FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2015

116 www.fondsprofessionell.de | 3/2015 markt & strategie I smar t beta Foto: © Katarzyna Bialasiewicz | Dreamstime.com D er Nobelpreisträger William Sharpe konnte von dem Konzept bisher allem Anschein nach noch nicht überzeugt werden: „Wenn ich schon den Begriff ,Smart Beta‘ höre, kommt’s mir hoch“, schimpft der emeritierte Wirtschaftsprofessor der Univer- sität Stanford. Der Unmut des Ökonomen zielt auf die jüngste Mode im Investment- geschäft: Anbieter setzen Börsenbarometer in der Hoffnung neu zusammen, damit etablierte Indizes wie Dax, S&P 500 oder Euro Stoxx zu übertreffen – diesmal allerdings „smart“. „Beta“ steht für „Markt“, wer nur einen Dax-ETF kauft, investiert demnach in (stupid) Beta. Nicht alles heißt übrigens „Smart Beta“, man findet auch „Strategic Beta“, Scientific Beta“ oder „Fundamental Indexing“ auf dem Markt. Das Konzept der „intelligenten Indizes“ beruht laut Shar- pe aber im Grunde nur darauf, die ver- meintliche Dummheit anderer Marktteil- nehmer auszunutzen. So eine Strategie könne nicht dauerhaft erfolgreich sein. Ganz anders sieht das Nouriel Roubini. Der Wirtschaftswissenschaftler und Crash- Prophet preist Smart-Beta-Strategien als die „Zukunft des Asset Managements“. Denn die- ser regelbasierte Ansatz meide einige der großen Nachteile sowohl von aktiven als auch von passiven Investments. Die beiden Stim- men zeigen, wie sehr das Thema Smart Beta die Finanzwelt spaltet. Doch was verbirgt sich überhaupt hinter Smart Beta? Was sind die Argumente für und wider Investments in „intelligente“ Indizes? Ursprünglich steckt dahinter die Idee, die Mängel von Börsenbarometern auszumerzen. Während etwa die Zusammensetzung des Veteranen Dow Jones Industrial Average von einem Komitee mehr oder weniger nach Gut- dünken bestimmt wird, weisen Barometer wie der deutsche Leitindex Dax klare Regeln für Mitgliedschaft und Gewichtung aus. „Im Ver- gleich zum ursprünglichen Dow Jones ist schon der S&P 500 ein Smart-Beta-Index“, sagt Andreas Beck, Leiter des Instituts für Vermögensaufbau. Angriff auf Aktive Einen Schub bekam das Austüfteln neuer Börsenbarometer mit dem Aufkommen der ETFs, die günstig und transparent einen Index kopieren. Statt einfach nur den Markt abzu- bilden, ließe sich mit ausgefeilteren Indexkon- struktionen doch eine Mehrrendite erzielen, so die Idee. „Bislang boten ETFs vor allem ein günstiges Ticket für verschiedene Märkte. Doch mit Smart Beta entstand eine neue Generation, die das aktive Fondsmanagement bedrängt“, sagt Hector McNeil, Europa-Co- Chef des ETF-Anbieters Wisdom Tree. Das erklärt auch den heftigen Widerspruch, der dieser Neuentwicklung entgegenschlägt. Verfechter des passiven Investments ver- weisen darauf, dass viele Portfolioverwalter den Markt ohnehin nicht schlagen. „Die meisten Manager hangeln sich nur an ihrem Vergleichsindex entlang“, lästert McNeil. Aber selbst Manager, die fernab ihrer Bench- mark nach Chancen suchen, greifen immer häufiger zu denselben Wertpapieren. Auf diesen Herdentrieb weist der Internationale Währungsfonds in seinem Finanzstabi- litätsbericht hin (siehe Grafiken Seite 118). Hintergrund könnten die Niedrigzinspolitik der Notenbanken und die Geldschwemme sein. Diese verschärften besonders unter Publikumsfonds die Jagd nach Renditen, so der Währungsfonds. Die Zweifel an der Leistung aktiver Manager wecken bei vielen Anlegern den Wunsch nach Alternativen – und ebnen den Weg für Smart-Beta-Produkte. Um einen Mehrwert gegenüber der Marktren- dite zu erzielen, müssen die Konstruktio- nen nicht einmal besonders ausgefeilt sein. Die Passiven gehen zum Angriff über: Mit Smart-Beta-Indizes brechen ETFs in die Domäne aktiver Manager ein. Doch viele Strategien müssen sich erst beweisen. Passiv, aber schlau Finanzwissenschaftler und Indexanbieter tüfteln an neuen Börsenbarometern. Smart-Beta-ETFs sollen für Investoren bei geringen Kosten höhere Renditen einfahren – ohne dass man dafür etwas tun müsste. Vermögen nach Strategien Alternative Indexstrategien konnten in Europa bereits viel Geld einsammeln. Am beliebtesten sind Produkte, die sich an Funda- mentaldaten orientieren. Stand: Ende Juni 2015 | Quelle: Bloomberg, Lyxor Risikofaktoren 4,6 Mrd. Euro Faktor- Allokation 1,6 Mrd. Fundamental 4,7 Mrd. Euro

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