FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015
146 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 fonds & versicherung I fondspolizzen Foto: © Marlene Fröhlich T heoretisch müsste die Fondspolizze für den langfristigen Vermögensaufbau das Mittel der Wahl sein – sie ist steuerlich sehr attraktiv, ermöglicht höhere Renditen als konventionelle Sparformen und bietet auch bei geringem Kapitaleinsatz maximale Diver- sifikation. Praktisch geht das Neugeschäft von Jahr zu Jahr weiter zurück. Für das Jahr 2014 berichtete Towers Watson in seinem „FLV- Update 2014“ von einem Rückgang um 20 Pro- zent gegenüber 2013. Und die Halbjahres- zahlen des Versiche- rungsverbandes lassen (VVO) auch für 2015 keine Trendwende erwarten. „Der Prämienrückgang der fonds- gebundenen Lebensversicherung betrug laut VVO im ersten Halbjahr mehr als sieben Pro- zent“, erklärt der Leiter der Vertriebs- partnerabteilung bei der APK Versicherung, Andreas Promberger. Theoretisch müsste die klassische Lebensversicherung (KLV) in der Käufergunst weit unten rangieren, denn rekordtiefe Zinsen und die Einschränkungen für die Anlagepoli- tik der Versicherer durch Solvency II bieten hier we- nig Spielraum für Fantasie. Praktisch erfreut sich die Klas- sische trotz des auf 1,5 Prozent gesunkenen Garantiezins- satzes weiterhin einer stabilen Nachfrage. Und diese hohe Nachfrage nach den ertragsarmen Produkten lässt auch die Versicherungen wei- ter an der Klassischen festhalten, die Frage ist allerdings: Wie lange noch? Ein möglicher Rückgang des Garantiezinses auf 1,25 Prozent ab 2016 macht die KLV für Kunden und Ver- sicherer immer unattraktiver. „Die Umsetzung von Solvency II und des neuen VAG 2016 er- höht den Eigenkapitalbedarf und die Anfor- derungen an das Risikomanagement massiv und wird die Produktausrichtung weiter be- einflussen“, hofft Promberger nach wie vor auf eine Trendwende für die Fondspolizze. Der Vertrieb präsentiert sich in der Frage geteilt. Während ein Teil der Berater von der Fondsgebundenen überzeugt ist und sich auch bemüht, die Kunden dafür zu erwär- men, akzeptiert der Rest, dass die Anleger derzeit nicht so ohne weiteres zum Ver- sicherungssparen via Fonds zu überreden sind. Wolfgang Staudinger setzt in der Ver- mögensberatung vorrangig auf Fondspoliz- zen mit ungezillmerten Tarifen (siehe Arti- kel auf Seite 152) und gehört damit zur er- sten Gruppe. Er sieht die Versicherungslösung sogar im Vorteil gegenüber reinen Wertpapier- depots: „Dank des Steuervorteils rechnet sich die Fondspolizze, verglichen mit einem herkömmlichen Wertpapierdepot, bereits nach sechs Jahren.“ Über zu wenig Angebot können sich die Berater jedenfalls nicht beschweren. Zwar hat nicht jede Versicherung ungezillmerte Tarife imAngebot, die Auswahl an Fonds steigt jedoch von Jahr zu Jahr und lässt heute keine Wünsche mehr offen. Die jüngste Auswertung von FONDS pro- fessionell zeigt, dass insgesamt 119 (2014: 108) unterschiedliche Fondsanbieter mit 584 Fonds (2014: 307) bei den Versi- cherungen zur Auswahl stehen – so viele wie nie zuvor. Die umfangreichste Liste stellte erstmals nicht mehr die Finance Life – die Uniqa- Tochter hatte in den vergangen Jahren im- mer die größte Auswahl an Fremdfonds angeboten –, sondern die Helvetia Versi- cherung. Vertriebsvorstand Werner Panhau- Die fondsgebundene Lebensversicherung kommt derzeit nicht vom Fleck, trotz einer Reihe von Vorteilen lässt sich damit aktuell kaum Neugeschäft machen. Attraktive Mauer blume Dr. Christian Pabst von Fidelity (links) darf sich freu- en: Keine andere Fonds- gesellschaft ist mit so vielen Fonds bei den Versicherungen gelistet. Das umfangreichste Fondsangebot für Fondspolizzen hat Helvetia-Vorstand Werner Panhauser (rechts) mit 234 unterschiedlichen Fonds zu bieten. Fondspolizzen: Neugeschäft auf Tiefststand Das Neugeschäftsvolumen in der fondsgebundenen Lebens- und Pensionsversicherung (FLV) in Österreich betrug 2014 nur noch 240 Millionen Euro und fiel damit um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Quelle: Towers Watson 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 322 Mio. Euro 130 Mio. Euro 345 Mio. Euro 136 Mio. Euro 195 Mio. Euro 345 Mio. Euro 136 Mio. Euro 195 Mio. Euro 160 Mio. Euro 160 Mio. 20 Mio. Mio. Euro Laufende Beträge Einmalerlag Zukunftsvorsorge 240 Mio. 299 Mio. 387 Mio. 700 Mio. 1.352 Mio. 1.404 Mio. 1.105 Mio. 812 Mio. 677 Mio. 475 Mio. 504 Mio. 436 Mio. 452 Mio. 1.220 Mio.
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