FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015

166 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 vertrieb & praxis I fondsplattformen Foto: © Hello Bank E rnst Huber kann zufrieden sein: Nach drei Jahren als Vorstandssprecher der DAB Bank kehrte er dieses Jahr als Vorstandschef zur direktanlage.at zurück, und schon bietet sich ihm eine Wachstumschance, wie man sie am wettbewerbsträchtigen öster- reichischen Markt wohl nicht mehr so schnell sehen wird. Erst Ende des vergangenen Jahres übernahm bekanntlich die französische Groß- bank BNP Paribas die DAB Bank und somit auch die direktanlage.at . Im Sommer erfolgte dann das Rebranding zur Hello Bank, und fast zeitgleich gab einer der größten heimischen Konkurrenten, die Erste-Tochter Brokerjet, bekannt, dass ihr Eigentümer das Geschäft des Onlinebrokers einstellt. Für Huber und den französischen Eigentümer seines Arbeit- gebers ist das ein Glücksfall, denn es geht ins- gesamt um 37.000 Depots und ein Volumen von einer Milliarde Euro aufwärts, das nun potenziell frei wird. Zwar versucht die Erste Bank, die bisherigen Brokerjet-Kunden für ihr neues Onlinebanking namens George zu begeistern, wie man im Markt hört, allerdings mit eher bescheidenem Erfolg. Die Brokerjet-Depots sind nicht nur aus Sicht des Retailbankings interessant. Walter Larionows, der Leiter des B2B-Bereichs bei der Hello Bank, weist darauf hin, dass auch einige Wertpapierunternehmen beziehungs- weise Vermögensverwalter zu den Kunden von Brokerjet zählten. Und allein aus diesem Bereich konnte die Hello Bank bis Anfang September Depotübertragungen mit einem Volumen von insgesamt mehr als 30 Millio- nen Euro erzielen. Zähle man die Privatkun- den hinzu, liege das Volumen noch deutlich höher. Larionows: „Der Sondereffekt durch Brokerjet spielt uns natürlich in die Hände. Wir kommen dadurch zu neuen Kunden, die wirklich sehr aktiv imWertpapierbereich tätig sind.“ Angesichts der ehrgeizigen Ziele, die sich die Hello Bank gesteckt hat, kommen die Brokerjet-Depots gerade zum richtigen Zeit- punkt. Immerhin will die BNP-Paribas-Toch- ter 20.000 Neukunden pro Jahr gewinnen und in fünf Jahren Österreichs führende Digital- bank sein. Im Wertpapierdepotbereich liegt das betreute Volumen derzeit bei 4,3 Milliar- den Euro. 35 Prozent davon entfallen auf den B2B-Bereich, wo man insgesamt 130 konzes- sionierte Partner vorweisen kann, 85 davon kommen aus Österreich, und ein Drittel sind Vermögensverwalter. Das Ziel von Huber ist es, bezogen auf das Volumen der Kunden, unter die Top zwei zu kommen, noch lieber wäre es ihm natürlich, sich als Spitzenreiter zu positionieren und die Basis von derzeit 70.000 Kunden deutlich zu verdoppeln. Ganz so einfach dürfte das aber nicht sein, denn im B2B-Bereich kämpfen sieben Fondsplattfor- men um die Gunst der Wertpapierfirmen. Ne- ben dem Hauptkonkurrenten, der Plattform der Capital Bank, muss man künftig auch jene der Semper Constantia im Auge behalten. Nach dem Einstieg des ehemaligen Deutsche- Bank-Österreich-Vorstandsvorsitzenden Bern- hard Ramsauer bei der Semper Constantia Privatbank könnte sich hier noch einiges tun. So erklärt Ramsauer: „Wir haben eine gute Plattform und arbeiten auch an technologi- schen Verbesserungen, wir wollen das Ge- schäft auch langfristig weiterführen.“ (Siehe auch Interview ab Seite 204) Digitale Vollbank Um die ehrgeizigen Ziel zu erreichen, muss sich die Hello Bank also etwas einfallen las- sen. Huber, der bereits seit Gründung der Bank im Jahr 1995 dabei ist, will das Institut daher von einer reinen Brokerbank zu einer digitalen Vollbank entwickeln. „Mit Girokon- to, Sparbuch, Krediten, Fonds, Aktien und vielem mehr bieten wir künftig die gesamte Bandbreite der Bank- und Finanzdienstleis- tungsgeschäfte an. Mobilität ist dabei ein wichtiger Faktor. Unter Nutzung der neuesten Technologie ermöglichen wir dem Kunden immer den perfekten Überblick über die Fi- nanzen und alle Wertpapiermärkte weltweit“, erkärt Huber seine Strategie. Für den B2B- Bereich könnte diese Entwicklung interessan- te Vorteile bieten, denn eine Kundenberatung imWertpapierbereich möchte man laut Lario- nows auch in Zukunft nicht anbieten. Zwar gibt es in den Filialen das Angebot, in die DJE-Vermögensverwaltung zu investieren, darüber hinaus wurde bisher keine Wertpa- pierberatung angeboten, und daran soll sich auch künftig nichts ändern. Zudem wird auch das Filialnetz voraussichtlich nicht ausgebaut Aus direktanlage.at wird die Hello Bank, Brokerjet wird eingestellt, und mittlerweile kämpfen sieben Fondsplattformen um die Gunst der Vertriebspartner. Plattformen in Bewegung Nach drei Jahren als Vorstandssprecher der DAB Bank kehrt Ernst Huber dieses Jahr als Vorstandschef zur direktan- lage.at zurück und vollzog mit der Bank den Markenwechsel zur Hello Bank.

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