FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015

Ist das Private-Banking-Geschäft auch dann profitabel, wenn Sie es als einzel- nen Bereich betrachten? Ja, absolut. Natürlich ist dieses Geschäft in Österreich besonders wettbewerbsintensiv, was die Konditionen betrifft, es gibt im Markt einige sehr aggressive Teilnehmer. Trotzdem können wir hier vernünftige Margen erzielen, wir bewegen uns im Schnitt etwa im Bereich zwischen 0,6 und 1 Prozent. Wir haben Kun- den, die uns 200 Millionen Euro anvertrauen, bei anderen ist eine halbe Million Euro, dem- entsprechend gibt es natürlich Unterschiede. In Zeiten, in denen aufgrund der Marktent- wicklung die Per- formance nicht überbordend sein kann, ist die Fee natürlich immer ein Thema. Die Kun- den haben sich al- lerdings mittlerwei- le daran gewöhnt, dass sie die Marge auch dafür zahlen, dass man ihr Ver- mögen in sehr schwierigen Zeiten erhält. Und die Qualität und die Güte eines Vermö- gensverwalters zeigen sich vor allem in der Krise. Wenn man die Verluste im Rahmen einer Krise in Grenzen hält, leistet man für den Kunden sehr viel. Das Bewusst- sein der Kunden für diese Leistung ist auch deutlich gestiegen. Natürlich muss unser Ziel trotzdem darin bestehen, das Vermögen der Kunden vernünftig zu vermehren. Wie viel Vermögen wird aktuell im Private Banking betreut? Wir haben im Private Banking derzeit mehr als 1.000 Kunden und betreuen zwischen 2,5 und drei Milliarden Euro. Wir wollen das Geschäft ausbauen und dabei nicht nur organisch wachsen. Wenn es am Markt Teilnehmer gibt, die dieses durchaus aufwendige Ge- schäft veräußern möchten, sind wir interessiert. Aktuell sehen wir uns in al- len Geschäftsbereichen nach möglichen Übernahmekandidaten um. Wenn es eine KAG zu kaufen gibt, dann sehen wir uns auch diese an. Wir waren etwa auch sehr intensiv im Gespräch mit der Volksbanken KAG. Bis zum Schluss lieferten wir uns wirk- lich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Union Investment. Da ging es um ein Volumen von mehr als fünf Milliarden Euro. Und wir sind auch interessiert, wenn jemand seine Depot- bank wechseln möchte. Wir können dieses Geschäft, und daher werden wir dort auch weiter wachsen. Ich glaube, dass wir histo- risch gesehen im Depotbank- und Fondsge- schäft besonders stark sind. Wir haben ja auch bei meinem früheren Arbeitgeber 80 Prozent der Spezialfonds über die Semper Constantia administriert, weil die Effizienz der KAG sehr hoch ist. In diesen Bereich wird auch laufend weiter investiert, während sich andere Markt- teilnehmer zurückziehen und keine Spezial- fonds mehr anbieten wollen. Im Private Banking gibt es allerdings kaum potenzielle Verkaufskandidaten. Das ist sicher das Problem. Trotzdem glaube ich, dass es in den kommenden Jahren einen Konzentrationsprozess geben wird. Die Valartis Bank wird aktuell als Über- nahmekandidat gehandelt, haben Sie Interesse? Da das Angebot nicht so groß ist, sieht man sich natürlich alles an, was auf den Markt kommt. Würde die Valartis Bank überhaupt zur Semper Constantia passen? Das ist nicht so leicht zu sagen. Man müsste sich etwa die Kundenstruktur ansehen, wir ha- ben den Fokus auf dem österreichischen Markt, und die Valartis Bank hat sehr viel Offshore-Geschäft, ich weiß nicht, ob das ins- gesamt wirklich zu uns passen würde. Sie verfügen auch auf der Invest- mentfondsseite über einige ei- gene Produkte. Wie wird es in diesem Bereich in Zu- kunft weitergehen? Wir sehen unser Potenzial vor allem auf der Immo- bilienfondsseite, wo die Bank über enorm viel Know-how verfügt. Diese Expertise wer- den wir auch ausbau- en. Richtig struktu- rierte Immobilien- fonds bieten dem Anleger etliche Vor- teile, dies zeigt sich auch wieder in der aktuellen Marktpha- se. Wenn man in den Immobilienmarkt inves- tiert, ist das Vehikel meiner Meinung nach entscheidend. Leute, die Einzelinvestments tätigen oder jetzt Zinshäuser kaufen, sind spät dran, der breite Markt ist überkauft. Viele Leute, die wir in diesem Markt kennen, sind aktuell wieder auf der Verkäufer- seite. Ich glaube, dass manchen Anlegern bei Einzelinvestments die Risiken nicht bank & fonds I bernhard ramsauer | semper constantia privatbank ag 206 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 Foto: © Marlene Fröhlich » Wir wollen das Geschäft ausbauen und dabei nicht nur organisch wachsen. Wenn es am Markt Teilnehmer gibt, die dieses durchaus aufwendige Geschäft veräußern möchten, sind wir interessiert. « Bernhard Ramsauer, Semper Constantia

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