FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

188 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I haftungsdach Foto: © Christoph Hemmerich W er wissen will, wie Regulie- rung wirkt, wirft mitunter am besten einen Blick auf die Statistik: Die Zahl der Finanzanlagen- vermittler ist mit dem Jahreswechsel um fast 5.000 auf unter 36.000 gefallen. Grund dafür war die im Dezember ab- gelaufene Übergangsfrist für den Sach- kundenachweis, den Vermittler vorlegen mussten, um eine Erlaubnis nach Para- graf 34f der Gewerbeordnung zu erhal- ten. Hunderte Finanzberater, die früher Fonds vermittelt haben, dürfen das nun nicht mehr tun, darunter zahlreiche Ver- sicherungsmakler, die das Investment- geschäft eher nebenbei betreiben und die Kosten und Mühen scheuen, die eine 34f-Lizenz mit sich bringt. Doch Jung, DMS & Cie. (JDC) will diese Klientel nicht verloren geben. Der Münchener Finanzdienstleister hat sein Haftungsdachangebot um eine „Basis“- Variante erweitert, mit der er explizit um Vermittler ohne 34f-Erlaubnis wirbt. Wer sich für 29,50 Euro im Monat anbindet, kann zu ausgewählten In- vestmentprodukten wie fondsbasierten Riester-Verträgen oder vermögensver- waltenden ETF-Strategien beraten. Kritik aus der Branche Das gefällt nicht jedem in der Finanzindus- trie. Denn in großen Teilen der Branche herrscht die Auffassung, ein Haftungsdach solle für qualitativ hochwertige Anlagebera- tung stehen – und nicht als Auffangbecken für 34f-Verweigerer dienen. JDC-Vorstandschef Sebastian Grabmaier wehrt sich gegen diese Kritik. „Wir nehmen nicht jeden!“, betont er. Bevor ein Kandidat angebunden werde, sei eine zweitägige Schulung und ein erfolgreich bestandener Test Voraussetzung. „Ziel ist es, alle Partner innerhalb eines Jahres zu einer 34f-Zulassung zu führen. Unser ‚Haftungs- dach Basis‘ soll Vermittler wieder an das Fondsgeschäft heranführen.“ Investmentfonds und fondsbasierte Vermögensverwaltungen seien im derzeitigen Kapitalmarktumfeld ein ideales Instrument zum Vermögensaufbau und für die Altersvorsorge. „Deshalb finde ich es so schade, dass sich viele Vermittler nicht mehr an Fonds herantrauen, weil sie die schärfere Regulierung fürchten. Diese Angst wollen wir ihnen mit unserem Angebot neh- men. Wenn sie das Fondsgeschäft wieder für sich entdeckt haben, sollen sie sich um eine 34f-Erlaubnis bemühen. Unser ‚Haftungsdach Basis‘ ist nur ein erster Schritt.“ Grabmaier ist sich im Klaren darüber, dass die angesprochenen Berater zumindest formal meist keine hohe Qualifikation aufweisen. Für JDC ist das auf den ersten Blick durchaus riskant, schließlich haftet das Unternehmen im Fall der Fälle für die Beratungsfehler der vertraglich gebundenen Vermittler. „Wir stel- len diesen Beratern bewusst ein eingeschränk- tes Produktportfolio zur Verfügung, bei dem es in der Vergangenheit zumindest in unserem Haus noch nie einen Haftungsfall gab“, sagt Grabmaier. „Zum einen ist das die Vermitt- lung von fondsgebundenen Vermögensver- waltungen, für die ja ohnehin der Ver- mögensverwalter die Verantwortung für die Anlageergebnisse trägt, und zum an- deren die DWS-Riester-Angebote, bei denen ein Haftungsfall in der Praxis ebenfalls nur schwer vorstellbar ist.“ Mit der BaFin abgestimmt Die Vermittlung von Einzelfonds ist ihnen bislang untersagt. Ob das in Zu- kunft möglich sein wird, etwa bei ver- mögensverwaltenden Mischfonds, soll sich mit der Zeit zeigen. Entscheidend seien da in erster Linie die Gespräche mit der Finanzaufsicht, sagt Grabmaier. „Wir haben uns bei der Entwicklung unseres Angebots bewusst sehr eng mit der BaFin abgestimmt. Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Unser ‚Haftungsdach Basis‘ ist kein Umgehungstatbestand – wir wollen nicht die Vorgaben des 34f aushebeln. Die BaFin ist mit unserem Vorgehen ausdrücklich einverstanden.“ Die enge Abstimmung mit der Aufsicht ist Grabmaier zufolge auch der Grund dafür, warum das Angebot erst im Som- mer startete – und nicht schon im Ja- nuar, als Tausende Vermittler plötzlich ohne Gewerbeerlaubnis dastanden. „Wir wollten lieber gründlich statt besonders schnell sein“, sagt er. Ein Risiko für Jung, DMS & Cie. birgt das „Haftungsdach Basis“ dennoch, zeigt das Bei- spiel des Wettbewerbers BCA. Dessen Toch- ter Bank für Vermögen (BfV) hat ebenfalls mehrere Haftungsdachstufen, je nach Quali- fikation des Vermittlers. Das veranlasste die „Wirtschaftswoche“ im vergangenen August zu einem Artikel, in dem es unter der Über- schrift „Dubiose Finanzvermittler auf Kunden losgelassen“ hieß, bei der BfV seien „mög- licherweise Berater tätig, die nicht über die gesetzlich vorgeschriebene Qualifikation ver- fügen“. Das sei ein Fall für die BaFin. Die Vorwürfe entpuppten sich zwar als falsch (sie- he hierzu den Artikel „Kollateralschaden“ in FONDS professionell 3/2014), den Reputa- tionsschaden hatte die BCA aber dennoch. Grabmaier muss hoffen, dass ihm ähnliche Presse erspart bleibt. BernD MiKoSCH | FP Jung, DMS & Cie. wirbt mit dem „Haftungsdach Basis“ um Fondsvermittler, denen die nötige Gewerbeerlaubnis fehlt – und muss sich gegen Kritiker wehren. Ausweg für 34f-Verweigerer Sebastian Grabmaier, Jung, DMS & Cie.: „Unser ‚Haftungsdach Basis‘ soll Vermittler wieder an das Fondsgeschäft heranführen.“

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