FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

172 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 vertrieb & praxis I bausparen als nebengeschäft Foto: © Ivonne Wierink | Dreamstime.com D as Image des Bausparvertrags ist … wie soll man es sagen? Nun, niemand filmt die Unterzeichnung eines solchen Vertrags mit seiner Helmkamera. Die Red- Bull-Generation dürfte diese Sparform wohl bestenfalls als spießig empfinden. Den Anbietern – den neun Landes- bausparkassen und den zwölf pri- vaten Instituten – ist das Spießer- image allerdings kein bisschen peinlich. Im Gegenteil, sie machen sich ihr Kleingärtnerrenommee in Werbespots sogar noch zunutze. Gar nicht kleinbürgerlich, sondern eher gehoben kommt dagegen der Slogan daher, mit dem der Maklerpool Fonds Finanz seit einiger Zeit für das vermeintlich angestaubte Finanzierungsinstrument wirbt. Nicht lediglich „Bausparen“, nein „Bausparen der Premium- klasse“ heißt die Rubrik, unter der Ver- mittler bei dem Münchner Maklerservice alles zum Thema finden: allgemeine Informationen sowie Tarife, Antrags- und Zusatzformulare von immerhin sechs der neun privaten darauf spezialisierten Kre- ditinstitute. Selbstbewusste Anbieter Maklerpools, die gezielt für Bausparver- träge werben – das ist neu und springt ins Auge. Da drängt sich der Gedanke auf, die in den vergangenen Jahren in die Kritik gerate- nen und von Verbrau- cherschützern viel ge- scholtenen Bausparkas- sen suchten nach neuen Werbekonzepten. Und trommelten daher über die Pools. Doch weit gefehlt. „Es ist keines- wegs so, dass sich die Bausparkassen in letzter Zeit verstärkt an uns wenden“, erklärt Nina Schäfer, Abteilungsleite- rin Baufinanzierung und Bankprodukte bei Fonds Finanz. Und auch bei anderen Maklerpools herrscht die einhellige Meinung: Die Institute haben forcierte Wer- bung gar nicht nötig. Für die 21 deutschen Bausparkassen sind vor gut drei Jahren turbulente Zeiten angebro- chen. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus sei Bausparen so unattraktiv wie nie, erklären Verbraucherschützer. Daher raten sie in den Medien von den Ver- trägen ab und empfehlen stattdessen Banksparpläne, die ein klein wenig höhere Zinsen bringen. Die hohe Ge- bühr, die beim Abschluss eines Bau- sparvertrags fällig wird, vernichte einen Gutteil der Erträge, niedrige Sollzinsen würden mit mick- rigen Sparzinsen erkauft, nörgeln die Kritiker. Und seit 2013 machen die Bau- sparkassen negati- ve Schlagzeilen, weil sie stattlich verzinste Altverträge kündigen. Verstärktes Interesse Bei so viel Kritik – sei diese nun berechtigt oder nicht – müssten den Bausparkassen die Kunden eigentlich in Scharen davon- laufen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. „Wir bemerken gerade, dass Vermittler ver- stärkt auf uns zukommen und Interesse an Bausparprodukten anmelden“, sagt Carsten Peters, Leiter Baufinanzierung und Bauspa- ren beim Maklerpool Netfonds. Der Grund dafür: Bei den Kunden der Berater steht die vermeintliche Kleinbürgerfinanzierung hoch im Kurs. Auch ein Blick auf die Neuabschlüsse der 21 Bausparkassen zeigt, dass von einem massi- ven Schwund der Klien- tel keine Rede sein kann: Zwar fiel das Neuge- schäft 2014 mit 2,9 Mil- lionen Verträgen gegen- über dem Vorjahr schwä- cher aus – 2013 hatten die Institute 3,5 Millio- nen neue Abschlüsse ge- tätigt –, insgesamt sind die Zahlen aber relativ stabil. Freie Anlagebera- ter tun also gut daran, Nicht nur für Spießer Sparen für die eigenen vier Wände: Die erste deutsche Bauspar- kasse wurde 1886 in Bielefeld gegründet. Sie gelten als angestaubt und bieten mickrige Zinsen. Doch Bausparverträge haben durchaus ihre Berechtigung – und versprechen Beratern Zusatzeinnahmen. Neuabschlüsse der Bausparkassen Das Neugeschäft der zwölf privaten Bausparkassen und der Landesbausparkassen ist trotz des niedrigen Zinsniveaus seit der Finanzkrise relativ stabil geblieben. Quelle: Verband der Privaten Bausparkassen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 0 1 2 3 4 5 6 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 73,6 Mrd. Euro 3,3 Mio. Verträge 106,5 Mrd. Euro 106,1 Mrd. Euro 4,9 Mio. Verträge 95,4 Mrd. Euro 2,9 Mio. Verträge Mio. Verträge Mrd. Euro Vertragsanzahl Vertragssumme

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