FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015

89 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 weise Rentenanteil in seinem Multi-Asset- Fonds ist. Kaldemorgen: Ich will gar nicht verleugnen, dass die Aktie sicherlich die attraktivste Assetklasse ist. Unglücklicherweise ist sie aber keine risikofreie Assetklasse. Aus die- sem Grund muss ich innerhalb eines Total- Return-Portfolios natürlich immer eine aus- reichende Balance zwischen risikoreichen Anlagen und risikoärmeren Investments im Auge behalten. Diese Überlegung bestimmt im Wesentlichen die Quote, die ich in Aktien investieren kann – in einem Markt, der ak- tuell von einer extrem hohen Volatilität gekennzeichnet ist. Aus einer Makroperspek- tive betrachtet lassen sich diese Risiken schon dadurch erheblich reduzieren, dass ich Schwellenländer meide und möglichst in europäische und amerikanische Aktien in- vestiere. Denn Unternehmen aus diesen Regionen werden sicherlich mit einer von geringeren Wachstumsraten geprägten Situa- tion sehr viel besser umgehen können als Unternehmen aus Schwellenländern. Ich bevorzuge vor allem konsumnahe Werte, die einen gewissen defensiven Charakter auf- weisen. Ich würde dagegen solche Unterneh- men meiden, die gerade hohe Investitions- ausgaben vor sich haben, aber auch Aktien aus Branchen wie Energie und Rohstoffe. Aktuell sind knapp 40 Prozent des Fonds in Aktien investiert. Sauren: Was die andere Assetklasse an- geht, haben Sie vor Kurzem in einem In- terview geäußert, dass die Alternative zu Aktien derzeit eher im Cashbereich zu fin- den ist, weniger bei Anleihen. Wie ist das zu verstehen? Kaldemorgen: Im Grunde spielt es derzeit ei- gentlich keine Rolle, ob man in Cash oder Anleihen investiert. Denn in der aktuellen Niedrigzinsphase ist der damit zu erzielende Ertrag ja nahezu der gleiche. Was ich mit die- ser Äußerung gemeint habe, ist die Tatsache, dass ich es derzeit bewusst vermeide, eine zu hohe Duration und die damit verbundenen Risiken auf der Bondseite meines Portfolios zu haben. In diesen Tagen muss man als Fondsmanager einfach akzeptieren, dass rei- ne Geldmarktanlagen einen negativen Ertrag aufweisen. Deshalb versuche ich durch eine bewusste Mischung von kurz laufenden Staatsanleihen, sozusagen als Cash-Alterna- tive, auf der einen Seite sowie ausgewählten High-Yield-Anlagen und Anleihen aus dem Energiesektor auf der anderen Seite einen angemessenen Ertrag zu erzielen. Gerade Letztere haben ja zum Teil erheb- liche Kursrückgänge erlitten. Heuser: Herr Huber, Sie scheinen die Situation durchaus etwas anders zu beurteilen, wenn es immer noch stimmt, dass Sie rund 40 Prozent Ihres Rentenportfolios in Cash halten. Oder sind Sie mittlerweile auf interessante Alternativen gestoßen? Huber: Für meine Rentenportfolios stimmt die Zahl nach wie vor, wir halten darüber hinaus rund 25 Prozent im soge- nannten Cross-Border-Segment von Un- ternehmensanleihen, also eine Mischung aus „BBB“- und „BB“-gerateten Unter- nehmensanleihen, um darüber eine Art Balanced-Risk-Portfolio zu erhalten. Aber wir brauchen die hohe Cashquote, denn wir sehen durchaus Liquiditätspro- bleme auf die Kapitalmärkte zukommen. Die Banken ziehen sich immer stärker als Market Maker zurück, und daher könnte es zu einem erheblichen Druck kommen. Sauren: Meinen Sie Druck auf den Sektor der Unternehmensanleihen? Huber: Ganz genau. Und wenn es dazu kommt, dann wollen wir als Contrarian-In- vestor natürlich genügend liquide Mittel be- reithalten, um sich bietende Chancen ergrei- fen zu können. In dieser Rolle mögen wir ge- rade solche Investments, die von anderen be- wusst gemieden werden. Ich habe beispiels- weise begonnen, Aktien aus dem Rohstoff- sektor wie etwa Freemont oder Anglo Ameri- can zu kaufen. Außerdem bin ich jüngst erst in eine Anleihe von Petrobras eingestiegen, die eine Rendite von 9,3 Prozent aufweist. Wichtig für mich ist dabei lediglich die Zu- versicht, dass die Anleihe auch tatsächlich zurückgezahlt wird. Was in der Zwischenzeit passiert, ist für mich nicht entscheidend. Kaldemorgen: Wenn man als Investor tat- sächlich angemessen bezahlt wird für die Risiken, die man eingeht, dann kann so etwas durchaus ein interessantes Investment sein, zumindest auf der Bondseite. Am Aktien- markt kann es sich allerdings als erheblich schmerzlicher herausstellen, als Contrarian zu agieren, also gegen den Strom zu schwim- men. Ich kenne einige Kollegen, die noch vor zwei, drei oder vier Monaten verstärkt in Energie- und Rohstoffaktien investiert ha- ben. Deren Risikoappetit ist mittlerweile, so glaube ich, deutlich geringer geworden. Huber: Man muss natürlich den richtigen Zeitpunkt erwischen. Eine solche Strategie ist keine Frage der Qualität eines Unterneh- mens, das hinter einer entsprechenden Aktie steht. Denn man muss sich doch einmal die Frage stellen, was eine sogenannte Qualitäts- aktie eigentlich ist. Im Grunde doch meist Cormac Weldon: „Besondere Bewegungen in den Rentenmärkten sind natürlich von besonderer Bedeutung auch für die Aktienmärkte.“ » Man muss sich doch die Frage stellen, wem man denn wohl eher trauen sollte: den Politikern, den Zentralbankern oder den Unternehmenslenkern? Ich ziehe es jedenfalls vor, Aktien zu halten anstelle von Papiergeld oder Schuldscheinen. « Olgerd Eichler, Mainfirst AM

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