FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015

fonds & versicherung I alexander varga | jung, dms & cie 158 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 Foto: © Günter Menzl M it 500 angeschlossenen Vertriebs- partnern zählt Jung, DMS & Cie. zu den größten bankenunabhängigen Vertriebsgesellschaften in Österreich. Die Tochtergesellschaft der in Deutschland bör- sennotierten JDC Group AG (vormals Aragon AG) fungiert dabei nicht nur für die Vertriebs- partner, sondern auch für die Schwestergesell- schaft Finum Private Finance Österreich so- wie für den steirischen Strukturvertrieb E&S als Haftungsdach. Nachdem es auf Konzern- ebene kürzlich zu einer Neuausrichtung und Namensänderung gekommen ist, traf FONDS professionell den Vorstand der Finum Private Finance Österreich und Vorsitzenden der Geschäftsführung bei Jung, DMS & Cie. Österreich, Alexander Varga, zum Gespräch. Herr Varga, aus der Aragon AG wurde kürzlich die JDC Group AG. Welche Auswirkungen hat die- se Neuausrichtung Ihrer Mutter- gesellschaft auf die Österreich- Töchter? Alexander Varga: Wir wollen unsere angestammten Geschäftsbereiche nicht verlassen, müssen uns aber darüber Ge- danken machen, wie wir auch künftig ertragreich arbeiten können. Mit der Neuausrichtung des Konzerns wurde auf die Veränderungen, die auf uns zukom- men, reagiert. Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, dass sich immer mehr Makler und Vermögensberater aus dem Geschäft zurückgezogen haben. Zum einen passierte das altersbedingt, aber auch deshalb, weil sie mit ihrem Ge- schäft nicht mehr das nötige Einkommen er- zielen konnten. Gleichzeitig mussten wir be- dauerlicherweise zur Kenntnis nehmen, dass junge Berater nicht mehr in der Zahl in die Branche einsteigen, wie wir uns das erhofft haben. Wir sehen uns also einem klassischen Nachfolgeproblem gegenüber. Als wäre dies nicht bereits problematisch genug, hat die Branche auch laufend neue regulatorische An- forderungen zu erfüllen. Die nächsten drei großen Regulierungsbrocken stehen ja bereits vor der Tür. Diese werden das Geschäft für den einzelnen Makler nochmals komplexer und somit auch teurer machen. Sehen Sie abgesehen vom Bereich der Strukturvertriebe noch echte Neueinstei- ger im Vertrieb oder gibt es unter den heimischen Pools und Vertrieben nur noch einen Verdrängungswettbewerb? Dass es im Bereich der Strukturvertriebe Neu- einsteiger gibt, kann ich im Hinblick auf die uns angeschlossene E&S bestätigen. Das be- wusste Abwerben von anderen Pools passiert meiner Meinung nach jedoch bereits seit relativ langer Zeit nicht mehr. Wir sehen bei den Pools sogar wieder eine leicht positive Tendenz. Vor allem im Bereich der Finum gibt es Interesse von Quereinsteigern aus dem mittleren Management anderer Branchen, aber auch von Uni-Absolventen, die eine gewisse Affinität zu den Kapitalmärkten ha- ben. Bei der Finum haben wir derzeit ein Be- raterwachstum von 20 Prozent. Auf Konzernebene hat Ihr Haus neuer- dings das Thema Fintechs aufgegriffen. Wie man hört, möchte die JDC Group künftig als strategischer Investor bei Fin- tech- und Advisortech-Unternehmen am Markt einstiegen. Warum wird man in diesem Bereich aktiv? Wir haben in den vergangenen Monaten eine deutliche Zunahme des Interesses an Fintech- Unternehmen wahrgenommen. Die Finanz- industrie hat erkannt, dass man in diesen Bereich einsteigen sollte. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man macht es selbst oder man kauft ein Unternehmen. Die Wei- terentwicklung des Konzerns im Fintech-Be- reich passt somit strategisch sehr gut. Schließ- lich befinden wir uns in einer Situation, in der die Zahl der Endkunden zwar stabil bleibt, die Anzahl der Berater hingegen eher abnimmt. Als große Organisation haben wir aber die Möglichkeit, Maklern, die ihre Versi- cherungsbestände nicht mehr bearbei- ten können oder wollen, ein Angebot zu machen, ihre Bestände zu überneh- men. Wenn wir Bestände kaufen und diese automatisiert betreuen wollen, brauchen wir aber auch entsprechende Systeme, um die Endkunden zufrieden- stellen zu können. Hier kommen die Fintechs ins Spiel. Lösungen aus dem Geschäftsbereich Advisortech werden Beratern daher zukünftig helfen, ihre Kunden noch besser zu betreuen und im Ergebnis mehr Umsatz zu generie- ren. Die JDC Group wird sowohl eige- ne technologiebasierte Tools zur Ver- triebsunterstützung entwickeln als auch als strategischer Investor in Fintech- und Advisortech-Unternehmen am Markt aktiv sein. Auch die Akquisition bereits etablierter Technologieunternehmen ist denk- barer Teil der Strategie. Der Mensch und Makler wird aber auch zukünftig die wich- tigste Rolle in der Gruppe spielen. Woher stammt eigentlich das Kapital, um Maklerbestände übernehmen zu können? Wir haben in Deutschland eine Anleihe über 15 Millionen Euro erfolgreich platziert. Mit Im Interview erklärt Mag. Alexander Varga , Vorstand der Finum Private Finance Österreich und Geschäftsführung bei Jung, DMS & Cie. Österreich , welche Auswirkungen die Neuausrichtung des Mutterkonzerns – vormals Aragon AG, jetzt JDC Group AG – auf die Österreich-Töchter hat und warum man Maklerbestände aufkaufen möchte. „Wir sehen uns einem klassischen » Wenn wir Bestände kau- fen und diese automatisiert betreuen wollen, brauchen wir auch entsprechende Systeme, um die Endkun- den zufriedenstellen zu können – und hier kommen die Fintechs ins Spiel. « Mag. Alexander Varga, Jung, DMS & Cie.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=