosten bleibt ein Dauerbrenner. Zinslandschaft und steigendes Kostenbewusstsein zwingen Anbieter dazu, ihre Preisgestaltung zu optimieren. Billiger ist zu wenig Europas Kostenführer Ranking- Differenz zum Position Ranking vom Anbieter März 2015 März 2014 Blackrock 1 0 Fidelity 2 +1 iShares 3 -1 Vanguard 4 +3 J.P. Morgan AM 5 -1 Fragt man Fondseinkäufer, welche Anbieter unter Kos- tenaspekten vorne liegen, fällt europaweit am häufigs- ten der Name Blackrock. Vanguard hat aufgeholt. Basis: rund 1.000 Interviews mit Fondsselektoren zwischen April 2014 und März 2015 Quelle: Fund Buyer Focus Die Preisgestaltung ist ein für die Vermögensverwal- tungsbranche an Bedeutung gewinnendes Thema.

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