FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

232 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I die fonds der aktienclubs Foto: © Arne9001 I Dreamstime.com E s bedurfte einer gewissen Vorstellungs- kraft, damit Frank Trzewiks Traum doch noch in Erfüllung gehen konnte. Mitte der 1990er-Jahre, fernab der Finanzzen- tren dieser Welt, hatte er als Leiter der Ver- mögensberatung der Volksbank Oldenburg zwar sein Hobby zum Beruf gemacht, doch sein eigentliches Ziel, das Fondsmanagement, geriet mit Anfang 30 in der norddeutschen Provinz zusehends außer Reichweite – hätte Trzewik nicht 1997 mit vier Gleichgesinnten den Norddeutschen Aktienclub (NAC) ins Leben gerufen. Binnen drei Jahren stieg das Gemeinschaftsdepot der rasch gewonnenen 500 Mitglieder auf mehr als 20 Millionen D-Mark. Damals ein Novum, dem die Club- struktur auf Dauer jedoch nicht gewachsen war. Beflügelt vom eigenen Erfolg, wurde das Aktiendepot daher gemeinsam mit dem Fondsinitiator Loys auf den Höhepunkt des Neuen Marktes in den Loys Dynamik Global umgewandelt – den ersten regulär gehan- delten Investmentfonds, der seine Wurzeln in einemAktienclub hatte. Mit einem Sitz im Anlageausschuss hatte auch Frank Trzewik sein Ziel erreicht. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase durchliefen die einstigen Hobbyanleger allerdings eine harte Zeit. 2004, als das Volumen auf sechs Millionen Euro geschmolzen war, schien das Abenteuer gar jäh zu enden. Und wieder kam es anders: Mit Christoph Bruns stieg der ehe- malige Startfondsmanager der Union Invest- ment als Zugpferd bei dem bis dahin nur regional bekannten Vermögensverwalter ein. Der Rest ist Geschichte. Heute verwaltet die Oldenburger Boutique rund 900 Millionen Euro, allein 400 Millionen im Flaggschiff Loys Global. Und Trzewik? 2006 hängte er seinen Job in der Bank an den Nagel und betreut seither als Vorstand und Teilhaber von Loys Investoren und Vertriebspartner. Sprungbrett in die Profiliga So ungewöhnlich der Aufstieg von Loys in die Profiliga der Geldverwalter ist: Er ist kein Einzelfall. Vor allem private Aktienclubs, von denen ab 1963 in Deutschland Tausende, meist kleinere entstanden, haben sich für etli- che ihrer Gründer als Sprungbrett in die pro- fessionelle Vermögensverwaltung erwiesen. Ein prominentes Beispiel ist der erste bör- sennotierte Investmentclub in Deutschland. Er geht auf den 1980 von Günter Weispfenning gegründeten Investmentclub R3000 zurück, dessen Value-Investing-Strategie so erfolg- reich war dass das Depot binnen zwei Jahr- zehnten auf 5,5 Millionen Euro anschwoll. In- folge verschärfter Vorgaben, mit denen die Wertpapieraufsicht größere Investmentclubs belegte, kam es 2001 zur Gründung der Shareholder Value Beteiligungen AG, an der sich die 70 Mitglieder mit dem Clubvermö- gen beteiligten. Noch heute ist die Aktie im Entry Standard der Frankfurter Börse gelistet. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Weispfenning gemeinsam mit Reiner Sachs die Shareholder Value Management AG auf den Weg ge- bracht, die den Value-Ansatz des Clubs er- folgreich in zwei Fondsstrategien fortführt. Insbesondere der fast 900 Millionen Euro große Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen dürfte vielen ein Begriff sein. Doch solche Geschichten werden sich künftig wohl seltener erzählen lassen. Schuld daran ist in erster Linie die Regulierung, die für immer schärfere Auflagen sorgt – und da- mit wohl so manches Talent abwürgt. Erst- mals 1998 hatte die deutsche Wertpapierauf- sicht von jenen Anlegergemeinschaften pro- fessionellere Strukturen gefordert, deren Ver- mögen oberhalb der Grenze von 500.000 Euro lag. Damals wurde die Zulassung als Fi- nanzdienstleistungsinstitut oder die Auslage- rung der Anlageverwaltung an einen externen Vermögensverwalter zur Vorgabe. Ein erster massiver Einschnitt für die bis dahin ehren- amtlich und mit viel Idealismus geführten Clubs. Und der Startschuss für eine Art Hase- Igel-Rennen, das sie sich seither mit der Auf- sicht liefern, um die ursprüngliche Identität ihrer Anlegergemeinschaft zu wahren (siehe Kasten Seite 234). Der Börsen-Harry vom IAC „Börsen-Harry macht aus 5.000 Mark 50 Millionen“ titelte einst die „Bild“-Zeitung über den 1998 gegründeten Itzehoer Aktien- club (IAC). Harald „Harry“ Wilkens war Inhaber der örtlichen Tankstelle und so etwas wie der Initiator des IAC. Unter seiner Kund- schaft hatte Wilkens dermaßen fleißig Werbe- flyer verteilt, sodass der Club binnen weniger Jahre 8.000 Anleger aus dem gesamten Bun- desgebiet zählte – und eben auch die „Bild“ auf ihn aufmerksam wurde. Bis heute ist der Überraschend viele Vermögensverwalter haben ihr Können zunächst in Aktien- clubs bewiesen. Solche Karrieren werden künftig leider kaum noch möglich sein. Vom Stammtisch in die Profiliga Im Aktienclub geht es weniger bierselig zu als am Stammtisch, aber auch das gemeinsame Investieren schweißt zusammen. Die Verantwortung für das Club-Portfolio liegt inzwischen jedoch meist bei einem Fondsmanager.

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