FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2015
I mmobilien gelten gemeinhin als langwei- lige Kapitalanlagen. Das ist der locker verschmerzbare Preis dafür, dass sie in der Regel konstante Erträge abwerfen und in ihremWert vergleichsweise sta- bil sind. Wichtig ist natürlich, dass der Anleger die richtige Anlageentschei- dung getroffen hat und das Invest- ment ordentlich verwaltet wird. In aller Regel funktioniert das recht gut, und deshalb ist das Vertrauen in die Immobilie fast grenzenlos. Aus dem Anlageuniversum ist das „Betongold“ auch nicht wegzudenken. Auf der Über- holspur sind, was die mediale Aufmerk- samkeit betrifft, derzeit (noch) Crowdinvest- mens. Durch einen neuen gesetzlichen Rah- men dürfen nun auch größere Emissionen im Millionenbereich ohne einen aufwendigen Kapitalmarktprospekt durchgeführt werden (siehe dazu auch Seite 140). Eines Tages könnten Crowdinvestments wie selbstver- ständlich ein fester Bestandteil eines diversi- fizierten Portfolios sein. Bis es so weit ist, werden klassische Veranlagungen allein den Gegenpart zu Investmentfonds und Lebens- versicherungen bilden. Zwei aktuelle Ange- bote hat sich FONDS professionell auch diesmal etwas näher angesehen. Fairvesta Alocava Fund XII Nachdem der Vertrieb des Immobilienfonds Mercatus XI im vorigen Sommer beendet war, wurde es relativ ruhig um den Fondsanbieter Fairvesta. Das änderte sich im Juni dieses Jah- res mit dem Verkaufsstart des neuen Fairves- ta-Angebots Alocava Real Estate Fund XII. Der Fonds wurde nach dem deutschen Kapi- talanlagegesetzbuch (KAGB) konzipiert, in dem Deutschland die europäische AIFM- Richtlinie umgesetzt hat. Gemanagt wird die Fondsgesellschaft von der Kapitalverwaltungs- gesellschaft (KVG) Avana Invest. Anders als die meisten Fondsinitiatoren hat Fairvesta kei- ne eigene KVG gegründet. Der externe Part- ner Avana sitzt in München und hat Ende 2013 die BaFin-Erlaubnis zur Verwaltung geschlossener Immobilienfonds erhalten. Die KVG hat voriges Jahr auch die Verwaltung der älteren Fairvesta-Fonds übernommen. Für den Fonds sollen bei Anlegern in Deutschland und Österreich zwischen 100 Millionen und 250 Millionen Euro eingewor- ben werden. Der Mindestzeichnungsbetrag liegt bei 10.000 Euro, das Agio beträgt fünf Prozent. Registertreuhänder ist die Fairvesta Treuhand GmbH. Die Fondsgeschäftsführung und die Verwaltung des Immobilienportfolios obliegen ebenfalls Fairvesta. Im Vergleich zu den früheren Fonds hat der Initiator den Investitionsschwerpunkt verla- gert. Die neue Investmentgesellschaft soll nämlich keine Wohn-, sondern Gewerbeim- mobilien kaufen. Fairvesta setzt jetzt auf Bü- ros und Handelsimmobilien in Deutschland. Die Objekte dürfen laut Anlagebedingungen nicht mehr als die 12,5-fache Jahresnettomiete zuzüglich der Anschaffungsnebenkosten kos- ten. Außerdem plant Fairvesta einen „ständi- gen An- und Verkauf von Immobilien“, ohne im Prospekt auf diese Handelsstrategie näher einzugehen. Da der Fonds noch keine Inves- titionen getätigt hat, beteiligen sich Anleger zunächst an einem Blindpool. Anleger erhalten nur auf expliziten Wunsch laufende Ausschüttungen. Sie können sich laut Prospekt vorbehaltlich ausreichender Liqui- dität jährlich bis zu 6,5 Prozent, bezogen auf ihr Kommanditkapital, auszahlen lassen. Ab Schließung des Fonds beträgt die geplante Fondslaufzeit zehn Jahre. Der prognostizierte Gesamtmittelrückfluss beträgt 225,8 Prozent vor Steuern. Nachvollziehbar ist diese Prognose nicht, weil der Prospekt unter anderem keine Investitionsplanrechnung und auch keine detaillierteren Angaben zum geplanten wirtschaftlichen Ver- lauf enthält. Fairvesta hat auch auf die Darstellung einer langfristigen Wirtschaftlichkeitsrechnung verzich- tet. Die Initiatoren genehmigen sich eine üppige Gewinnbeteiligung von 50 Prozent der Erträge, die über dem Kom- manditkapital und einer Kapitalkonten- verzinsung von 6,5 Prozent liegen. Die Ge- winnbeteiligung ist nominal auf zehn Prozent des durchschnittlichen Fondsvermögens der gesamten Laufzeit begrenzt. Fairvesta hat seit zwei Jahren keine Leis- tungsbilanz und keinen Performancebericht veröffentlicht. Auch im aktuellen Fonds- prospekt wird auf die historische Manage- mentleistung nicht eingegangen. Der Track Record, mit dem Fairvesta wirbt, ist daher nur schwer nachvollziehbar. Die jährlichen Geschäftsberichte der Fonds werden den Anlegern gemäß der Redaktion vorliegenden Informationen nicht zugesen- det, was eher branchenunüblich ist. „Die Ge- schäftsführung informiert die Gesellschafter mindestens einmal jährlich (...) über die Geschäftsentwicklung und die Lage der Ge- sellschaft“ , heißt es im Gesellschaftsvertrag. Ungewöhnlich ist außerdem Paragraf 15 des Gesellschaftsvertrags, in dem eine „besondere Geheimhaltungsverpflichtung“ vorgeschrie- ben ist. Reconcept RE 06 Windenergie Finnland Nachdem die deutsche Chorus-Gruppe die Emission neuer Solar- und Windkraftfonds eingestellt hat, musste sich deren österreichi- scher Vertrieb nach anderen Energieinvest- ments umsehen. Jetzt kooperiert die Wiener WM AG mit Reconcept in Hamburg. Das Unternehmen war früher eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der norddeutschen WKN AG. Sie zählt zu den größten deutschen Pro- sachwerte I aktuelle beteiligungen 144 www.fondsprofessionell.at | 3/2015 Foto: © Roberto1977 – Dreamstime FONDS professionell liefert einen Überblick über die derzeit erhältlichen Sachwertinvestments. Wohneigentum ist das Um und Auf bei österreichischen Privatanlegern. Alternativen dazu gibt es, manche sind aber mit Vorsicht zu genießen. Sachwert radar
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