FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015

bank & fonds I bernhard ramsauer | semper constantia privatbank ag 204 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 Foto: © Marlene Fröhlich D er Wechsel Bernhard Ramsauers von der Deutschen Bank Öster- reich zur Semper Constantia Pri- vatbank sorgte Anfang des Jahres für Auf- sehen. Ramsauer, einst Mitgründer der Bank Sal. Oppenheim jr. & Cie. (Öster- reich) AG, blieb auch nach der Übernah- me des Nobelinstituts durch die Deutsche Bank im Jahr 2009 Vorstandsvorsitzender, um seine Arbeit unter der Flagge von Deutschlands größter Bank fortzusetzen. Umso überraschender erfolgte dann der Wechsel zu Semper Constantia, bei dem er auch seine bisherigen Vorstandskolle- gen Ulrich Kallausch und Harald Fried- rich mitnahm. Als neuer Vorstandsvorsit- zender der im mehrheitlichen Besitz der Industriellen Hans Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg befindlichen Constantia Privatbank ist Ramsauer nun für die künf- tige strategische Ausrichtung des Instituts in den Bereichen Private Banking, Asset Management, Depotbank und Fondsplatt- form verantwortlich. Im Gespräch verrät Ramsauer, der sich auch selbst an der Bank beteiligen wird, welche Pläne er für das Haus hat. Herr Dr. Ramsauer, Sie sind nicht nur von der Deutschen Bank Österreich AG zur Semper Constantia gewechselt, son- dern wollen sich auch an der Bank be- teiligen. Ist aktuell ein guter Zeitpunkt, sich in eine Bank einzukaufen, wenn man allein an die immer weiter steigen- den regulatorischen Anforderungen an die Banken denkt? Dr. Bernhard Ramsauer: Im Bereich der Risi- kokontrolle und der Compliance sind die Anforderungen natürlich deutlich gestiegen, allerdings schadet das auch nicht. Wir müssen damit klarkommen und tun dies auch. Als für die Branche schlimmer empfinde ich das Thema Bankenabgabe. Davon sind wir als Semper Constantia Privatbank aufgrund unserer Größe zwar noch nicht betroffen, als Vizepräsident des Bankenverbandes teile ich allerdings das Leid der betroffen Mitglieds- banken. Die betroffenen Banken tun sich durch die Abgabe deutlich schwerer beim Eigenkapitalaufbau und damit auch bei der Kreditvergabe. Die strengeren regulatorischen Anforde- rungen drücken allerdings auch auf die Marge. Natürlich müssen sich alle über ihre Ge- schäftsmodelle Gedanken machen. Man- che Geschäftsmodelle verstehe ich auch noch nicht ganz, weil sich diese aus mei- ner Sicht nicht wirklich rechnen können. Für uns kann ich jedenfalls sagen, dass wir groß, aber auch flexibel genug sind, um mit diesen veränderten Rahmenbedin- gungen umgehen zu können. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass ich mich für die Semper Constantia entschieden habe. Da der Gesamtvorstand ja auch vorhat, sich mit bis zu 21 Prozent an der Bank zu be- teiligen – die FMA muss dem allerdings noch zustimmen –, haben wir uns natür- lich sehr genau angesehen, ob die Struk- tur der Bank nachhaltig ist. Wie sieht die Struktur der Bank aus? Wir sind eine österreichische Privatbank mit Schwerpunkt österreichische Kunden, wir haben zwar auch ausländische Klien- tel, 80 Prozent der Privatkunden sind al- lerdings Inländer. 25 Prozent des Geschäfts entfallen auf das klassische Private Banking und 75 Prozent auf die Bereiche Depotbank und Investmentfonds. Ich fühle mich mit die- ser Aufteilung ganz wohl. Wir wollen auch in allen Bereichen wachsen, wobei ich der Mei- nung bin, dass wir proportional im Private Banking mehr Potenzial zum Ausbau haben. Wenn sich das Verhältnis in Zukunft auf 30 zu 70 verschiebt, bin ich nicht unglücklich. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass wir ein diversifiziertes Geschäftsmodell haben. Die Semper Constantia gibt an, rund elf Milliarden Euro zu verwalten. Wie teilt sich dieses Vermögen auf? Wie viel Geld ist „under Management“ und wie viel „under Administration“? Die Margen sind ja unterschiedlich hoch. Das Depotbankengeschäft ist ja nicht unren- tabel, schließlich arbeiten im Depotbank- und Investmentfondsbereich deutlich weniger Leu- te. Von der Cost-Income Ratio her verdienen wir dort in etwa gleich viel wie im Private » Die Haupteigentümer Hans Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg haben eine ganz klare Er- wartung, was die Profi- tabilität der Bank betrifft, wo diese allerdings genau herkommen soll, dafür gibt es keine Vorgabe. « Bernhard Ramsauer, Semper Constantia Semper Constantia Die Semper Constantia Privatbank (ehemals Constantia Privatbank AG) wurde 1986 von der Industriellenfamilie Turnauer gegründet und befand sich bis 2008 im Besitz von Christine de Castelbajac, der Tochter von Herbert Turnauer. Aufgrund der engen Verstrickung mit der Im- mofinanz AG beziehungsweise der Immoeast AG und ei- nes Liquiditätsengpasses im Zug der Wirtschaftskrise 2008 wurde die Bank im Oktober 2008 von der Aviso Gamma GmbH, einer Tochter der fünf größten österrei- chischen Banken (Bank Austria, Erste Bank, RZB, Övag und Bawag), übernommen. Der österreichische Staat bürgte dabei für 400 Millionen Euro. Mitte 2010 wurde die Bank von den derzeitigen Eigentümern Hans Peter Haselsteiner und Erhard F. Grossnigg übernommen. „Wir wollen nicht nur org Dr. Bernhard Ramsauer wechselte Anfang des Jahres von der Deutschen Bank Österreich zur Semper Constantia Privatbank , übernahm dort den Vorstandsvorsitz und will sich auch an dem Institut beteiligen. Im Interview erklärt er, welche Pläne er für die unterschiedlichen Geschäftsbereiche der Privatbank hat.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=